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Der Tod ist kein Gourmet

Der Tod ist kein Gourmet

Titel: Der Tod ist kein Gourmet Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jean G. Goodhind
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Hals heraushing. »Und ich gönne es Ihnen von ganzem Herzen. Ich war nie besonders scharf auf neckische Spielchen im Schlafzimmer, und Sean im Superman-Outfit hätte ich schlicht zum Kotzen gefunden. Da habe ich schon Ohrenkneifer mit muskulöseren Waden gesehen!«
    Arlene warf ihren blondierten Kopf in den Nacken. Der dünne Lack der feinen Dame schwand und brachte die keifende Tussi zum Vorschein, die sie eigentlich war. »Das sagen Sie nur, weil Sie ihn sich nicht angeln konnten! Aber ich hab ihn gekriegt. Sean und ich, wir waren füreinander geschaffen.«
    »Klar doch«, blaffte Honey zurück. »Zwei Antiquitäten.«
    Arlenes Gesicht wurde puterrot, aber sie war noch lange nicht K. o.
    »Dann sind Sie eben frigide. Mein Sean, der stand noch voll im Saft, das war wohl zu viel für Sie.«
    »Ganz im Gegenteil, Mrs. O’Brian. Ihr Mann stand nicht voll im Saft. Der war überreif, beinahe schon matschig!«, brüllte Honey. Die Worte waren heraus, sie hatte sich nicht bremsen können. Schlagartig verstummten alle Gespräche im Raum. Honey hörte das atemlose Japsen der Leute, die ihren Satz mitbekommen hatten. Und leises Kichern.
    »O je!«
    Arlene funkelte sie wütend an.
    Honey zeigte keine Reue. Ihre Worte hatten herzlos geklungen, aber so sehr sie sich auch bemühte, sie brachte einfach keine Entschuldigung über die Lippen.
    Arlene fand die Sprache als Erste wieder. »Du Scheißkuh!«
    »Blöde Schlampe!«
    Plötzlich umwallte das Parfüm ihrer Mutter Honey wie ein betäubender Nebel. »Hannah! Du bist so gefühllos! Falls du es vergessen hast, Arlene ist frisch verwitwet.«
    Honey drehte die Augen zur Decke. Alte Damen hielten immer zusammen wie Pech und Schwefel.
    »Mein Fehler«, sagte sie. Und das stimmte ja auch irgendwie. Es hatte sie so sehr geärgert, dass Seans Name und der ihre im gleichen Atemzug erwähnt wurden, dass sie vergessen hatte, wo sie war. »Es tut mir leid, das hätte ich wirklich nicht sagen sollen.«
    Arlene schaltete in Sekundenschnelle von Fischweib auf trauernde Witwe um. Ihr Gesicht war nicht mehr zornesrot. Nun flossen die Tränen. Sie tupfte sich die Augenwinkel mit der Ecke eines Spitzentaschentuchs.
    »Ich bin zutiefst betrübt«, hauchte sie und zog die Mitleidskarte.
    »Gerade eben waren Sie das keineswegs«, murmelte Honey.
    »Jetzt bin ich es aber. So ist das mit der Trauer. Sie überfällt einen, wenn man am wenigsten damit rechnet.«
    Das mochte ja sein. Honey wollte es ihr mal glauben. Sie schüttelte den Kopf. »Das war wohl wirklich ungezogen von mir. Ich hätte das nicht sagen sollen. Ich will es wiedergutmachen.«
    Arlene O’Brians Gesichtszüge erstarrten, als hätte jemand auf eine Pausentaste gedrückt. Ihre Tränen versiegten in Bruchteilen von Sekunden.
    »Na gut, dann fangen Sie mal damit an, dass Sie mir einen doppelten Gin mit Eis, Zitrone und nicht zu viel Tonic besorgen. Und holen Sie gleich einen für Ihre Mutter mit. Die hat ihn sich redlich verdient.«

Sieben
    Die Nachricht, dass man in einem riesigen Teddybären einen Toten gefunden hatte, schaffte es sogar in die Sechs-Uhr-Nachrichten.
    Honey verfolgte den Fernsehbericht mit geschlossenen Augen und hörte nur so ungefähr hin. Alte Damen in Autos zu verfrachten und wieder herauszuzerren, das war eine sehr ermüdende Tätigkeit. Und ihnen beim Leichenschmaus zuzusehen war noch schlimmer, weil sie sich fröhlich betranken und Honey nüchtern bleiben musste.
    Neiderfüllt hatte sie zugeschaut, wie die alten Damen Gin, Whisky und den eigens bereitgestellten Champagner hinunterschütteten, den Seans Sohn, ein Herr in den besten Jahren, geliefert hatte, der irgendwas mit Weinhandel zu tun hatte, was genau, hatte sie nicht mitbekommen. Da sie die Fahrerin war, hatte sie sich nur einen einzigen, sehr langsam getrunkenen Wodka und Tonic genehmigt. Danach gab es nur noch Tonic pur – sie trauerte, während alle anderen es sich gutgehen ließen.
    Das holte sie rasch nach, sobald sie ihre Mutter, deren Freundinnen und Bobo, den Katastrophenhund, losgeworden war, das Auto im Parkhaus stand und sie endlich zu Hause auf dem Sofa saß.
    Heute Abend war das Restaurant ausgebucht, und wenn einem ein Hotel gehörte, musste man eben im Notfall mit anpacken. Da gab es keine Ausnahmen. Heute hatte sie den Schwarzen Peter gezogen.
    Nur noch ein Glas Wein, ehe ich meine Schicht antrete, sagte sie sich. Also schenkte sie sich ein Glas australischenShiraz ein, trank es rasch und goss gleich noch eins ein. Zum Wein gab es ein

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