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Der Tod ist mein Beruf

Der Tod ist mein Beruf

Titel: Der Tod ist mein Beruf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Merle
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zugeben, daß es ein starkes Stück ist, wenn er gezwungen wird, Pfarrer zu werden, nur weil dein Mann in Frankreich. .."
    Die Küchentür wurde heftig zugeschlagen, und ich hörte die Fortsetzung nicht. Dann vernahm ich Mamas scheltende Stimme, aber ohne die einzelnen Worte unterscheiden zu können, und wieder von neuem die Stimme von Onkel Franz, und ich hörte deutlich: "Ein großer Schwindel."
    Wir aßen an jenem Abend etwas früher, weil Papa zu einer Elternversammlung in die Schule mußte. Nach dem Essen knieten wir im Eßzimmer nieder, und das Abendgebet wurde gesprochen. Als Vater zu Ende war, wandte er sich zu Bertha und sagte: "Bertha, hast du dir ein Vergehen vorzuwerfen?"
    "Nein, Vater."
    Dann wandte er sich an Gerda. "Gerda, hast du dir ein Vergehen vorzuwerfen?"
    "Nein, Vater."
    Ich war der Älteste. Deshalb sparte Vater mich bis zuletzt auf. "Rudolf, hast du dir ein Vergehen vorzuwerfen?"
    "Nein, Vater."
    Er erhob sich, und alle taten es ihm nach. Er zog seine Uhr heraus, sah Mama an und sagte: "Acht Uhr. Um neun Uhr liegen alle im Bett."
    Mama nickte bejahend. Vater wandte sich an die dicke Maria. "Sie auch, meine Dame."
    "Ja, Herr Lang", sagte Maria. Vater überblickte seine Familie, ging auf den Korridor hinaus, legte Mantel und Schal an und setzte den Hut auf. Wir rührten uns nicht. Er hatte uns noch nicht erlaubt, uns zu rühren. Er erschien wieder auf der Schwelle, schwarz gekleidet und behandschuht. Das Licht des Eßzimmers ließ seine tiefliegenden Augen aufleuchten. Er blickte über uns hin und sagte: "Gute Nacht."
    Man hörte einstimmig ein dreifaches "Gute Nacht", dann, etwas verspätet, das "Gute Nacht, Herr Lang"
    Marias.

    Mama folgte Vater bis an die Flurtür, öffnete sie und machte sich dünn, um ihn durchzulassen. Sie hatte das Recht, ihm allein gute Nacht zu sagen. Ich lag schon zehn Minuten im Bett, als Mama mein Zimmer betrat. Ich schlug die Augen auf und überraschte sie, als sie mich ansah. Es dauerte nur einen Augenblick, denn sie wandte sofort die Augen ab und löschte das Licht. Dann schloß sie wortlos die Tür, und ich hörte ihren leisen Schritt sich auf dem Korridor verlieren. Ich wurde durch das Zuklappen der Vorsaaltür und einen schweren Schritt im Korridor aufgeweckt. Helles Licht blendete mich, ich blinzelte und glaubte Vater neben meinem Bett zu sehen, im Mantel und mit dem Hut auf dem Kopf. Eine Hand schüttelte mich, und ich wurde hellwach. Vater stand da, unbeweglich, ganz in Schwarz, und seine Augen in den tiefen Augenhöhlen funkelten. "Steh auf!"
    sagte er mit eisiger Stimme. Ich blickte ihn an, schreckgelähmt. "Steh auf!"
    Mit seiner schwarzbehandschuhten Hand warf er heftig das Deckbett zurück. Es gelang mir, aus dem Bett zu schlüpfen, und ich bückte mich, um meine Hausschuhe zu suchen. Mit einem Fußtritt schleuderte er sie unter das Bett. "Komm, wie du bist!"
    Er ging auf den Korridor hinaus, ließ mich vor sich hergehen, schloß die Tür meines Zimmers, ging dann schweren Schrittes zum Zimmer Marias, klopfte laut an ihre Tür und rief: "Aufstehen!"
    Dann klopfte er an die Tür meiner Schwestern: "Aufstehen!"
    Und endlich klopfte er womöglich noch heftiger an Mamas Tür. "Aufstehen!"
    Maria erschien als erste, mit eingewickelten Haaren, in einem grünen, geblümten Hemd. Sie blickte Vater an, der im Mantel und mit dem Hut auf dem Kopf dastand, dann mich, barfuß und schlotternd neben ihm. Mama und meine beiden Schwestern kamen aus ihren Zimmern, erschrocken blinzelnd. Vater wandte sich an sie gemeinsam und sagte: "Zieht eure Mäntel an und kommt!"
    Er wartete, ohne sich zu bewegen und ohne ein Wort zu sagen. Die Frauen kamen wieder aus ihren Zimmern heraus, er begab sich ins Eßzimmer, alle folgten ihm. Er machte Licht, setzte den Hut ab, legte ihn auf das Büfett und sagte: "
    Wir wollen beten."
    Wir knieten nieder, und Vater begann zu beten. Das Feuer war schon ausgegangen, aber obwohl ich im Hemd auf dem eiskalten Fußboden kniete, fühlte ich die Kälte kaum. Vater sagte "amen"
    und erhob sich. Er stand da, in Handschuhen, unbeweglich. Er erschien mir riesenhaft.

    "Unter uns", sagte er, ohne die Stimme zu heben, "ist ein Judas."
    Niemand bewegte sich, niemand hob die Augen zu ihm auf. "Hörst du, Martha?"
    "Ja, Heinrich", sagte Mama mit schwacher Stimme. Vater fuhr fort: "Heute abend -beim Beten -ihr habt es alle gehört fragte ich Rudolf -ob er- sich ein Vergehen vorzuwerfen hätte."
    Er sah Mama an, und Mama nickte. "Und ihr habt -alle -gehört

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