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Der Tod ist mein Beruf

Der Tod ist mein Beruf

Titel: Der Tod ist mein Beruf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Merle
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der Stirn schon etwas. Er hielt sich steif, wie andere Offiziere, aber zugleich lag in seinen Bewegungen eine gewisse Anmut. Er verzehrte sich vor Ungeduld, und wir auch. In W. war nichts zu tun. Man wartete auf Befehle, und die Befehle kamen nicht. Von Zeit zu Zeit hörte man, was in Lettland vorging, und man beneidete die deutschen Freikorps, die gegen die Bolschewisten kämpften. Gegen Ende Mai erfuhr man, daß sie Riga eingenommen hatten, und zum erstenmal hörte man von Leutnant Albert Leo Schlageter, der an der Spitze einer Handvoll Männer als erster in die Stadt eingedrungen war . Die Einnahme von Riga war die letzte große Tat der "Baltikumer". Bald kamen die ersten Schlappen, und Roßbach erklärte uns das falsche Spiel Englands. Solange die Bolschewisten die baltischen Provinzen besetzt hielten, hatte es trotz des Waffenstillstands die Augen vor der Anwesenheit deutscher Truppen in Lettland verschlossen. Und die "Herren im Gehrock"
    in der deutschen Republik verschlossen sie auch. Als aber einmal die Bolschewisten geschlagen waren, merkte England "mit Erstaunen", daß die "Baltikumer"
    im Grunde eine flagrante Verletzung des Waffenstillstands darstellten. Unter seinem Druck rief die deutsche Republik die "Baltikumer"
    zurück. Aber die kamen nicht. Merkwürdig, sie verwandelten sich in ein Korps weißrussischer Freiwilliger. Es schien sogar, daß sie anfingen, russisch zu singen. Ein Gelächter brach los, und Schrader klatschte sich auf die Schenkel. Kurz darauf erfuhren wir mit Bestürzung, daß die "Herren im Gehrock"
    den Vertrag von Versailles unterzeichnet hatten. Aber Roßbach berührte dies mit keinem Wort. Die Nachricht schien ihn überhaupt nicht zu betreffen. Er sagte nur, das wahre Deutschland wäre nicht in Weimar, sondern überall, Wo deutsche Männer weiterkämpften. Leider wurden die Nachrichten über die "Baltikumer"
    immer schlimmer. England hatte die Litauer und Letten gegen sie bewaffnet. Sein Gold floß in Strömen, seine Flotte ankerte vor Riga und hißte die lettische Flagge, um auf unsere Truppen schießen zu können. Gegen Mitte November sagte uns Roßbach, daß die "Baltikumer"
    uns die Ehre erwiesen, uns zu Hilfe zu rufen. Dann machte er eine Pause und fragte uns, ob es uns gleichgültig wäre, von den "Herren im Gehrock"
    als Rebellen angesehen zu werden. Wir lächelten, und Roßbach sagte, er zwänge keinen und diejenigen, die es wollten, könnten zurückbleiben. Niemand muckste sich, Roßbach sah uns an, und seine blauen Augen strahlten vor Stolz.

    Wir setzten uns in Marsch, und die deutsche Regierung sandte eine Abteilung des Heeres, um uns aufzuhalten. Aber die Abteilung war schlecht ausgesucht worden; sie vereinigte sich mit uns. Kurze Zeit später fand das erste Treffen statt. Litauische Truppen stellten sich uns entgegen. In weniger als einer Stunde waren sie weggefegt. Am Abend lagerten wir auf litauischem Boden und sangen: "Wir sind die letzten deutschen Männer, die am Feind geblieben sind."
    Das war das Lied der "Baltikumer". Wir kannten den Text schon seit mehreren Monaten. Aber an diesem Abend fühlten wir zum erstenmal, daß wir das Recht hatten, es zu singen. Einige Tage später bahnte sich die Abteilung Roßbach einen Weg durch die lettischen Truppen und befreite die in Thorensberg eingeschlossene deutsche Besatzung. Aber gleich darauf begann der Rückzug. Schnee fiel unaufhörlich auf die Steppen und Sümpfe Kurlands, es wehte ein eisiger Wind, wir kämpften Tag und Nacht, und ich weiß nicht, was Leutnant von Ritterbach gedacht haben würde, wenn er gesehen hätte, daß wir die Letten genauso behandelten, wie die Türken die Araber behandelt hatten. Wir zündeten Dörfer an, wir plünderten Gutshöfe, wir fällten Bäume, wir machten keinen Unterschied zwischen Zivilisten und Soldaten, zwischen Männern und Frauen, zwischen Erwachsenen und Kindern. Alles, was lettisch war, war dem Tode geweiht. Wenn man einen Gutshof eingenommen und seine Bewohner niedergemetzelt hatte, warf man die Leichen in den Brunnen und ein paar Handgranaten darauf; am Abend schaffte man dann alle Möbel auf den Hof und machte damit ein Freudenfeuer; die Flammen stiegen hoch und hell über dem Schnee empor. Schrader sagte leise zu mir: "Das mag ich gar nicht", ich antwortete nichts, ich sah zu, wie die Möbel sich schwärzten und in den Flammen zusammenschrumpften, und ich hatte das Gefühl, daß die Dinge sehr wirklich waren, da man sie zerstören konnte. Die Abteilung Roßbach war

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