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Der Tod ist mein Beruf

Der Tod ist mein Beruf

Titel: Der Tod ist mein Beruf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Merle
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Zukunft."
    Er blickte mich mit ernster Miene an, als erwarte er eine Antwort, aber ich sagte nichts. Er beugte den Kopf leicht vornüber und schien sich zu sammeln. "Du kennst den Willen deines Vaters. Ich bin jetzt der Vollstrecker seines Willens. Ich habe deinem Vater versprochen, alles zu tun, was in meiner Macht steht, in moralischer wie in materieller Hinsicht, um die Durchführung zu sichern."
    Er hob den Kopf wieder und blickte mir in die Augen. "Rudolf, ich muß dir jetzt eine Frage vorlegen. Hast du die Absicht, den Willen deines Vater zu achten?"
    Es entstand ein Schweigen, er trommelte mit den Fingerspitzen auf den Tisch, und ich sagte: "Nein."
    Doktor Vogel schloß für den Bruchteil einer Sekunde die Augen, aber kein Muskel seines Gesichts bewegte sich. "Rudolf", sagte er in ernstem Ton, "der Wille eines Toten ist heilig."
    Ich antwortete nicht darauf. "Du weißt sehr gut", fuhr er fort, "daß dein Vater in diesem Punkt selbst durch ein Gelübde gebunden war."

    Und da ich nichts sagte, setzte er hinzu: "Durch ein heiliges Gelübde."
    Ich schwieg noch immer, und nach einer Weile begann er wieder: "Deine Seele ist verhärtet, Rudolf, und ohne Zweifel darf man darin die Folge deines Vergehens erblicken. Aber du wirst sehen, Rudolf, die Vorsehung wendet wirklich die Dinge zum Guten. Denn während sie, um dich zu strafen, aus deinem Herzen eine Wüste machte, legte sie gleichzeitig sozusagen das Heilmittel neben das Übel und schuf günstige Bedingungen für deine Erlösung. -Rudolf", fuhr er nach einer Weile fort, "als du deine Mutter im Stich ließest, ging das Geschäft gut, eure finanzielle Lage war gut. ..oder wenigstens", fuhr er mit hochmütiger Miene fort, "befriedigend. Beim Tod deiner Mutter habe ich einen Geschäftsführer eingesetzt. Er ist ein arbeitsamer Mensch und ein guter Katholik. Er ist über jeden Verdacht erhaben. Aber die Geschäfte gehen wirklich sehr schlecht, und was der Laden jetzt einbringt, reicht kaum aus, um die Pension für deine Schwestern zu bezahlen."
    Er faltete die Hände. "Bisher habe ich diese peinliche Lage beklagt, aber heute merke ich, daß das, was ich für ein ungerechtes Unglück hielt, in der Tat nur eine verhüllte Wohltat war. Ja, Rudolf, die Vorsehung wendet die Dinge zum Guten, und ihr Wille scheint mir sehr klar zu sein: Sie bestimmt deinen Weg."
    Er machte eine Pause und sah mich an. "Rudolf", fuhr er lauter fort, "du mußt wissen, daß es für dich gegenwärtig nur eine Möglichkeit gibt, zu studieren, eine einzige, nämlich als Student der Theologie mit einem bischöflichen Stipendium in einem Internat. Was du darüber hinaus notwendig brauchst, werde ich dir persönlich als Vorschuß geben."
    Seine blauen Augen fingen plötzlich an zu glänzen, anscheinend ohne sein Wissen, aber sofort senkte er die Lider. Dann legte er seine gepflegten Hände flach auf den Tisch und wartete. Ich betrachtete sein schönes, gefühlloses Gesicht und fing an, ihn aus Leibeskräften zu hassen. Er begann wieder: "Nun, Rudolf?"
    Ich schluckte meinen Speichel hinunter und sagte: "Können Sie mir nicht für ein anderes Studium als das theologische Vorschuß geben?"
    "Rudolf! Rudolf!"
    sagte er mit einem halben Lächeln, "wie kannst du so etwas von mir verlangen? Wie kannst du von mir verlangen, dir dabei zu helfen, deinem Vater ungehorsam zu sein, wo ich der Vollstrecker seines Letzten Willens bin?"
    Darauf war nichts zu erwidern. Ich stand auf. Er sagte milde: "Setz dich, Rudolf, ich bin noch nicht zu Ende."

    Ich setzte mich wieder. "Du bist in heller Empörung, Rudolf", sagte er mit einem Ton von Trauer in seiner schönen, tiefen Stimme, "und willst den Wink, den dir die Vorsehung gibt, nicht sehen. Und der Wink ist doch so deutlich. Indem sie dich vernichtet, indem sie dich in die Armut stürzt, zeigt sie dir den einzig möglichen Weg, den sie für dich wünscht, den dein Vater für dich gewählt hat. .."
    Darauf antwortete ich ebensowenig. Doktor Vogel legte die Hände übereinander, beugte sich leicht vor und sagte, während er mich durchdringend ansah: "Bist du sicher, Rudolf, daß dieser Weg nicht der für dich richtige ist?"
    Dann senkte er die Stimme und sagte mild, fast liebevoll: "Bist du sicher, daß du nicht zum Priester geschaffen bist? Prüfe dich, Rudolf! Regt sich in dir nichts, das dich zum Leben eines Priesters beruft?"
    Er hob seinen schönen weißen Kopf. "Hast du kein Verlangen, Priester zu werden? -Nun, du antwortest nicht, Rudolf", sagte er nach einer

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