Der Tod ist mein
allmählich an Umfang.
Sie erwog diverse Möglichkeiten einschließlich des beiläufigen Ratschlags ihres Gatten, den Elektrozaun in Gang zu setzen, und stellte sich vor, wie eine ganze Horde von geifernden Reportern mit wild rollenden Augen hilflos auf die Erde sackte, nachdem sie vom Schlag getroffen worden war.
Wie immer war ihr die direkte Vorgehensweise lieber.
Langsam rollte sie zum Tor und erklärte über Lautsprecher: »Dies ist ein Privatgrundstück, und ich bin nicht im Dienst. Machen Sie das Tor frei. Jeder, der sich auf das Grundstück wagt, wird wegen unerlaubten Betretens festgenommen und von mir persönlich angezeigt.«
Die Meute rührte sich keinen Zentimeter von der Stelle. Eve sah, dass sie die Münder öffneten und schlossen, während sie weiter ihre Fragen wie Pfeile in ihre Richtung fliegen ließen. Kameras wurden in die Luft gehalten, und die Linsen erschienen ihr wie große, fressgierige Mäuler, die es kaum erwarten konnten, sie zu verschlingen.
»Ihr hattet die Wahl«, murmelte sie und ließ das Tor, während sie sich ihm näherte, gemächlich zur Seite schwingen.
Die Reporter hingen in den Gitterstäben oder rannten blindlings auf die Öffnung zu.
Sie fuhr unbeirrt weiter, wiederholte dabei mechanisch ihre Warnung, und es erfüllte sie mit einiger Befriedigung zu sehen, dass ein paar der Kerle hastig Deckung suchten, als sie endlich erkannten, dass sie nicht auf die Bremse trat. Diejenigen, die mutig genug waren, die Türgriffe des Wagens zu ergreifen und sie im Laufen durch das geschlossene Fenster mit Fragen zu bestürmen, bedachte sie mit einem mitleidigen Blick.
Sobald sie durch das Tor war, warf sie es in der Hoffnung, dabei ein paar Finger einzuklemmen, per Fernbedienung möglichst schwungvoll zu, trat das Gaspedal bis auf den Boden durch und verzog den Mund zu einem schmalen Lächeln, als sie ein paar von den Idioten kreischend zur Seite springen sah.
Das Echo ihrer Flüche klang wie Musik in ihren Ohren, und bis hinunter in die City hielt ihre gute Stimmung an.
Auf der Wache angekommen, marschierte sie direkt in das Besprechungszimmer und nahm, da noch niemand anders da war, knurrend vor dem Computer Platz.
Ihren Berechnungen zufolge hätte sie noch eine gute Stunde, bis sie zum Drake aufbrechen müsste, um pünktlich zu ihrem ersten Verhörtermin zu sein.
Peabody hatte die Ärzte nacheinander für sie einbestellt, und bis zum Ende des Tages hätte sie mit jedem von ihnen ein Gespräch geführt und dabei mit ein wenig Glück ein paar neue Einsichten gewonnen.
Sie rief die gesuchten Daten auf:
Drake Center, New York Nordick Clinic, Chicago Sainte Joanne d’Arc, Frankreich Melcount Center, London
Vier Städte, dachte sie. Sechs bisher entdeckte Leichen.
Sie bahnte sich einen Weg durch das Labyrinth an Informationen, die McNab für sie gesammelt hatte, und engte dann die Suche auf die vier Gesundheits- und Forschungszentren ein. Eine Gemeinsamkeit war äußerst interessant: Westley Friend hatte an allen vier Instituten entweder gearbeitet, Vorlesungen gehalten oder sie anderweitig unterstützt.
»Gute Arbeit, McNab«, murmelte sie zufrieden. »Hervorragende Arbeit. Sie sind der Schlüssel zu dem Ganzen, Friend, und Sie sind ebenfalls ein toter Mann. Wessen Freund waren Sie genau? Computer, welche persönlichen oder professionellen Beziehungen gab es zwischen Friend, Dr. Westley und Dr. Colin Cagney?«
Suche…
»Nur keine Eile«, sagte sie milde. »Außerdem brauche ich sämtliche Verbindungen zwischen Friend und Dr. Tia Wo, Dr. Michael Waverly, Dr. Hans Vanderhaven.« Das musste erst einmal genügen.
Umstellung… Suche…
»Du kriegst das schon hin«, murmelte sie und schob sich vom Schreibtisch zurück, um sich eine Tasse Kaffee zu besorgen. Ob des Geruchs, der aus dem Becher stieg, zuckte sie zusammen. Sie war wirklich verwöhnt, überlegte sie, und betrachtete angewidert das eklige Gebräu. Es hatte eine Zeit gegeben, in der hatte sie ohne eine Miene zu verziehen täglich ein Dutzend Becher dieses Gifts in sich hineingekippt.
Jetzt ließ bereits der Anblick sie erschaudern.
Amüsiert stellte sie den Becher zur Seite und wünschte, Peabody erschiene endlich und holte ein paar Tassen anständigen Kaffees aus ihrem Büro.
Während sie noch überlegte, ob sie selber laufen sollte, stürmte Peabody herein und schloss hinter sich die Tür.
»Sie kommen schon wieder zu spät«, tadelte Eve sie. »Das ist eine schlechte Angewohnheit. Wie zum Teufel soll ich… «
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