Der Tod ist mein
entnahmen? Untersuchten sie sie, entsorgten sie sie oder nahmen sie sie für Experimente?
Dieser Sammler hatte eindeutig ein Ziel. Wenn dieses Ziel auf irgendeine Weise mit legaler, genehmigter medizinischer Forschung in Verbindung stünde, ergäbe es zumindest einen Sinn. Dann hätte sie zumindest einen Ansatz.
Forschung musste finanziert werden, oder etwa nicht? Sie sollte mal der Spur des Geldes folgen. Sie könnte McNab bitten, sich den Fluß von Zuschüssen und Spenden anzusehen.
Derart in Gedanken vertieft betrat sie Whitneys Büro. Sofort spürte sie den kleinen, harten Kloß im Magen, als sie Webster, ihren Commander und Chief Tibble warten sah.
»Sir.«
»Machen Sie die Tür zu, Lieutenant.« Keiner der Männer saß. Sogar Whitney stand hinter seinem Schreibtisch. Eve konnte gerade noch denken, dass er schlecht aussah, als Tibble auf sie zutrat.
Er war ein großer Mann; gut aussehend, unermüdlich und eine grundehrliche Natur. Jetzt musterte er Eve scharf aus seinen dunklen Augen. »Lieutenant, ich möchte Ihnen sagen, dass Sie das Recht haben, einen Anwalt zu dem Gespräch hinzuzuziehen.«
»Einen Anwalt, Sir?« Sie blickte erst auf Webster und dann wieder auf den Chief. »Das wird nicht nötig sein, Sir. Falls die Dienstaufsicht noch Fragen an mich hat, beantworte ich Sie gerne auch allein. Mir ist bewusst, dass gestern Abend öffentlich im Fernsehen schwere Anschuldigungen gegen mich erhoben worden sind. Mein Charakter und mein Verhalten im Dienst wurden auf das Schwerste attackiert. Doch die Anschuldigungen sind vollkommen haltlos, und ich bin voller Zuversicht, dass eine interne Untersuchung dieses Falles das beweisen wird.«
»Dallas«, begann Webster, klappte jedoch, als Tibble ihn kurz ansah, den Mund wieder zu.
»Lieutenant, wissen Sie, dass Ellen Bowers letzte Nacht ermordet worden ist?«
»Ja, Sir. Meine Assistentin hat mich soeben darüber informiert.«
»Ich muss Sie fragen, wo Sie gestern Abend zwischen achtzehn Uhr dreißig und neunzehn Uhr gewesen sind.«
Sie war seit elf Jahren Polizistin und konnte sich nicht daran erinnern, jemals einen solchen Tiefschlag eingesteckt zu haben. Sie hörte in dem Moment, dass ihr Atem stockte, und merkte, dass sie kaum noch Luft bekam.
»Chief Tibble, soll das heißen, dass ich des Mordes an Officer Bowers verdächtigt werde?«
Unverwandt fixierte er sie. Sie konnte nichts in seinen Augen lesen. Es waren die Augen eines Polizisten, dachte sie voller Panik. Tibble hatte die kalten Augen eines Polizisten.
»Die Abteilung möchte von Ihnen wissen, wo Sie in der fraglichen Zeit gewesen sind, Lieutenant.«
»Sir. Zwischen achtzehn Uhr dreißig und neunzehn Uhr war ich auf Weg vom Revier nach Hause. Ich glaube, ich habe das Gebäude um achtzehn Uhr zehn verlassen.«
Wortlos trat Tibble ans Fenster und blickte hinaus. Die Furcht breitete sich schmerzlich wie eine Reihe kleiner, scharfer Klauen in ihrem Innern aus. »Commander, Bowers hat mir möglicherweise ernste Schwierigkeiten gemacht, aber ich habe auf angemessene Weise darauf reagiert.«
»Das wurde dokumentiert, Lieutenant. Es ist uns also bekannt.« Frustriert verschränkte er die Arme hinter seinem Rücken. »Trotzdem müssen wir uns an die Vorschriften halten. In dem Mord an Officer Bowers wird ordnungsgemäß ermittelt, und zum jetzigen Zeitpunkt stehen Sie unter Verdacht. Allerdings bin ich der festen Überzeugung, dass dieser Verdacht nicht nur schnell, sondern auch vollständig ausgeräumt werden wird.«
»Ich stehe unter Verdacht, alles, woran ich glaube und wofür ich jahrelang gearbeitet habe, vergessen und eine Kollegin zu Tode geprügelt zu haben? Weshalb hätte ich das bitte machen sollen?« Kalter Schweiß rann über ihren Rücken. »Weil sie versucht hat, mich an meinem Arbeitsplatz und vor der Öffentlichkeit zu desavouieren? Um Himmels willen, Commander, jeder konnte sehen, dass sie damit doch nur sich selbst ins Knie geschossen hat.«
»Dallas.« Jetzt trat Webster einen Schritt nach vorn. »Du hast ihr Schläge angedroht, das haben wir auf Band. Ruf also bitte deinen Anwalt an.«
»Sag mir nicht, dass ich meinen Anwalt anrufen soll«, schnauzte sie ihn an. »Ich habe nichts getan als meine Arbeit.« Inzwischen riss die Panik mit kantigen, scharfen Zähnen an ihren Eingeweiden herum. Um sich ihr nicht völlig zu ergeben, reagierte sie mit Zorn. »Du willst mich verhören, Webster? Fein, fang an. Gleich hier, an Ort und Stelle.«
»Lieutenant!«, herrschte Whitney sie an
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