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Der Tod ist kein Gourmet

Der Tod ist kein Gourmet

Titel: Der Tod ist kein Gourmet Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jean G. Goodhind
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über ihr Hotel zu schreiben. Sie müsste ihn vorher lediglich in den begehbaren Kleiderschrank in seinem Zimmer begleiten – bei geschlossenen Türen – im Dunklen – und nackt.
    Nach ihrer Zurückweisung – die sie in wohlgesetzten Wörtern formulierte, die gesittete Hotelbesitzerinnen sonst bestimmt nicht benutzten – war seine scharfe Zunge in Aktion getreten. Leider hatte er nicht damit gerechnet, dassder Chefkoch im Green River ziemlich jähzornig war. C. A. Wright genoss es sehr, wenn Hotelangestellte sich vor ihm im Staub wanden. Nachdem Smudger gedroht hatte, ihm mit dem stacheligen Ende einer Ananas unbeschreibliche Dinge anzutun, hatte der berühmte, hochverachtete und bestgehasste Kritiker eilig das Weite gesucht. Die miese Kritik war nie geschrieben worden, hauptsächlich weil er in seinem Zimmer einen winzigen Ledertanga vergessen hatte, der vor seiner Ankunft nicht dort gewesen war. Honey hatte gedroht, ihn bloßzustellen. »Allerdings lieber mit als ohne den Tanga«, hatte sie ihm mitgeteilt.
    »Ich nehme an, da könnten Sie recht haben«, ließ sich endlich Casper am anderen Ende der Leitung vernehmen, nachdem er ihre Worte reiflich überdacht hatte.
    Honey nahm sich eine weitere Praline – eine weiche, die sie rasch herunterschlucken konnte, ohne dass ihre Worte vernuschelt klangen.
    »Ich habe ganz bestimmt recht«, bekräftigte Honey. »Er war wirklich verhasst.«
    »Das hat mit der Sache nichts zu tun. Wir wollen nicht, dass dieses Verbrechen lange ungelöst bleibt. Kümmern Sie sich drum, Honey. Und zwar so schnell wie möglich. Ich erwarte, dass ich schon bald höre, dass es eine Liste von Tatverdächtigen gibt.«
    »Darauf können Sie wetten. Eigentlich denke ich, dass die Leute Schlange stehen werden, um auf die Liste zu kommen. Die paar, die von ihm keine vernichtende Kritik erhalten haben, haben ihm wahrscheinlich Schmiergeld gezahlt.«
    »So was Ähnliches habe ich auch schon läuten hören«, antwortete Casper leise.
    Sein Tonfall brachte Honey auf den Gedanken, dass Casper wohlweislich über seine eigenen Begegnungen mitdem Kritiker Schweigen bewahrte. »Er scheint sich ja auf einen bestimmten Typ von Menschen konzentriert zu haben«, fügte Casper zu, und sein herablassender Ton deutete an, dass Casper gewiss nicht zu dieser Gruppe gehört hatte. Wright hätte es einfach nicht gewagt.
    Sie ließ sich wieder in die Sofakissen sinken und raffte ihren Mut zu einer Enthüllung zusammen. »Ich glaube, es hatte was damit zu tun, ob man einen begehbaren Kleiderschrank hatte und bereit war, dort im Dunkeln und ohne Kleider mit ihm herumzustehen.«
    »Ah ja.« Wie verdammt unverbindlich! »Ich denke, wir müssen in dieser Sache eisern zusammenhalten.«
    Honeys Augenbrauen schossen in die Höhe. »Wie meinen Sie das?«
    »Wir müssen uns gegenseitig Rückendeckung geben.«
    »Müssen wir das?« Sie dachte darüber nach. Hotelbesitzer plus zutiefst verhasster Gastrokritiker plus schlechte Kritik ist gleich ermordeter Gastrokritiker. Langsam begriff sie, worauf Casper hinauswollte. »Sie haben recht, Casper. Jeder Hotelbesitzer in Bath ist verdächtig, besonders aber diejenigen, die er in den Ruin getrieben hat – und ich denke, das hat er bei ziemlich vielen geschafft.«
    »Genau«, antwortete Casper kühl.
    Doherty rief an, als sie gerade die Pralinenschachtel zusammengeknüllt hatte und sich größte Mühe gab, den Reißverschluss an ihrem Rock hochzuziehen.
    »Wir haben herausgefunden, wo Wright übernachtet hat. Ein gewisser Mr. Dodd vom Laurel Tree Hotel hat ausgesagt, dass er dort gestern Morgen quicklebendig aus dem Haus spaziert ist. Meine Nummer zwei ist hingegangen und hat die Aussage aufgenommen. Nur finden wir nirgends Gepäck, nicht im Hotel und auch nicht bei Wright in der Grube.
    »Und was ist mit dem umweltfreundlichen Totengräber und dem Küster? Haben die jemanden da herumhängen sehen?«
    »Nein.« Er sagte das langsam und bedächtig. Irgendwas arbeitete in ihm.
    »Na, was ist?«
    »Gleich hinter dem Grab ist eine Senkgrube, die früher mit dem Gemeindehaus verbunden war. Seit man die Gebäude an die Kanalisation angeschlossen hat, wird sie nicht mehr benutzt. Im Augenblick nehmen sie sie anscheinend auseinander und wollen das Loch auffüllen. Einer von den Männern, die daran mitarbeiten, wohnt am Ort. Er heißt Ned Shaw. Und er ist vorbestraft.«
    »Wegen Gewalttätigkeit?«
    »Ja, und Vergewaltigung.«

Acht
    Der Tod hatte C. A. Wright in Gestalt eines

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