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Der Tod ist kein Gourmet

Der Tod ist kein Gourmet

Titel: Der Tod ist kein Gourmet Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jean G. Goodhind
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Polizeiarbeit für alles Mögliche offen sein und außerdem noch ein Gespür für Körpersprache haben.
    Mary Jane hatte den Kopf in den Nacken gelegt, ihr Mund stand offen, die Augen waren geschlossen. Einen Augenblick lang sah es so aus, als würde sie jeden Moment vom Stuhl rutschen. Daran schien sie nur die Größe des Zimmers zu hindern, denn sie hatte ihre Füße seitlich gegen seinen Schreibtisch gestützt.
    Sie öffnete ein Auge und fragte ihn, ob er eine Taschenuhr besäße.
    Doherty schüttelte den Kopf. »Ich bin völlig digitalisiert.«
    Sie deutete auf seine Armbanduhr, ein schönes Teil aus rostfreiem Edelstahl, das Zeit und Datum anzeigte.
    »Na, dann pendeln sie damit vor meinen Augen hin und her. Lassen Sie sie von einem Finger baumeln. Das könnte funktionieren.«
    Wenn er jetzt zugab, dass er keine Sekunde an diesen Spuk glaubte, würde sich das alte Mädchen sicher aufregen, also spielte er mit. Das Uhrarmband ließ sich nicht ganz öffnen, aber er pendelte damit, so gut er konnte.
    »Sie müssen auch die Worte sagen«, ermahnte ihn Mary Jane.
    »Die Worte?«
    »Sie wissen schon ...«
    Klar. Er kannte die Worte und stählte sich für das, was jetzt zu tun war.
    »In Ordnung. Sie sind müde. Sehr müde. Sie schlafen ein.«
    In seinen Ohren klang das, als wäre er ein rechter Idiot, aber es schien seine Wirkung auf Mary Jane nicht zu verfehlen. Ihre matten blauen Augen bewegten sich im Rhythmus der pendelnden Uhr hin und her.
    »Ihre Lider werden schwerer und immer schwerer. Jetzt schlafen Sie ein.«
    Mary Janes Augen schlossen sich. Es sah ganz so aus, als hätte es funktioniert – was ihn ein wenig überraschte.
    Na ja, vielleicht war es Anfängerglück oder am Ende sogar eine ererbte Fertigkeit. Hatte nicht mal jemand in seiner Familie so was gemacht? Eine solche Begabung an den Tag gelegt?
    Egal. Er wusste es nicht mit Bestimmtheit, aber zumindest konnte er sich gratulieren, dass er die richtigen Filme angeschaut und gelernt hatte, wie das ging. Jetzt war es Zeit für die Fragen.
    »Denken Sie an den Tag zurück, an dem Sie die vier Studenten kennengelernt haben. Sie haben die jungen Leute in Sally Lunn’s getroffen ... und was war dann?«
    Er hielt seine Stimme ganz ruhig.
    Mary Jane runzelte die Stirn. Sie schien wirklich hypnotisiert zu sein. »Ich bin mir nicht sicher ...«
    »Denken Sie sorgfältig nach. Denken Sie an Namen ...«
    Großer Gott, überlegte er. Wenn ich damit ein Ergebnis erziele, wie zum Teufel soll ich das dem Staatsanwalt erklären? Na ja, Sir, da ist diese seltsame Amerikanerin aufgetaucht, die war einverstanden, dass ich sie hypnotisiere, damit sie die Verdächtigen identifizieren kann. Da käme seine Beförderung, kaum erhalten, schon wieder ernsthaft in Gefahr.
    Plötzlich riss Mary Jane die Augen weit auf. »Ich bin nicht bei Sally Lunn’s gewesen. Ich habe sie im Poacher in Much Maryleigh getroffen. Es war so ein schöner Tag, und da habe ich mir überlegt, mal woandershin zu gehen und bin da rausgefahren. Ich habe eine sehr schmackhafte Wildpastete gegessen und danach noch eine Stachelbeercreme. Es war ziemlich voll, also musste ich mir mit den jungen Leuten einen Tisch teilen. Es hat ihnen nichts ausgemacht, und ich habe sie im Auto in die Stadt zurück mitgenommen. Dabei haben wir uns unterhalten. Die sind mit dem Greyhound kreuz und quer durch die Staaten gefahren, drei Wochen lang, um so viel wie möglich zu sehen, was ja nicht sonderlich viel war, aber sie waren trotzdem ganz happy. Aus irgendeinem Grund war ihnen die Rückfahrt nach Bath nicht so gut bekommen. Sie meinten jedenfalls, jetzt bräuchten sie einen Drink. Und dann habe ich angeboten, sie zu einem einzuladen. So war’s.«
    Doherty nickte und schaute auf seine verschränkten Arme hinunter. Die meisten Leute brauchten nach einer Autofahrt mit Mary Jane etwas, um ihre Nerven zu beruhigen.
    »Und wie hießen die vier?«, fragte er hoffnungsvoll.
    Die bunten Papageienohrringe klapperten, als Mary Jane den Kopf schüttelte. »Keine Ahnung.«
    Jetzt gab es nur noch eins. Clint hatte ihm den Namen und die Adresse der Spendensammlerin gegeben. Tracey Maplin. Sie war sein einziger Zugang zu diesen Kerlen. Dass Mary Jane hier eingedrungen war und auf der Hypnose bestanden hatte, hatte ihn nur aufgehalten. Er hätte ja einen Untergebenen schicken können, um Tracey Maplin erneut zu befragen, wollte das aber lieber selbst machen. Außerdem würde sie ja nirgends hingehen, denn sie war krank, nicht wahr? Sie

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