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Der Tod Kam Mit Der Post: Aus Der Geschichte Der BRD-Kripo

Der Tod Kam Mit Der Post: Aus Der Geschichte Der BRD-Kripo

Titel: Der Tod Kam Mit Der Post: Aus Der Geschichte Der BRD-Kripo Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerhard Feix
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rollte die Braunschweiger Kriminalpolizei nun Fall für Fall wieder auf.
    Pleil, zufrieden mit der ihm nun zuteil werdenden Aufmerksamkeit, trug nach Kräften zur Aufklärung bei. Er freute sich, wenn sein Name in der Presse in einem Atemzug mit den Serienmördern Hamann, Seefeldt oder Kürten genannt wurde, und gestand insgesamt 26 Morde und zahllose Überfälle auf Frauen und Mädchen ein. Die meisten dieser Verbrechen waren der Kriminalpolizei bisher nicht bekannt, viele ließen sich nicht mehr nachprüfen.
    Seiner Geständnisfreude sowie den Aussagen der Witwe S. verdankte die Kripo auch den Hinweis auf Pleils zeitweilige
    Mittäter. Dieser epileptische Sadist hatte nämlich nur wenige Verbrechen allein begangen. An den meisten war entweder der elf Jahre ältere Nadelsetzer Karl Hoffmann oder der 18jährige Fleischer Konrad Schüßler beteiligt.
    Namentlich Hoffman. der laut psychiatrischem Gutachten den Typ eines kaltblütigen und zynischen Killers verkörperte, hatte aktiven Anteil an sieben dieser Morde. Er war es, der jedesmal die Habe der Opfer raubte; denn während der im Umgang mit Frauen gehemmte Sadist Pleil stets aus sexuellen Motiven mordete, ging es dem kühl kalkulierenden und habgierigen Hoffmann einzig und allein um materielle Werte. Er gab auch mehreren Morden durch den eifrigen Gebrauch seines Fallschirmjäger-Messers ein besonders grausiges Gepräge. Und er hatte den labilen Pleil immer wieder zu neuen Morden angestachelt. In drei Fällen führte Hoffmann sogar selbst die tödlichen Hiebe. Sein brutales und zynisches Vorgehen stieß sogar Pleil ab, der sich daher von ihm zeitweilig zurückgezogen und einen neuen Komplizen, eben Schiißler, gesucht hatte. Dieser jugendliche Herumtreiber, der durch die Wirrnisse der Zeit auf die schiefe Bahn geraten war, hatte sich von Pleil und wegen der Aussicht auf leichte Beute zu diesen scheußlichen Verbrechen verleiten lassen. Er war insgesamt bei drei Morden zugegen, wobei er sich jedoch stets zurückhielt oder auf Handreichungen beschränkte.
    Pleil selbst, der sich in seiner debilen Einfältigkeit in der Rolle des „größten Totmachers aller Zeiten" gefiel und den die Sensationspresse zum „schlimmsten Lustmörder aller Zeiten" avancieren ließ, war im Grunde genommen ein stupider, von Komplexen zerfressener Trunkenbold.
    Sein Vater, ein notorischer Alkoholiker, hatte ihn schon im Kindesalter zum Schmuggeln angehalten. Weder seine Mutter, eine Herumtreiberin, noch seine ältere, wegen Epilepsie und Schwachsinn sterilisierte Schwester waren in der Lage, dem kleinen Rudolf Nestwärme und moralischen Halt zu geben. Pleil ging daher als Schüler öfter an der Schule vorbei als in sie hinein und blieb dreimal sitzen. Bereits mit 14 Jahren sammelte er sexuelle Erfahrungen mit Huren und Homosexuellen. Als er zu einem Fleischer in die Lehre kam, war ihm die Arbeit zu schwer. Er riß aus. trampte durch die Tschechoslowakei und das Sachsenland und heuerte schließlich als Moses bei der Binnenschiffahrt an. Dort war er zuerst Gehilfe im Maschinenraum und in der Kombüse, avancierte zum Leichtmatrosen, wurde Trimmer und schließlich Wachmann.
    Von der Binnenschifferei wechselte er zur Handelsmarine über, schipperte über die Weltmeere bis Brasilien und landete endlich auf dem Wohnschiff „General Artigas" in Hamburg.
    Hier bekam er wegen seiner Trinkerei und Aufsässigkeit schon bald Ärger, wurde zuerst mit Bordarrest und einer Geldbuße bestraft und später wegen Diebstahls zu einem Jahr Gefängnis verurteilt. Pleil hatte schiffseigene Wolldecken allzu großzügig und allzu billig an Hafendirnen verscherbelt.
    Die Seemannszeit war Pleils große Zeit. Von ihr schwärmte er noch viele Jahre später hinter Zuchthausmauern. Im Oktober 1943 ging diese Zeit zu Ende. Die Seeberufsgenossenschaft hatte ihn wegen Epilepsie für seeuntauglich erklärt.
    Exmatrose Pleil wurde, eingedenk seiner Kombüsenerfahrungen, Koch in einem Lager und später Kellner in einer erz-gebirgischen Gaststätte. In dieser Zeit pflegte er vor allem zwei Hobbys: Er erzählte den Gästen schaurige Krimis, und er schlug Katzen mit der Faust tot und verspeiste sie.
    Im Mai 1945 heiratete Pleil, zog nach der Hochzeit zu seiner Frau nach Zöblitz und brachte es dort für kurze Zeit sogar zum Hilfspolizisten. Später arbeitete er dann als „Einkäufer" für eine Holzfirma, die diverse Schwarzmarktgeschäfte über die Zonengrenze hinweg betrieb. Hier lernte er auch seinen späteren Mordkomplizen

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