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Der Tod Kam Mit Der Post: Aus Der Geschichte Der BRD-Kripo

Der Tod Kam Mit Der Post: Aus Der Geschichte Der BRD-Kripo

Titel: Der Tod Kam Mit Der Post: Aus Der Geschichte Der BRD-Kripo Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerhard Feix
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fand die Polizei zwei Tage später im Düsseldorfer Vorort Gerresheim wieder, leer natürlich. Einen Teil des Kaffees stellte Zollinspektor Schneider kurz darauf im Lager des Düsseldorfer Spediteurs und Kaffeegroßschiebers Rausch sicher. Rausch war, wie die Zollfahndung ermittelte, nicht nur Chef einer Kaffeeschieberbande, sondern auch der Initiator des Lastwagendiebstahls. Der kriminelle Spediteur, der den Kaffeetransport aus Lindau bestellt hatte, war nämlich mittlerweile zur Ansicht gekommen, daß sein Profit noch größer sein würde, wenn er den Kaffee nicht kaufte, sondern stahl. Daß die Zollfahndung ihm mit diesem Transport eine Falle stellen wollte, ahnte er nicht einmal, und daß sein Plan so tadellos funktionierte, hatte er neben der unglaublichen Ignoranz und Borniertheit des Kriminalinspektors Lüder vor allem seinem Spezi, dem Kriminalwachtmeister Schäfer alias „de Näs", zu verdanken.
    Schäfer hatte nämlich den Diebstahlsplan gekannt und gegen ein entsprechendes Honorar zu seinem Gelingen beigetragen. Von Rausch selbst kam der anonyme Anruf. Schäfer hatte Lüder zur Beschlagnahme überredet und dafür gesorgt, daß der Lastzug vor dem Polizeipräsidium abgestellt wurde. Sein Komplize wartete zu dieser Zeit bereits an der nächsten Straßenecke. Als Schäfer dann vom Fenster des Vernehmungszimmers aus das verabredete Zeichen gab, fuhr er mit dem Lastzug seelenruhig davon.
    Daß sich in Düsseldorfs Kriminalpolizei kriminelle Elemente wie Schäfer einschleichen konnten, war schlimm, daß sie von ihren Vorgesetzten, den Oberbeamten und dem Direktor der
    Kriminalpolizei, Oberrat Mittelsteiner, gedeckt und später sogar noch vom Polizeipräsidenten Simon begünstigt wurden, ist schier unfaßbar. Der Staatsanwalt beantragte bei der Polizeiabteilung des Innenministeriums von Nordrhein-Westfalen die Amtsbeurlaubung von Polizeichef Simon. Simon setzte nämlich Zeugen unter Druck, schüchterte sie ein und untersagte seinen Untergebenen strikt, belastende Aussagen gegen die korrumpierten Schwarzmarktbekämpfer zu machen. Das Innenministerium stellte sich jedoch taub, aus gutem Grund, wie man sicher annehmen darf, und es dauerte viele Monate und bedurfte erst massiver Beschwerden, bis dieser Polizeichef die Konsequenzen ziehen mußte. Mittlerweile war längst die Zeit des kalten Krieges und der neodeutschen Kraftmeierei ausgebrochen, da konnte man Leute, die Erfahrung im Vertuschen besaßen und die Dunkelmännern reine Westen verschafften, sehr gut gebrauchen. Es war die Zeit, in der in zunehmendem Maße wieder die alten Nazis, die in der ersten Demokratisierungseuphorie den Polizeidienst quittieren mußten, weiße Westen und dazu einträgliche Pöstchen in der Polizei bekamen.
    In eben jenem Düsseldorf, dessen Kriminalpolizei so kriminell war, wurde mit Kriminalrat Dr. Bernhard Wehner ein Mann Kripochef, der über kriminelle Erfahrungen besonderer Art verfügte. Wehner, vor 1945 SS-Hauptsturmführer mit der SS-Nummer 441073 und Kriminalkommissar im Amt V (Kriminalpolizei) des Reichssicherheitshauptamtes (RSHA), war nicht nur an der Ermordung sowjetischer Kriegsgefangener im Konzentrationslager Buchenwald, sondern auch an der Verschleierung faschistischer Gewaltverbrechen beteiligt. Als Leiter des Sonderkommandos des RSHA hatte er beispielsweise maßgeblichen Anteil an der Entstehung der naziamtlichen Dokumentation über den sogenannten Blutsonntag in Bromberg. Am 3. September 1939 hatten deutsche Truppenverbände Bromberg angegriffen. Die Nazis benutzten die Kampfhandlungen dazu, um zahlreiche unbequeme Mitwisser ihrer Verbrechen sowie Angehörige ihrer eigenen fünften Kolonne zu liquidieren. Diese Morde gaben sie dann als „Greueltaten" von „Polen" und „Bolschewiken" aus und inszenierten mit dieser verlogenen Begründung eine Welle von Morden und Pogromen an polnischen Bürgern und KZ-Häftlingen. Der Blutsonntag von Bromberg hat, wie später im Nürnberger Hauptkriegsverbrecherprozeß festgestellt wurde, mindestens 23 500 Menschen das Leben gekostet. Wehner trug kräftig dazu bei, diese Naziverbrechen zu vertuschen. Seit 1931 Mitglied der NSDAP und seit 1940 im Reichssicherheitshauptamt zur besonderen Verwendung tätig, „untersuchte" er beispielsweise im persönlichen Auftrag Himmlers 1942 das Attentat auf den Sicherheitschef und SS-Gruppenführer Heydrich und später, im Juli 1944, das Attentat auf Hitler. Für seine Zulieferungsdienste an die Mord- und Folterhöhlen der Gestapo erhielt er

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