Der Tod ist kein Gourmet
nach dem Training auch immer betrunken.«
»Das gehört aber nicht zum Fitness-Plan, oder?«
»Nein, aber zum Studentenleben.«
Da fiel Honey ein, wo sie Tracey das letzte Mal gesehen hatte.
»Sie war neulich mit einer anderen jungen Frau und den vier jungen Männern bei mir im Restaurant. Mary Jane hat die Meute mitgebracht. Sie waren alle betrunken.«
Doherty legte eine Pause ein, ehe er den Wagen anließ. »Dann könnte es also sein, dass sie gelogen hat. Dass sie die Nachnamen doch kennt?«
Honey schüttelte den Kopf. »Die sind Studenten. Da schert sich niemand um Familiennamen.«
Vierzehn
C. A. Wright hatte eine Schwester. Das hatte niemand geahnt, bis er ermordet wurde und man versuchte, seine nächsten Angehörigen zu finden und zu benachrichtigen.
Cynthia Wright war von Paris nach London geflogen und hatte dort in der Junggesellenwohnung ihres Bruders nach dem Rechten gesehen, ehe sie sich in einem Auto mit Chauffeur nach Bath kutschieren ließ, wo sie sich erst ein Zimmer im Royal Crescent Hotel nahm, ehe sie sich mit der Polizei in Verbindung setzte.
Nun kam sie mit wehendem Kaschmirmantel und einem Pekinesen unter jedem Arm durch die Tür der Wache gerauscht.
Sie setzte die beiden Hunde auf dem Empfangstresen ab und starrte den diensthabenden Sergeant mit wütenden Augen an.
»Ich will den Beamten sprechen, der den Mord an meinem Bruder aufzuklären hat. Jetzt. Sofort.«
Der diensthabende Sergeant hatte ihr gerade sagen wollen, dass sie ein wenig warten müsste, weil der mit dem Fall betraute Detective Chief Inspector Doherty noch nicht wieder im Haus war.
Zum Glück für Doherty war zwar Gordon Tomlinson, der Wirt des Saracen’s Head, gerade auf dem Großmarkt, aber seine Freundin – die etwa halb so alt war wie Gordon – war in der Kneipe. Sie hörte sich Dohertys Fragen an und versprach, sich bei den Angestellten zu erkundigen und auch Gordon zu bitten, auf der Wache anzurufen, sobald er zurück war.
Wegen dieser kleinen Verzögerung spazierte Doherty nun beim Betreten der Wache geradewegs Cynthia Wright in die Arme. Als er sie sah, blieb ihm der Mund offen stehen, und er bekam ein flaues Gefühl im Magen. Sie trug sehr auffällige Ohrclips und eine dazu passende Halskette mit einem glitzernden Medaillon. Irgendetwas an Frauen, die sich mit so protzigem Schmuck behängten, machte Doherty nervös. Und hier stand genauso eine Frau vor ihm. Gloria Cross, Honeys Mutter, war vom gleichen Schlag.
»Ich bin Cynthia Wright. Ich möchte mit Ihnen über den Mord an meinem Bruder sprechen. Und über die Leute, die Sie verhaften sollten«, blaffte sie im Befehlston.
Doherty schaute sie vorsichtig an. Er bemerkte, wie ruhig die beiden Pekinesen waren. Seltsam, dachte er, sonst waren kleine Hunde doch eher Kläffer. Wahrscheinlich hatten sie gelernt, in der Gegenwart ihres Frauchens alle Geräusche auf ein Minimum zu reduzieren. Hier kläffte nur eine, nämlich Cynthia Wright. Das wussten die Hunde.
Doherty hielt ihr die Tür auf, die zu den Räumen führte, wo gewöhnlich die Verhöre abgehalten wurden.
»Bitte hier entlang, Miss Wright.«
Doherty nahm an, dass die Pekinesen stubenrein waren. Sie trugen jedenfalls keine Pampers. Aber selbst wenn nicht, so war ihm das ziemlich egal. Das Zimmer, in das sie gingen, war ja nicht seines. Er hatte nur Fragen zu stellen und musste nicht hinter den Viechern saubermachen.
»Es tut mir leid, was mit Ihrem Bruder geschehen ist«, sagte er, nachdem er ihr einen Stuhl hingerückt und selbst auch Platz genommen hatte. »Wenn ich irgendwas für Sie tun kann ...«
»Ja, allerdings.«
Er sah, wie ihr Mund zuschnappte. Wie eine Guillotine, mit der man Papierkanten beschneidet, dachte er.
»Sie können diese Leute befragen. Einer von ihnen muss es gewesen sein.«
Er hörte ihr zu, weil es sein Job war. Er nickte an den richtigen Stellen. Wie ihr Bruder war auch Miss Wright alles andere als liebenswert. Aber er würde sich um ihre Probleme kümmern.
Sie warf einige Briefe mit solchem Schwung auf den Schreibtisch, dass sie bis zu ihm hinüberschlitterten.
»Schmähbriefe von Leuten, die meinem Bruder Böses wünschten.« Ihr Mund verzog sich verächtlich, um ihm mitzuteilen, was sie von diesen Leuten hielt. »Üble Menschen, alle miteinander. Die sollte man hinter Schloss und Riegel bringen, und wenn es nur für die Dinge ist, die in diesen Briefen stehen! Mein Bruder war ein echter Profi und sehr engagiert bei der Arbeit. Er hat Preise für seine Artikel
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