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Der Tod ist mein

Der Tod ist mein

Titel: Der Tod ist mein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J. D. Robb
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die einzige wahre und vollkommene Dame, der Eve jemals begegnet war.
    Sie war eine schlanke Frau mit einem ebenmäßigen Gesicht und sandfarbenem Haar, das in sanften Wellen ihren Kopf umrahmte. Sie trug bevorzugt schlichte, pastellfarbene Kostüme, denen sie durch klassische Accessoires wie eine einreihige Perlenkette einen Hauch von Eleganz verlieh.
    Auch heute trug sie diskrete Perlenstecker in den Ohren zu einem kragenlosen, blassgrünen Kostüm. Und wie gewohnt winkte sie Eve in einen der halbrunden Sessel und bestellte für sie beide Tee.
    »Wie geht es Ihnen, Eve?«
    »Okay.« Eve musste sich regelmäßig erst daran gewöhnen, ihr Tempo zu drosseln, wenn sie Dr. Mira traf. Die Einstellung der Ärztin und die gesamte Atmosphäre, all die kleinen Dinge, die Mira so wichtig waren, ließen es schlichtweg nicht zu, dass man direkt zum Thema kam. Und da Mira im Verlauf der Zeit wichtig für Eve geworden war, nahm sie den Tee, an dem sie stets nur nippte, kopfnickend entgegen und erkundigte sich: »Wie war Ihr Urlaub?«
    Mira lächelte. Es freute sie, dass Eve daran gedacht hatte, dass sie für ein paar Tage fort gewesen war, und dass es ihr einfiel, sie sogar danach zu fragen. »Es war einfach fantastisch. Nichts belebt Körper und Geist so gut wie eine Woche auf einer Schönheitsfarm. Ich wurde massiert, geschrubbt, poliert und rundherum verwöhnt.« Amüsiert nippte sie an ihrem Tee. »Sie hätten es gehasst.«
    Mira schlug die Beine übereinander und balancierte derart elegant mit dem hauchdünnen Teegeschirr, dass Eve zu dem Ergebnis kam, es gäbe Frauen, denen diese Fähigkeit angeboren war. Sie fühlte sich, wenn sie die feminin geblümte Tasse in der Hand hielt, stets wie ein Elefant.
    »Eve, ich habe von den Schwierigkeiten gehört, die Sie mit einer uniformierten Beamtin haben. Das tut mir wirklich Leid.«
    »Das ist nicht weiter wichtig«, antwortete Eve, seufzte dabei jedoch leise auf. Schließlich saß sie hier bei Mira. »Es hat mich nur total wütend gemacht. Sie ist eine schlampige Polizistin, eingebildet bis dorthinaus, und jetzt hat sie einen Fleck auf meiner Akte hinterlassen.«
    »Ich weiß, wie wichtig diese Akte Ihnen ist.« Mira beugte sich leicht vor und berührte Eve am Arm. »Allerdings sollten Sie wissen, dass man, je höher man aufsteigt und einen je strahlenderen Ruf man hat, umso eher Gefahr läuft, den Neid eines gewissen Menschentyps zu wecken, der alles daransetzt, einen zu beschmutzen. Doch diese Beschwerde wird Ihnen nichts anhaben. Ich darf nicht viel zu dieser Sache sagen, aber ich kann Ihnen versichern, dass speziell diese Beamtin bereits dafür bekannt ist, dass sie sich irgendwelche bösen Anschuldigen gegenüber Vorgesetzten aus den Fingern saugt und dass eine Eingabe von ihr deshalb normalerweise nicht weiter ernst genommen wird.«
    Eve sah die Ärztin fragend an. »Sie haben sie getestet?«
    Mira zog eine Braue in die Höhe. »Dazu darf ich nichts sagen.« Trotzdem machte ihr leichtes Nicken deutlich, dass Eve mit ihrer Frage richtig lag. »Ich möchte Ihnen nur versichern, dass ich Sie sowohl als Freundin als auch als Kollegin vorbehaltslos in dieser Sache unterstütze. Und jetzt…«, sie lehnte sich wieder zurück und nippte erneut an ihrem Tee, »… kommen wir zu Ihrem Fall.«
    Eve grübelte eine knappe Minute über Miras Worte nach, ehe sie sich daran erinnerte, dass ihre persönlichen Probleme ihrer Arbeit nicht im Wege stehen durften, und erklärte: »Der Killer muss ein gut ausgebildeter, hoch talentierter Laserchirurg und Organverpflanzer sein.«
    »Ja, ich habe Dr. Morris’ Bericht gelesen und stimme mit seinen Schlussfolgerungen überein. Allerdings heißt das noch lange nicht, dass Sie nach einem Mitglied der hiesigen Ärztegemeinde suchen.« Bevor Eve protestieren konnte, hob sie abwehrend die Hand. »Er könnte pensioniert oder wie so viele Chirurgen einfach ausgebrannt sein. Offensichtlich hat er den rechten Pfad verlassen, denn sonst hätte er nie den heiligsten aller Eide gebrochen und einem Menschen vorsätzlich das Leben genommen. Ob er eine Lizenz hat und womöglich sogar praktiziert, kann ich Ihnen nicht sagen.«
    »Aber Sie stimmen mit mir darin überein, dass er zumindest irgendwann mal praktiziert haben muss.«
    »Ja. Den Dingen zufolge, die Sie am Tatort vorgefunden haben und die Morris bei der Autopsie herausgefunden hat, suchen Sie ohne jeden Zweifel nach jemandem mit speziellen Fähigkeiten, für deren Erwerb eine jahrelange Ausbildung und

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