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Der Tod Kam Mit Der Post: Aus Der Geschichte Der BRD-Kripo

Der Tod Kam Mit Der Post: Aus Der Geschichte Der BRD-Kripo

Titel: Der Tod Kam Mit Der Post: Aus Der Geschichte Der BRD-Kripo Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerhard Feix
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sich dadurch, daß sie wichtige Hinweise für die Überführung der Jäger-Bande für sich behielt. Gleichzeitig verlangte sie Ergebnisse, schließlich fiel die Mehrzahl der Jägerschen Beutezüge in ihren Dienstbereich. Die Mannheimer Kripo aber konnte damit nicht aufwarten, denn weder Jäger noch die Gebrüder Korbmacher waren geständig.
    Da begann die Frankfurter Kriminalpolizei Staatsanwalt Angelberger zu bedrängen, bis er schließlich gegen Riesters ausdrücklichen Protest den Frankfurtern Gelegenheit gab, selbst und ohne Mannheimer Aufpasser die Gefangenen zu vernehmen. Und damit begann sich das Blatt zu wenden. Was den Mannheimern in wochenlangen Vernehmungen nicht gelungen war, brachten die Frankfurter im Handumdrehen zuwege: Willi Korbmacher legte ein Geständnis ab. Neun Tage später wurden seine Aussagen von seinem Bruder Horst bestätigt. Bandenchef Jäger, nunmehr ohne Rückendeckung seiner Mitganoven, zögerte noch fünf Tage, dann packte auch er aus.
    Drei schwere Raubüberfälle, darunter den auf die Rentenzahlstelle. fünfzig Einbrüche und viele kleinere Diebstähle gestand die Bande ein. Genau eine Woche nach Jägers Geständnis gab der Frankfurter Kripochef die Pressekonferenz und rächte sich damit für das „Kommandounternehmen" seines Mannheimer Kollegen.
    Riester, der mit einer eigenen Pressekonferenz konterte, schlug zurück und bezichtigte die Frankfurter Kriminalpolizei der Oberflächlichkeit, indem er behauptete, die Jäger-Bande wäre nicht nur für die eingestandenen Verbrechen verantwortlich, sondern auch mit den seit langem gesuchten Autobahngangstern identisch. Damit spielte er auf einen Kriminalfall an, der sich gleichfalls zu einer peinlichen Polizeiaffäre ausgewachsen hatte. Im Spätherbst 1954 waren auf der Autobahn in Nordrhein-Westfalen in kurzen Abständen sieben bewaffnete Raubüberfälle registriert worden. Der letzte datierte vom 13. November 1954.
    Die Täter, von denen Personenbeschreibungen vorlagen, benutzten für ihre Raubzüge in der Regel einen dunklen Ford Taunus und waren mit Maschinenpistolen bewaffnet. Am 13. November hielt der Innenminister von Nordrhein-Westfalen, Dr. Franz Meyer, eine Rundfunkansprache, in der er nach Schilderung der Verbrechen die Autofahrer aufforderte, alle Anhalteversuche durch verdächtige Personen unverzüglich der Polizei mitzuteilen. Gleichzeitig wies er darauf hin, daß jedes Haltegebot der Polizei „unverzüglich zu befolgen" wäre, weil „die Polizei angewiesen ist, andernfalls sofort von der Schußwaffe Gebrauch zu machen". Dieser ministerielle Schießbefehl löste bei den Polizisten von Nordrhein-Westfalen eine wahre Gangsterpsychose aus und führte zu zahlreichen polizeilichen Übergriffen und Gewaltakten. So erschoß beispielsweise eine Polizeistreife die 22jährige Helene Nettersheim. Sie war zusammen mit ihrem Ehemann auf dem Heimweg in eine Polizeisperre geraten, und ihr Mann hatte das Haltegebot nicht sofort beachtet. Fünf Tage später, am 21. November, schoß der Polizeimeister Kallweit den Bauern Hellmut Frantzen aus unmittelbarer Nähe vom Traktor. Frantzen war ihm verdächtig vorgekommen, das hatte genügt.
    Nach Meyers Rundfunkrede sind bei der Kriminalpolizei von Nordrhein-Westfalen aber auch 1200 Tathinweise eingegangen. Eine fünfundvierzig Mann starke Sonderkommission war in drei Schichten mit ihrer Überprüfung beschäftigt. Nach wochenlangen Ermittlungen kam die Kommission zu dem Schluß, daß nur sieben Fälle so miteinander übereinstimmten, daß sie zu ein und demselben Tatkomplex gerechnet werden konnten. Das aber waren jene, die man schon vor der spektakulären Gangsterjagd kannte. Die Ministerrede hatte folglich außer Mißgriffen und
    Blamagen nicht das geringste eingebracht. Im Frühjahr 1955 fragte der offizielle Pressedienst der SPD sogar: „Haben die Autobahngangster überhaupt existiert?" Schon am 24. November 1954 hatte der parlamentarisch-politische Pressedient der SPD die Vermutung geäußert, daß der Autobahn-Gangster-Rummel „von ganz bestimmter Seite bewußt und kaltblütig inszeniert" wurde, um Stimmung für die vom Adenauer-Kabinett angestrebte „Wiedereinführung der Todesstrafe" zu machen.
    Nun wollte also Mannheims Kripochef das Rätsel gelöst haben und zusätzliche Lorbeeren ernten. Doch er erntete nur Spott. Am meisten spottete das Jäger-Trio. „Wir haben immer darauf gewartet, daß die uns einmal überfallen", meinte einer der Korbmachers, „denen hätten wir es aber

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