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Der Tod ist mein Beruf

Der Tod ist mein Beruf

Titel: Der Tod ist mein Beruf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Merle
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in ein vereinzeltes Grabenstück, das nur wenig tief in den Sand eingegraben war. vor uns lag eine riesige Ebene mit kleinen Palmengruppen hier und da. Die Sturmgräben der Hindus verliefen fast parallel zu uns. Sie waren vollständig einzusehen. Wir brachten das Maschinengewehr in Stellung, und der Unteroffizier sagte trocken: "
    Wenn einer am Leben bleibt, bringt er das Maschinengewehr zurück."
    Schmitz drehte sich zu mir um, seine dicken Backen waren bleich, und er sagte durch die Zähne: "Hast du das gehört?"
    "Becker!"
    sagte der Unteroffizier. Becker setzte sich hinter das Maschinengewehr, er preßte die Lippen zusammen, und der Unteroffizier sagte: "Feuer frei!"
    Ein paar Sekunden später krepierten um uns herum kleine Granaten und Becker kippte der Länge nach rückwärts um. Sein Gesicht war weggerissen. "Schmitz!"
    sagte der Unteroffizier und machte eine kleine Bewegung mit der Hand. Schmitz zog Beckers Körper nach hinten. Seine Wangen zitterten. "Los, Mensch!"
    schrie der Unteroffizier. Schmitz nahm hinter dem Maschinengewehr Platz und fing an zu schießen. Schweiß rann ihm an den Backen herunter. Der Unteroffizier entfernte sich einige Meter nach rechts, ohne sich die Mühe zu nehmen, dabei in Deckung zu gehen. Schmitz fluchte zwischen den Zähnen. Es gab einen harten Krach, ein Sandregen ging auf uns nieder, und als wir den Kopf hoben, war der Unteroffizier verschwunden. Schmitz sagte: "Ich werde mal nachsehen."
    Er kroch hin. Ich bemerkte, daß an seinen Stiefelsohlen mehrere Zwecken fehlten. Einige Sekunden verstrichen. Schmitz erschien wieder, sein Gesicht war grau, und er sagte mit tonloser Stimme: "In Stücke zerrissen."

    Dann fuhr er leise fort, wie wenn der Unteroffizier ihn noch hören könnte: "Der Esel! Aufrecht in die Granaten hineinzulaufen! Was dachte der sich bloß? Daß sie einen Bogen um ihn machen würden?"
    Er setzte sich wieder hinter das Maschinengewehr, ohne zu schießen und ohne sich zu bewegen. Man hörte das Artilleriefeuer ziemlich weit entfernt auf unserm linken Flügel, aber seitdem unser Maschinengewehr schwieg, deckte uns der Feind nicht mehr zu. Es war seltsam, daß es in unserer Ecke so ruhig war, während die übrige Front unter Feuer lag. Schmitz nahm eine Handvoll Sand in die Hand, ließ ihn zwischen den Fingern durchlaufen und sagte angewidert: "Und dafür kämpfen wir!"
    Er legte behutsam seine Backe an das Maschinengewehr, aber statt zu schießen, warf er mir einen Seitenblick zu und sagte: "
    Wenn man jetzt. .."
    Ich schaute ihn an. Er saß nach vorn übergebeugt, seine dicke runde Backe lag am Maschinengewehr, sein Puppengesicht war zur Hälfte mir zugewandt. "Schließlich", sagte er, "haben wir unsere Pflicht getan."
    Er fuhr fort: "
    Wir haben keinen Befehl."
    Da ich immer noch schwieg, setzte er hinzu: "Der Unteroffizier hat befohlen, das Maschinengewehr zurückzubringen, wenn es Überlebende gibt."
    Ich sagte trocken: "Der Unteroffizier hat gesagt: einen Überlebenden."
    Schmitz starrte mich an, und seine Porzellanaugen wurden ganz groß. "Junge", sagte er, "du bist ja verrückt. Es liegt nicht der geringste Grund vor, zu warten, bis einer von uns beiden draufgeht."

    Ich sah ihn an, ohne zu antworten. "Aber das ist doch Wahnsinn!"
    fuhr er fort. "
    Wir können ins Lager zurückgehen. Niemand wird uns das übelnehmen. Keiner weiß, was uns der Unteroffizier gesagt hat."
    Er schob seinen großen runden Schädel vor und legte seine Hand auf meinen Arm. Ich zog meinen Arm sofort zurück. "Herrgott", sagte er weiter, "ich hab' doch eine Ft:au und drei Kinder!"
    Ein Schweigen folgte, dann sagte er entschlossen: "Los! Komm! Ich habe keine Lust, in Stücke zerrissen zu werden. Soviel Diensteifer ist für einen Unteroffizier ganz richtig, aber nicht für uns."
    Er legte die Hand an das Maschinengewehr, als ob er es aufheben wollte. Ich legte sofort meine neben seine und sagte: "Du kannst ja gehen, wenn du willst. Ich bleibe hier. Und das Maschinengewehr auch."
    Er zog seine Hand zurück und sah mich verstört an. "Aber Mensch", sagte er mit rauher Stimme, "du bist doch vollkommen verrückt.

    Wenn ich ohne das Maschinengewehr zurückkomme, erschießen sie mich. Das ist doch klar!"
    Plötzlich liefen seine Augen rot an und funkelten, er stieß einen Fluch aus und gab mir mit der Faust einen Stoß vor die Brust. Ich taumelte zurück, er packte das Maschinengewehr mit beiden Händen und hob es auf. Ich griff rasch nach meinem Karabiner, lud und legte auf ihn an. Er

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