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Der Tod ist kein Gourmet

Der Tod ist kein Gourmet

Titel: Der Tod ist kein Gourmet Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jean G. Goodhind
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war doch Doherty? Ich glaube, Sie haben mir damals Ihren Vornamen nicht verraten, als wir uns kennengelernt haben. An meinen erinnern Sie sich sicher noch«, sagte sie einfältig lächelnd und zwinkerte ihm zu, während sie ihn auf die eine Hälfte des Sofas schob. Dann setzte sie sich auf die andere Hälfte. Honey kam sich völlig überflüssig vor und blieb einfach neben dem Tisch stehen. Es würde Adelaide Cox nicht im Traum einfallen, Honey ins Gespräch mit einzubeziehen. Sie wollte Doherty ganz für sich allein.
    Es ärgerte Honey, dass sie nur zuhören konnte, wie Doherty von Mrs. Cox ähnliche Antworten erhielt wie von Mrs. Wendover, ohne auch nur um einen Kommentar gebeten zu werden. Ihre Gedanken schweiften ab, und sie schaute sich im Zimmer um, bis ihr Blick auf eine Zeitung fiel, die ausgebreitet auf dem Tisch lag. Die Kleinanzeigen waren aufgeschlagen, in denen Herren und Damen Bekanntschaften suchten.
    Honey ließ die Augen über die lange Liste schweifen, von »lebenslustige geschiedene Dame« über »schlanke, fitte Fünfzigjährige sucht Partner für neue Lebensfreude« bis zu »lustige Witwe: geht gern schön essen, liebt Ferien in warmen Gefilden und lauschige Abende zu zweit«.
    Es suchten natürlich auch Männer Bekanntschaften. Aber es waren weitaus weniger. Die meisten Anzeigen stammten von Frauen, die anscheinend nicht ohne männliche Begleitung leben konnten und die Romantik undintime Abendessen zu zweit immer noch für das einzige erstrebenswerte Ziel ihres Single-Lebens hielten. Ein Blick auf Adelaide Cox reichte. Sie passte ganz eindeutig in die Kategorie »Romantik gesucht«.
    Der Beweis dafür lag auf dem Tisch: zwei Stifte, einer grün, einer rot. Einige Anzeigen von Männern auf der Suche nach Bekanntschaften waren grün eingerahmt, andere rot durchgestrichen. Grüne Kreise standen offensichtlich für »volle Fahrt voraus«. Es waren nicht viele. Rot herrschte vor.
    Honey beugte sich ein wenig näher, um besser sehen zu können, und erhaschte auch einen Blick auf eine Anzeige, die Adelaide Cox gerade selbst aufsetzte.
    Neugierig darauf, wie die Dame sich darin beschrieb, neigte sich Honey noch ein wenig näher.
    »Attraktive Dame, etwa 45 Jahre alt ...«
    Fünfundvierzig? Das ging wirklich ein wenig weit.
    Adelaide Cox hing Doherty an den Lippen, bemerkte also Honeys ungläubigen Gesichtsausdruck gar nicht. Sie war zu sehr damit beschäftigt, Steve Tee und Kuchen anzubieten, die er mit Nachdruck ablehnte. Eines ihrer Knie drückte sie an seines.
    Damit kam Doherty gut klar. »Tut mir wirklich leid. Aber ich muss an meine Figur denken. Ich wüsste gern, ob Sie mir helfen können, Mrs. Cox ...«
    »Ach, nennen Sie mich doch Adelaide ...«
    »Adelaide, ich suche einen Mann ...«
    »Ich auch ...«
    »... der vielleicht auch einen Schmähbrief an Wright geschickt hat«, fuhr Doherty unbeirrt fort und rutschte auf dem Sofa weg, um mindestens einen Zentimeter Abstand zwischen sich und Mrs. Cox zu bringen. »Es ist gut möglich, dass Sie ihn damals kannten, als Sie und Ihr Mann noch dasHotel hatten. Er ist groß, blond und recht sportlich, denke ich. Möglicherweise so um die fünfundvierzig?«
    »Nun«, antwortete Adelaide, den Finger ans Kinn geschmiegt, während sie darüber nachdachte. »Ich erinnere mich an keinen solchen Herrn – obwohl ich ihn eigentlich kennen könnte. Es ist ja etwa in meinem Alter ...«
    »Ein Nachbar? Vielleicht ein Liebhaber? Bei allem Respekt für Ihre verstorbene bessere Hälfte bin ich doch sicher, dass es Ihnen nicht an männlicher Gesellschaft fehlt.«
    Sie lächelte so einfältig und kleinmädchenhaft, wie es nur ging. »Sie unartiger Junge.«
    »Fällt Ihnen niemand ein?«
    Sie schüttelte den Kopf. »Nein, tut mir leid. Ich erinnere mich nicht an so jemanden.«
    Honey hegte im Stillen üble Gedanken über Adelaide Cox. Sie hätte ihr gern gesagt, dass erstens eine Frau durchaus auch ohne Mann ein interessantes Leben führen konnte und dass zweitens sie diejenige war, die in der anderen Hälfte von Dohertys Bett schlief, und dass da für Dritte kein Platz war.
    Aber sie war ja aus einem bestimmten Grund hier. Sie hatte wiederholt versucht, sich zu erinnern, ob sie den blonden Jogger schon einmal in anständigem Aufzug bei der Arbeit in einem Hotel oder Restaurant gesehen hatte. Auch Casper hatte sich redlich Mühe gegeben, etwas über den Mann herauszufinden. Doch ohne Ergebnis. Und wenn Casper sich nicht auf einen so auffälligen Mann im Gastgewerbe

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