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Der Tod ist kein Gourmet

Der Tod ist kein Gourmet

Titel: Der Tod ist kein Gourmet Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jean G. Goodhind
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gewonnen, und er hat nichts als die Wahrheit geschrieben, immer. Das kann Ihnen jeder bestätigen.«
    Doherty mied jeglichen Blickkontakt, während er die Briefe in der Hand hin und her drehte und wendete und sie wie Spielkarten auffächerte. Es waren vier, und er vermutete, dass sie alle ziemlich ähnlich sein würden: Hassbriefe und, nach allem, was er von Honey und Casper St. John Gervais gehört hatte, nicht ohne Grund. Er bezweifelte, dass es ihm gelingen würde, jemanden zu finden, der ein gutes Wort über den Verstorbenen zu sagen hatte. Der Mann war alles andere als die Empfehlung des Monats gewesen. Nicht einmal die Empfehlung des Kochs.
    Nach allem, was er bisher herausgefunden hatte, war C. A. Wright ein Nassauer, ein Säufer, ein Lustmolch und ein verlogener Scheißkerl gewesen. Das waren Caspers Worte, nicht seine, und Honey hatte von ganzem Herzen zugestimmt.
    Steve knirschte mit den Zähnen, wenn er nur daran dachte.
    Doherty hatte ja diesen Wright nie persönlich kennengelernt. Vielmehr erst, als er in der Gerichtsmedizin zur Obduktion auf dem Stahltisch lag. Und da hatte Wright eigentlich Glück gehabt. Sonst hätte er vielleicht ein, zwei Worte mit ihm gewechselt – na ja, er hätte ihn wohl eher verwarnt.
    Als Polizist musste er bei der Arbeit objektiv bleiben, aber die Tatsache, dass der Verstorbene Honey angebaggert und sie aufgefordert hatte, mit ihm nackt in seinen Kleiderschrank zu steigen, machte ihm doch gewaltig zu schaffen. Da pfiff er was auf die Objektivität, die Sache ging ihn schließlich persönlich an. Und daher hatte Wright wirklich Glück, dass er schon tot war.
    Doherty sah sich die Briefe näher an. Auf allen drei Poststempeln stand »Bath«. Alle Schreiber hatten auch ordentlich die Absenderadresse im Brief vermerkt, als hätten sie wahrhaftig erwartet, Wright würde sich mit ihnen in Verbindung setzen, um sich zu entschuldigen oder seine bösartigen Worte zurückzunehmen.
    Cynthia Wright schob sich die beiden kleinen Pekinesen, die sie bisher unter den Arm geklemmt hatte, auf den Schoß und drückte sie so zusammen, dass sie aussahen wie zwei Buchstützen. Sie wies Doherty auf die offensichtlichen Tatsachen hin.
    »Wie Sie sehen, Chief Inspector, sind alle Schreiber in dieser Stadt, in Bath, ansässig. Ich habe die Briefe ganz bewusst aus dem Rest herausgesucht.«
    Er spitzte die Ohren. »Aus dem Rest? Sie meinen, es gibt noch mehr?«
    »Ziemlich viele. Was natürlich nichts über meinen Bruder und seine Arbeit aussagt. Colin hat sich die Feindschaft dieser Leute zugezogen, weil die einfach keine Kritik vertragen können. Er war ein Profi, Chief Inspector, ein Mannmit hohen Ansprüchen. Leute, die eingeschnappt waren, weil er seine ehrliche Meinung über ihr Hotel gesagt hat, haben angerufen oder geschrieben und ihn übel beschimpft. Das können Sie ja selbst sehen. Er hat jede Menge Drohungen bekommen, einschließlich Morddrohungen. Deswegen wird dieser Fall so leicht aufzuklären sein. Und deswegen bin ich hier. Einer von denen hier hat ihn umgebracht. Das können Sie mir glauben.«
    Doherty überflog die Briefe. Sie enthielten üble Beschimpfungen und alle drei auch Morddrohungen.
    »Und Sie sagen, außerdem hat es Anrufe gegeben?«
    »Ja«, blaffte sie. »O ja. Einer insbesondere hat immer wieder angerufen. Der da.«
    Sie riss ihm die Briefe aus der Hand und reichte ihm einen zurück. »Lesen Sie den mal.« Sie war höchst entrüstet.
    Er gehorchte. Nicht, dass er vor der Frau Angst gehabt hätte. Sie hatte ihn nur überrumpelt. Für den Augenblick. Die Drohungen hatten eine neue Dimension in den Fall gebracht, obwohl ihn das eigentlich nicht sonderlich überraschte. Er wünschte sich ja selbst, der Kerl wäre noch am Leben, damit er mit ihm abrechnen könnte. Und Zurückhaltung hätte er dabei nicht an den Tag gelegt. Er hätte sich wahrscheinlich kaum beherrschen können.
    Der Brief, den er nun las, unterschied sich von den anderen, die er überflogen hatte.
    Wenn du das nächste Mal in Bath bist, krieg ich dich! Pass nur auf ...
    Doherty sah auf die Unterschrift. Walter Morden stand da. Daneben waren Totenschädel und gekreuzte Knochen gemalt, die ein Dolch durchbohrte. Das hatte eine gewisse Ähnlichkeit mit dem Schaschlikspieß, der in Wrights Hals gesteckt hatte.
    »Sagen Sie mir«, fragte Doherty, der sich plötzlich anAgnes Morden und ihre vermisste Tochter Cathy erinnerte, »kannten Sie die Freundinnen Ihres Bruders?«
    »Der hatte keine Freundinnen. Keine festen

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