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Der Tod ist kein Gourmet

Der Tod ist kein Gourmet

Titel: Der Tod ist kein Gourmet Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jean G. Goodhind
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gesehen habe.«
    Honey schaute zur Katze hinunter. »Hat schon mal jemand gedroht, Ihre Katze zu entführen?«
    »Nein!«, rief Mrs. Wendover und schnappte nach Luft, während sie sich herunterbeugte und ihre geliebte und teuer aussehende Katze vom Boden hochnahm. Sie schaute Honey mit unverhohlenem Misstrauen an, stand mit weit aufgerissenen Augen da und hielt das Tier fest an die Brust gedrückt.
    Honey bedauerte es, die Frau so erschreckt zu haben, und versuchte zu erklären: »Der blonde Jogger, den wir finden wollen, hat meinen Hund entführt.«
    »Und wir glauben, dass er auch einen der Drohbriefe an Colin Wright geschrieben hat.«
    Mrs. Wendover wurde stocksteif. »Meiner war kein Drohbrief! Der enthielt die reine Wahrheit. Wright hat mein Leben ruiniert. Seine schreckliche Kritik hat meinem Mann das Herz gebrochen. Nicht alle Leute geben viel auf diese Kritiken oder hängen mit ihrem Geschäft besondersdavon ab, was die Kritiker schreiben. Für uns war das aber so. Es tut mir nicht leid, dass ich den Brief geschrieben habe! Und ganz gewiss tut es mir nicht leid, dass Wright tot ist!«
    »Könnten wir vielleicht mit Ihrem Mann sprechen?«, fragte Doherty.
    Mrs. Wendovers Mund verzog sich verächtlich. »Wenn Sie möchten. Obwohl Sie da wahrscheinlich nicht sehr weit kommen. Mein Mann leidet an Demenz. Er kann sich nicht einmal mehr daran erinnern, wer er ist, geschweige denn an Schurken wie diesen Mistkerl Wright.«
    Doherty entschuldigte sich dafür, ihr Mühe bereitet zu haben. Sie verabschiedeten sich.
    »Na, jetzt wissen wir ja Bescheid«, scherzte Honey lachend, sobald sie wieder im Auto saßen und in Richtung Salisbury Plain unterwegs waren. »Für Frieden auf Erden und den Menschen ein Wohlgefallen hat C. A. Wright nicht gerade Höchstnoten erzielt.«
    Die Sonne schien ein wenig wärmer. Dieses Mal hatte Honey ausnahmsweise nichts dagegen, dass Doherty mit offenem Verdeck fuhr. Der kleine Toyota fraß die Meilen, die Felder waren grün, und die Wärme ließ einen feinen weißen Nebel aus den Wiesen aufsteigen.
    Sie legten unterwegs in einer Autobahnraststätte an der A36 eine kleine Pause ein, ehe sie über die weiten Ebene der Salisbury Plain auf den Steinkreis von Stonehenge zufuhren.
    Die zweite Briefschreiberin wohnte in einem schönen Häuschen, das vielleicht einmal ein Reetdach hatte. Inzwischen war es mit dunkelroten Ziegeln gedeckt, kleinen, sehr hübschen Ziegeln, und am unteren Rand hatte es noch eine schöne gekerbte Einfassung. Auf diese Weise hatte man bei vielen der kleinen Häuschen Reet durch Dachziegel ersetzt,eigentlich verständlich, wenn man überlegte, dass man die Reetdächer alle zwanzig Jahre erneuern und zudem wegen der Feuergefahr noch höhere Versicherungsprämien zahlen musste.
    Kaum war die Tür aufgegangen, kam Honey irgendetwas an Adelaide Cox sehr bekannt vor. Sie war keinen Tag unter sechzig, makellos, wenn auch ein wenig auffällig zurechtgemacht. Ihr blondes Haar war im Stil der siebziger Jahre hoch auftoupiert, der Rock war zu eng und der Pullover zu weit ausgeschnitten. Sie hatte sich ein rosa Chiffontuch um den Hals geschlungen, dessen Enden sie rechts neben dem Kinn zu einer Schleife gebunden hatte.
    Sie strahlte Doherty an, den sie noch von seinem letzten Besuch kannte.
    »Oh, es ist der nette Polizist.«
    Honey nahm sie überhaupt nicht zur Kenntnis.
    »Das ist ...«, hob Doherty an.
    »Wie schön, Sie wiederzusehen«, gurrte Adelaide Cox. »Dann kommen Sie mal herein und sagen mir, wie ich Ihnen weiterhelfen kann.«
    Sie packte Doherty fest am Arm und bugsierte ihn in ihr Haus. Honey quetschte sich irgendwie durch den schmalen Spalt, der noch blieb. Die Frau zeigte kein Anzeichen von Bedauern, als sie ihr beinahe die Tür vor der Nase zugeschlagen hätte.
    Sie wurden in einen mit kitschiger Extravaganz eingerichteten Salon geführt, wo auf allen nur erdenklichen Oberflächen Porzellanvögel in verschiedenen Farben, Formen und Größen hockten. Ein echter, lebendiger Vogel – ein Wellensittich – zwitscherte in einem Käfig, der von einem Ständer hing.
    Wenn Mrs. Cox lächelte, dominierten ihre mit Botox aufgeblähten Lippen das Gesicht vollkommen. Honey spürte,wie sich ihr der Magen zusammenkrampfte. Die Frau war eine jüngere Ausgabe ihrer Mutter.
    Am Arm von Mrs. Cox klirrte ein Armband mit Anhängern, als sie mit der Hand auf ein großes, mit Blumenstoff bezogenes Sofa deutete.
    »Setzen Sie sich doch bitte, Detective Chief Inspector Doherty. Ihr Name

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