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Der Tod Kam Mit Der Post: Aus Der Geschichte Der BRD-Kripo

Der Tod Kam Mit Der Post: Aus Der Geschichte Der BRD-Kripo

Titel: Der Tod Kam Mit Der Post: Aus Der Geschichte Der BRD-Kripo Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerhard Feix
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angewiesen, am Hauptbahnhof in Oberhausen in den Zug nach Gelsenkirchen umzusteigen. Die Kriminalpolizei konnte einen Eisenbahner ermitteln, den Peter Fuchs auf dem Hauptbahnhof Oberhausen nach dem Bahnsteig gefragt hatte, von dem der Zug nach Gelsenkirchen abfuhr.
    Auch Peter Fuchs war seither spurlos verschwunden. Da um jene Zeit in der Umgebung von Essen wiederum mehrere Kirmesveranstaltungen stattfanden, von denen besonders die Cranger-Kirmes in Wanne-Eickel als beliebtes Volksfest stets stark besucht war, und Peter Fuchs möglicherweise die Gelegenheit zu einem Kirmesbesuch genutzt hatte, zog die Kriminalpolizei sofort Parallelen zum Fall Jung und überprüfte wiederum alle Kirmesschausteller. Doch auch diesmal fand sie weder die Spur des Jungen noch die des Entführers.
    Acht Tage später, am Samstag, dem 14. August 1965, wurde bei der Polizei der zwölfjährige Schüler Ullrich Kahlweis aus Velbert vermißt gemeldet. Der Junge war unmittelbar nach dem Mittagessen mit einem Schulfreund zur Kirmes gegangen und dort auch von seinen Schwestern und mehreren Schulkameraden gesehen worden. Gegen 18 Uhr hatte er am Auto-Scooter mit einem Mitschüler gesprochen. Ullrich befand sich zu dieser Zeit in Begleitung eines etwa 18 bis 20 Jahre alten Burschen, mit dem er im Scooter fuhr. Der Mitschüler war sogar eine Runde mitgefahren, wobei ihm auffiel, daß Ullrich recht vertraut mit dem Fremden tat und ihn sogar duzte. Gegen 18 Uhr wurde Ullrich zum letzten Mal gesehen. Seither fehlte auch von ihm jede Spur.
    Dennoch schien die Aufklärungschance der Kripo diesmal unendlich höher zu sein als in den vorangegangenen Fällen. Es meldete sich nämlich ein Filmamateur, der an jenem Samstagnachmittag auf der Kirmes den Festtrubel gefilmt hatte. Auch den Auto-Scooter hatte er aufgenommen. Die Kripo ließ den Film entwickeln und am 25. August Ullrichs Eltern und Bekannten vorführen. Angespannt folgten die Zuschauer den Schmalfilmszenen. Plötzlich schrie Ullrichs Mutter auf: „Da ist er ja!" Auch die anderen hatten den Jungen sofort erkannt. Der Amateur hatte tatsächlich gerade in der Zeit am Auto-Scooter gefilmt, als Ullrich Kahlweis mit seinem Begleiter dort gewesen war. Die Aufnahmen waren zwar unscharf und obendrein durch Gegenlichtreflexe verspiegelt, dennoch gab es keinen Zweifel über die Identität des Jungen. Die Presse, die den unbekannten Kindesentführer mittlerweile „Kirmesmörder" getauft hatte, verbreitete auf Ersuchen der Kriminalpolizei die sensationelle Meldung.
    Bei der Kriminalhauptstelle Düsseldorf wurde eine Sonderkommission „Kirmesmörder" gebildet, die sofort eine Großfahndung einleitete. Der Amateurfilm wurde wochenlang in Velbert und den Nachbarorten aufgeführt. Alle Zeitungen und Illustrierten veröffentlichten den Filmausschnitt, auf dem Ullrich Kahlweis mit seinem Entführer zu sehen war. Lautsprecherwagen, mit einem überlebensgroßen Ausschnitt des Films bestückt, fuhren durch die Ortschaften. Handzettel in deutscher, italienischer, spanischer und griechischer Sprache wurden auf den Straßen verteilt und als Postwurfsendung an 75 000 Haushalte verschickt. Allein in Langenberg, das etwa 38 500 Einwohner zählte, wurden 5334 Postwurfsendungen, faktisch also nahezu an jede siebente Person, versendet.
    Das Bundeskriminalamt gab einen Sonderdruck zum Bundes-kriminalblatt heraus, und im Gebiet der BRD wurden 15 000 Fahndungsplakate mit der Zusicherung einer hohen Belohnung ausgehängt.
    Die Kriminalpolizei hatte all ihre Hoffnungen auf diese Aktion gesetzt, doch sie blieb erfolglos. Von den Hinweisen, die bei der Polizei eingingen, führte keiner zum Täter!
    Später sollte sich herausstellen, daß er jeden Tag mit seiner Verhaftung gerechnet hatte. Einer seiner Bekannten, ein Jugendlicher, hatte ihn auf dem Bild erkannt, aber nicht verraten, sondern gegen ein im Verhältnis zur ausgesetzten Belohnung geradezu lächerliches Entgelt geschwiegen.
    Nach einigen Wochen wurde es allmählich still um den „Kirmesmörder". Eine neue Kindesentführung war nicht bekanntgeworden, die Bevölkerung beruhigte sich, andere Verbrechen machten Schlagzeilen und zogen die Aufmerksamkeit auf sich.
    Da verschwand am Sonntag, dem 8. Mai 1966, der elfjährige Manfred Grassmann aus Essen. Auch er war zuletzt auf einer Kirmes gewesen. Seine beiden jüngeren Brüder gaben an, daß Manfred von einem jungen Mann angesprochen und zu einer Fahrt auf dem Auto-Scooter eingeladen worden war. Der Fremde hatte nicht nur für

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