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Der Tod ist mein Beruf

Der Tod ist mein Beruf

Titel: Der Tod ist mein Beruf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Merle
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zusammengeschmolzen, wir gingen immer weiter zurück. Bei Mitau, Anfang November, fand in einem Wald ein blutiger Kampf statt, dann hörten die Letten auf, uns zuzusetzen, es herrschte eine kurze Zeit Ruhe, kaum daß noch ein paar Kugeln pfiffen. Schrader stand auf und lehnte sich an eine Tanne. Er lächelte müde, schob seinen Helm nach hinten und sagte: "Herrgott! Das bißchen Leben gefällt mir doch."
    In demselben Augenblick beugte er sich leicht vornüber, sah mich überrascht an, ging langsam in die Knie, senkte verlegen die Augen und brach zusammen. Ich kniete bei ihm nieder und legte ihn auf den Rücken. Er hatte ein winzig kleines Loch in der linken Brust und kaum ein paar Tropfen Blut auf seiner Bluse.

    Darauf kam der Befehl zum Angriff, wir stießen vor, das Gefecht dauerte den ganzen Tag, dann zogen wir uns zurück, und am Abend lagerten wir wieder im Wald. Kameraden, die zurückgeblieben waren, um die Stellung vorzubereiten, teilten mir mit, daß sie Schrader begraben hätten. Die Leiche war gefroren, und da sie die Beine nicht hatten biegen können, hatten sie ihn im Sitzen begraben. Sie übergaben mir seine Erkennungsmarke. Kalt und glänzend lag sie in meiner hohlen Hand. An den folgenden Tagen, während wir zurückgingen, dachte ich viel an Schrader. Ich sah ihn unbeweglich unter der Erde sitzen. Und manchmal sah ich ihn im Traum, wie er verzweifelt versuchte, sich aufzurichten und die harte, eiskalte Erde über seinem Kopf zu sprengen. Trotzdem litt ich nicht sehr darunter, ihn nicht mehr an meiner Seite zu sehen. Die "Baltikumer"
    kehrten in kleinen Tagemärschen nach Ostpreußen zurück. Die deutsche Republik wollte uns verzeihen, daß wir für Deutschland gekämpft hatten. Sie schickte uns nach S. in Garnison. Und es war wieder dasselbe wie in W. Wir hatten nichts zu tun. Man wartete. Schließlich brach, wie zur Belohnung, der Tag des Kampfes an. Die Bergarbeiter an der Ruhr, von Juden und Spartakisten aufgehetzt, traten in den Streik, der Streik wurde zum Aufruhr, und man schickte uns hin, ihn zu unterdrücken. Die Spartakisten waren ziemlich gut mit leichten Waffen ausgerüstet, sie kämpften tapfer und waren Meister im Straßenkampf. Aber der Kampf war für sie hoffnungslos, wir besaßen Kanonen und Minenwerfer, sie wurden unerbittlich zusammengeschlagen; jeder, der eine rote Armbinde trug, wurde unverzüglich erschossen. Es kam nicht selten vor, daß wir unter den gefangenen Spartakisten ehemalige Kameraden aus den Freikorps entdeckten, die durch die jüdische Propaganda irregeführt worden waren. Ende April traf ich in Düsseldorf unter einem Dutzend roter Arbeiter, die ich zu bewachen hatte, einen gewissen Henckel wieder, der in Thorensberg und in Mitau an meiner Seite gekämpft hatte. Er lehnte mit seinen Kameraden an einer Mauer, der Verband, den er um den Kopf trug, war blutbefleckt, und er sah sehr bleich aus. Ich sprach ihn nicht an, und es war mir unmöglich zu sehen, ob er mich erkannt hatte. Der Leutnant kam auf seinem Motorrad an, sprang ab und überflog die Gruppe mit einem Blick, ohne sich ihr zu nähern. Die Arbeiter saßen längs einer Mauer, regungslos, schweigend, die Hände auf den Knien. Nur ihre Augen zeigten Leben. Sie waren auf den Leutnant gerichtet. Ich eilte herbei und bat um Befehle. Der Leutnant preßte die Lippen zusammen und sagte: "Wie gewöhnlich."
    Ich teilte ihm mit, daß ein ehemaliger "Baltikumer"
    dabei sei. Er fluchte zwischen den Zähnen und verlangte, ich solle ihn ihm bezeichnen. Ich wollte auf Henckel nicht mit der Hand zeigen und sagte: "Der mit dem Kopfverband."

    Der Leutnant sah ihn an und rief leise: "Das ist doch Henckel!"
    Nach einer Weile schüttelte er den Kopf und sagte rasch: "
    Wie schade! Ein so guter Soldat!"
    Dann bestieg er sein Motorrad, ließ den Motor aufbrummen und fuhr los. Die Arbeiter sahen ihm nach. Als er um die Ecke der Straße verschwunden war, standen sie auf, sogar ohne meinen Befehl abzuwarten. Ich stellte zwei Mann an die Spitze der Kolonne, einen auf jede Seite, und ich selbst beschloß den Zug. Henckel ging allein im letzten Glied, gerade vor mir. Ich gab ein Kommando, die Kolonne setzte sich in Bewegung. Ein paar Meter marschierten die Arbeiter mechanisch im Gleichschritt, dann sah ich einige von ihnen fast zur gleichen Zeit den Schritt wechseln, der Marschrhythmus war zum Teufel, und ich begriff, daß sie es absichtlich getan hatten. Der rechte Begleitmann drehte im Marschieren den Oberkörper herum und fragte mich

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