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Der Tod ist kein Gourmet

Der Tod ist kein Gourmet

Titel: Der Tod ist kein Gourmet Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jean G. Goodhind
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schaltete das Aufnahmegerät aus. Es war ein altesModell, das noch mit Kassetten arbeitete. Er hatte ein neues bestellt, aber wegen des knappen Etats hatte man die Anschaffung vorläufig auf Eis gelegt.
    »Verdammte Kiste«, murmelte Doherty und war sich bewusst, dass Ned ihn aus zusammengekniffenen Augen beobachtete. Ned schaute ihn abschätzend an, fragte sich, was er jetzt wohl sagen würde, nachdem die Aufzeichnung abgeschaltet war.
    »Verraten Sie mir die Wahrheit, Ned«, forderte Doherty ihn auf. »Im Vertrauen.«
    Ned grinste wissend. Er hatte vor der Anklage wegen Vergewaltigung schon ein paarmal mit der Polizei zu tun gehabt. Zumeist wegen Bagatelldelikten, aber oft genug, um zu wissen, wie so eine Befragung ablief.
    »Als Nächstes werden Sie mir wahrscheinlich ’ne Kippe anbieten«, sagte er.
    »Nein, unsere Regeln bezüglich Rauchen sind ziemlich streng. Tut mir leid, aber das geht nicht.«
    Innerlich jauchzte Doherty beinahe vor Freude. Der Mann sprach! Nichts Wichtiges, aber es war ein Schritt in die richtige Richtung.
    Körpersprache war alles. Doherty blieb ruhig, hatte die Hände nicht mehr gefaltet, sondern flach mit den Handflächen nach unten vor sich auf die Tischplatte gelegt. Sein Gesichtsausdruck war neutral.
    »Schauen Sie mal, Ned. Ich frage Sie, ob Sie die junge Frau gesehen haben, mit wem sie wohl befreundet war, mit wem sie sich gestritten hat und so.«
    Was Doherty als nervöses Zucken interpretiert hatte, entwickelte sich zu einem hämischen Grinsen.
    »Die war ’ne Schwanzfopperin!«
    Die Wortwahl war nicht völlig unerwartet. Ned Shaw hatte auch behauptet, dass sein Vergewaltigungsopfer ihn»gefoppt« hatte. Die Frau – sie war gerade einmal einundzwanzig Jahre alt – hatte protestiert, das hätte sie auf keinen Fall, die Geschworenen hatten ihn für schuldig befunden, und Ned hatte wegen guter Führung nur fünf Jahre absitzen müssen.
    Doherty polierte die Kante seines Schreibtisches mit dem Finger und hinterließ einen breiten verschmierten Rand. Ein klein wenig Bewegung lockerte die Atmosphäre immer ein bisschen auf.
    »Also, sie hat Sie an der Nase herumgeführt, es ist alles außer Kontrolle geraten, und Sie haben sie umgebracht und in die alte Sickergrube geworfen und versucht, die zuzuschütten, um die Leiche zu verstecken.«
    »Den Teufel habe ich!«
    »Sie waren neulich nachts da. Sie sind gestört worden. Ich war auch da und habe Sie weglaufen sehen.«
    »Mich nicht!«
    Ned wurde immer roter im Gesicht, und seine Augen traten ihm nun beinahe aus dem Kopf.
    »Sie hat sie gefoppt. Das haben Sie gerade gesagt. Dann ist was schiefgegangen ...«, brüllte Doherty.
    »Nicht mich. Die hat nicht mich an der Nase rumgeführt, sondern ihn, diesen Scheißkerl Pierce«, brüllte Ned zurück.
    Doherty konnte den Schweiß des Mannes riechen. Ned war nicht nur wütend, er hatte Angst.
    »Ich habe meine Zeit abgebrummt, Mr. Doherty. Meine Familie hat genug mitgemacht. Ich würde das nie wieder tun. Ich habe Cathy Morden nicht angerührt, das schwöre ich!«
    Manchmal reichte der Tonfall in der Stimme eines Menschen aus, um Doherty zu überzeugen, dass er unschuldig war. Und umgekehrt.
    »Okay, okay«, sagte Steve langsam. »Sie meinen, Cathy hat Pierce an der Nase rumgeführt.«
    Ned nickte. »Der hat immer angegeben, dass ihn die jungen Frauen so begehrten. Blöder Arsch! Die war doch noch ein ganz junges Ding, gerade von zu Hause weg, und sie wollte sich amüsieren. Hat die Freiheit ausgekostet. Mehr nicht. Ich denke, hinter seinem Rücken hat sie sich schief und krumm gelacht über ihn ...«
    »Ja, aber Sie sind der mit der Vorstrafe, Ned«, merkte Doherty an.
    Ned starrte ihn an wie zuvor, von Kopf bis Fuß angespannt.
    Da kam der Polizist mit dem Kaffee zurück.
    »Tut mir leid, Chef, ich habe Zucker in beide getan«, sagte er, als er die Tassen auf den Tisch stellte.
    Ned schien nicht zu merken, dass jemand hereingekommen war. Er runzelte die Stirn und schüttelte den Kopf. Plötzlich lehnte er sich vor, als könnte er seinen eigenen Gedanken nicht trauen.
    »Großer Gott! Deswegen wollte der nicht, dass wir die Grube demontieren!«
    Ohne dass Ned es bemerkte, hatte Doherty den Recorder wieder eingeschaltet und nickte dem Polizisten zu, er solle bei der Tür stehen bleiben. Ned Shaw war noch nicht aus dem Schneider, und es konnte alles Mögliche passieren, wenn er sich entschloss, ihn doch über Nacht in eine Zelle zu sperren.
    »Sie kannten die junge Frau, diese Cathy Morden.

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