Der Tod ist mein
Abteilung vorfand, der zufolge mit ihrem Equipment alles völlig in Ordnung war. Weshalb sie stirnrunzelnd ihr Tele-Link in Betrieb nahm und, ohne auf das Fiepen aus dem Lautsprecher zu achten, Feeney in der Abteilung für elektronische Ermittlung anrief und sich freute, als sein vertrautes, verknittertes Gesicht auf dem Monitor erschien.
»Dallas, was soll der ganze Blödsinn? Wer zum Teufel ist Bowers? Und warum ist sie noch am Leben?«
Unweigerlich schmunzelte sie. Niemand war so treu und zuverlässig wie der gute Feeney. »Ich kann meine Zeit nicht mit diesem Weib vergeuden. Ich habe einen toten Obdachlosen, dessen Herz verschwunden ist.«
»Dessen Herz verschwunden ist?« Feeneys struppige Brauen schossen in die Höhe. »Warum habe ich davon noch nichts gehört?«
»Ist vielleicht einfach untergegangen«, antwortete sie. »Schließlich sind zwei Bullen, die sich in die Haare kriegen, deutlich interessanter als ein toter Penner. Aber die Sache ist wirklich interessant. Lass mich dir kurz berichten.«
Mit den kurzen, förmlichen Sätzen, die für Polizisten wie eine zweite Sprache waren, klärte sie ihn auf.
Feeney nickte, presste die Lippen aufeinander, schüttelte den Kopf und stöhnte. »Die Menschen werden zunehmend kränker«, murmelte er, als sie fertig war. »Was brauchst du?«
»Kannst du eventuell kurz prüfen, ob es schon mal ähnliche Verbrechen gab?«
»Hier in der Stadt, im Land, international oder interplanetar?«
Sie bemühte sich um ein gewinnendes Lächeln, als sie fragte: »Überall? So viel, wie du bis Schichtende erledigen kannst?«
Sein gewohnheitsmäßig trauriges Gesicht wurde nur unmerklich länger. »Du gehst ständig aufs Ganze, Mädchen. Aber, ja, ich werde sehen, was ich machen kann.«
»Danke. Ich würde mich ja selbst ins IRCCA einklinken«, brachte sie die Sprache auf eine von Feeneys großen Lieben, auf das Internationale Informationszentrum zur Verbrechensaufklärung, »nur dass mein Computer wieder einmal spinnt.«
»Das würde er nicht tun, wenn du ihm mit etwas mehr Respekt begegnen würdest.«
»Du hast gut reden. Schließlich kriegt ihr regelmäßig die hochwertigen Geräte, wir hingegen nur den Schrott. Ich bin nachher unterwegs. Wenn du irgendetwas findest, ruf mich bitte an.«
»Wenn es was zu finden gibt, werde ich es finden. Bis später«, sagte er und legte auf.
Sie nahm sich die Zeit, Morris’ Abschlussbericht zu studieren, der jedoch keine Überraschungen oder Neuigkeiten enthielt. Dann könnte Snooks also nach Hause nach Wisconsin fahren, zu der Tochter, die ihn vor dreißig Jahren zum letzten Mal gesehen hatte. War es traurig, dass er entschieden hatte, den letzten Teil seines Lebens ohne einen nahen Menschen, abgeschnitten von seiner Familie und seiner Vergangenheit zu leben?, überlegte sie.
Wenn auch nicht freiwillig, hatte sie nichts anderes getan. Doch dieser Bruch, diese Amputation aller Dinge, die einmal gewesen waren, hatten sie zu der gemacht, die sie heute war. War es für ihn vielleicht ähnlich gewesen, wenn auch auf die jämmerlichste Art?
Sie schüttelte diese Gedanken ab, brachte den Computer durch zwei gezielte Faustschläge dazu, die Liste der Dealer und der Junkies aus der Gegend um den Tatort auszuspucken, und verzog, als sie einen Namen darauf erkannte, grimmig das Gesicht.
Der gute alte Ledo, dachte sie und lehnte sich auf ihrem Schreibtischstuhl zurück. Sie hatte gedacht, der langjährige Dealer säße noch im Knast. Offenbar war er jedoch bereits seit einem Vierteljahr wieder auf freiem Fuß.
Es wäre nicht weiter schwierig, Ledo ausfindig zu machen und ihn – notfalls auf die gleiche Art wie ihr Equipment – dazu zu bewegen, dass er mit ihr sprach.
Erst aber müsste sie zu Dr. Mira. Sie suchte das zusammen, was sie für die beiden Gespräche brauchte, verließ ihr Büro, rief von unterwegs bei ihrer Assistentin an und sagte, sie solle in einer Stunde unten in der Garage an ihrem Fahrzeug sein.
Miras Büro mochte eine Verrechnungsstelle für emotionale und mentale Probleme sein. Vielleicht war es ein Zentrum für die Ausbreitung, Untersuchung und Analyse des kriminellen Hirns, zuverlässig aber war die Atmosphäre angenehm beruhigend und klassisch-elegant.
Eve hatte nie herausgefunden, wie Mira es schaffte, diese Gegensätze miteinander zu verbinden. Oder wie die Ärztin selbst Tag für Tag mit dem allerschlimmsten Auswurf der Gesellschaft umgehen konnte, ohne dass sie jemals ihre heitere Gelassenheit verlor.
Sie war
Weitere Kostenlose Bücher