Der Tod Kam Mit Der Post: Aus Der Geschichte Der BRD-Kripo
Kripomann mußte ein Leihwagen gestohlen werden. Kriminaloberassistent Söldner, bei dem die Diebstahlsanzeigen von Autos eingingen, wußte aus erster Quelle, wie viele Wagen in München gestohlen wurden. Täglich wurden es mehr, doch hier stand die Polizeiehre auf dem Spiel. Die Sache mußte daher schnell aus der Welt geschafft werden.
Die Chefs gaben strenge Anweisungen, der diensthabende Sachbearbeiter, es war diesmal nicht Söldner, ging die Sache sofort forsch an. Er vernahm zuerst Feller und dann den Wächter Willing, der in der fraglichen Zeit den Dienst auf dem Parkplatz versehen hatte.
Willing nahm den Diebstahl gleichmütig zur Kenntnis. Schließlich konnte er nicht überall zur gleichen Zeit sein. Der Dieb mußte, das ließ er sich nicht ausreden, die Autoschlüssel gehabt haben, denn wäre gewaltsam an dem Wagen hantiert worden, hätte er das bestimmt bemerkt. Willing studierte aufmerksam den Parkschein und stutzte. „Wann soll der Wagen abgestellt worden sein'.'" fragte er. „Zwischen zwanzig und zwanzig Uhr dreißig", erwiderte der Ermittler. „Ganz und gar ausgeschlossen", erklärte Willing.
Dem Parkschein zufolge mußte der Wagen bereits vor 18 Uhr geparkt worden sein, denn der Schein hatte nur 30 Pfennig gekostet. Ab 18 Uhr jedoch betrug die Parkgebühr 40 Pfennig. Der Ermittler wurde hellhörig. Weshalb hatte Feller eine falsche Parkzeit angegeben? In aller Stille begann der Sachbearbeiter tiefer, als das sonst üblich war, in den Fall einzusteigen und seinen Kollegen Feller aufs Korn zu nehmen. Dabei stieß er auf eine ganze Reihe anderer Autodiebstähle, deren Unterlagen seltsamerweise lückenhaft waren. Auch ein merkwürdiger Einbruch in die Münchner Kraftfahrzeugzulassungsstelle in der St.-Martin-Straße erregte seine Aufmerksamkeit, weil dort Blanko-Kfz-Briefe und Zulassungskarten sowie ein Dienstsiegel gestohlen worden waren. Schon am Tatort war den Kriminalisten aufgefallen, daß der Täter über ausgezeichnete Ortskenntnisse verfügt haben mußte. Der Einbruch war noch immer unaufgeklärt. Zwischen ihm und den Autodiebstählen konnte ein Zusammenhang bestehen.
Die Kripo recherchierte Fellers Bekanntenkreis und stieß dabei auf einen Textilkaufmann namens Hein Fink, der einige Zeit zuvor vom Textilhandel auf den Handel mit Gebrauchtwagen umgestiegen war. Man munkelte, daß die Autos, die er verhökerte, gestohlen waren und in Österreich verkauft wurden.
Einmal auf der richtigen Spur, kam die Kripo auch bald dahinter, wie Fink seine Geschäfte abwickelte. Er hatte ein ganz simples System: Autos, die ihm gefielen oder für die bereits ein Interessent vorhanden war, wurden von einem Parkplatz gestohlen oder durch einen Strohmann bei einer Mietwagenfirma geliehen und später als gestohlen gemeldet. Die so „erworbenen" Wagen bekamen neue Kennzeichen und Papiere und fuhren ganz legal über die Grenze. Vier Autos hatten auf diese Weise bereits die BRD verlassen. Den weißen Mercedes, den Feller bei der „Selbstfahrer-Union" gemietet hatte, holte Fink höchstpersönlich vom Parkplatz ab. Er ging dabei kein Risiko ein, denn er besaß den Wagenschlüssel und sogar den Parkschein. Für Fink war das Unternehmen auch in anderer Hinsicht risikolos, weil die Kriminaloberassistenten Feller und Söldner sowie ein Sicherheits-
Wachtmeister namens Gössl von Anfang an zu seiner Bande gehörten. Feller hatte ihm die Autoschlüssel und den Parkschein übergeben und erst viel später, nämlich dann, als der weiße Mercedes schon im neuen Stall stand, Anzeige erstattet. Auch Fellers Risiko war gering, sorgte doch sein Kollege Söldner dafür, daß Anzeigen, die Autodiebstähle der Fink-Bande betrafen, schnell im Papierkorb verschwanden. Nur dieses eine Mal war das schiefgegangen.
Kriminaloberassistent Feiler hatte auch den Einbruch in die Kfz-Zulassungsstelle begangen und so die nötigen Papiere für die gestohlenen Autos beschafft. Dem dritten Polizisten in der Bande, Schutzmann Gössl, kam die Aufgabe zu, entsprechende Autotips zu liefern, günstige Stehlgelegenheiten zu avisieren und notfalls dem Dieb den Rücken zu decken. Bandenchef Fink erledigte die geschäftliche Seite, inklusive der Werbung des Unternehmens, und die übrigen beiden Bandenmitglieder frisierten die Wagen um und lieferten sie an die Kunden aus. Es war ein perfektes Unternehmen, das freilich noch am Beginn seiner Geschäfte stand und daher erst 35000 DM umsetzen konnte. Hundert weitere Autos sollten noch verkauft, dann das
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