Der Tod Kam Mit Der Post: Aus Der Geschichte Der BRD-Kripo
internationalen Polizeidienststellen ab und fungiert als nationales Büro der INTERPOL. Es gibt seit dem 1. April 1951 auch das „Bundes-kriminalblatt" und das „Deutsche Fahndungsbuch" heraus. Seinen Grundstock bildete das ehemalige Kriminalpolizeiamt der Britischen Zone, das Anfang August 1953 von Hamburg in das inzwischen auf dem Geisberg in Wiesbaden errichtete BKA-Gebäude verlegt wurde. Die ursprünglichen 185 Planstellen des KPABrZ wurden beträchtlich erweitert und neun Abteilungeh mit insgesamt 37 Referaten gebildet. Zum BKA gehört auch die „Sicherungsgruppe" mit ihren fünf Referaten.
Geplant, programmiert und entstanden in der Amtszeit des eingefleischten Militaristen und damaligen Innenministers Lehr, genannt Kanonen-Lehr, hat das BKA von Anfang an einen großen Teil seiner Spitzenkader aus „altbewährten" Polizisten rekrutiert.
Paul Dickopf, Chef des BKA von 1965 bis 1971, w urde im Oktober 1968 Präsident der INTERPOL
Als erster Präsident des BKA fungierte der ehemalige Chef der Preußischen Landeskriminalpolizei und Mitherausgeber der Zeitschrift „Kriminalistik" in der Nazizeit, Dr. Max Hagemann. Er wurde im April 1952 von Dr. Hans Jess abgelöst, der von 1919 bis 1932 als Polizeichef, Landeskriminalamtsleiter und schließlich Chef der Polizeiabteilung im Preußischen Innenministerium seine Polizeierfahrungen in der Noske-Polizei gesammelt hatte. Ihm folgte 1955 Reinhard Dullien auf den Präsidentenstuhl, der 1933 Mitglied der NSDAP (Mitgliedsbuchnummer 1 853 922) sowie der SS wurde und während des Krieges Mitarbeiter des Gauleiters und Kriegsverbrechers Koch war. Dullien wurde 1965 von Paul Dickopf, einem ehemaligen Mitarbeiter des Wehrmachtsgeheimdienstes unter Canaris, abgelöst. Ihm folgte 1971 schließlich Dr. Horst Herold, vormals Polizeipräsident von Nürnberg, auf den Präsidentenstuhl.
Da mit Einrichtung des BKA die Länder zugleich verpflichtet wurden, in Form von Landeskriminalämtern eigene Kriminalpolizeizentralen zu schaffen, die dem BKA zuzuarbeiten hatten, entstanden praktisch schon im März 1951 die Strukturen der BRD-Kriminalpolizei, die in ihren wesentlichen Grundzügen noch heute bestehen.
Danach ist die Kriminalpolizei zwar den Ländern unterstellt, zugleich aber der Einfluß der Bundesregierung auf sie gesichert. Wenn man westdeutschen Polizeiexperten und -historikern glauben darf, lagen die meisten spektakulären Fehlschläge und Fahndungspannen der Kriminalpolizei bis dahin im Fehlen einer kriminalpolizeilichen Zentralbehörde begründet. Folglich hätte sich von nun an die Situation grundlegend ändern müssen. Doch das ist ein Fehlschluß. Obwohl die Kriminalität und das gewerbsmäßige Verbrechertum von Jahr zu Jahr immer mehr anstiegen, sanken die Aufklärungserfolge der Kriminalpolizei ebenso kontinuierlich ab. Konnte die BRD-Kripo 1953 noch 73,6 Prozent aller Straftaten aufklären, waren es 1956 nur noch 70,6 Prozent. Und diese Kurve sank jedes Jahr weiter, bis sie 1970 mit 48,3 Prozent nicht einmal mehr die Hälfte aller begangenen Straftaten erreichte.
Seither geriet diese Kriminalpolizei noch tiefer in die roten Zahlen, und es bedarf keiner Hellseherei, auch für den weiteren Trend schwarzzusehen.
Autodiebe mit Dienstmarke
Im Herbst 1955 gab es im Bayernland einen handfesten Skandal, den der im Herunterspielen erfahrene sozialdemokratische Polizeipräsident von München, Heigl, trotz aller Mühe nicht vertuschen konnte. Den Anlaß dafür bot ein simples und für bundesdeutsche Verhältnisse alltägliches Delikt: ein Autodiebstahl.
Der 32jährige Kriminaloberassistent Erwin Feiler, Angehöriger der Münchner Kriminalpolizei und Liebhaber schneller Autos und rassiger Frauen, traf Urlaubsvorbereitungen. Er hatte sich dazu bei der „Selbstfahrer-Union" in der Birkenstraße 29 einen schnittigen weißen Mercedes 180 geliehen. Sein Dienstausweis bewahrte ihn davor, die für das Gehalt eines Oberassistenten zu hohe Kaution von 400 DM zu hinterlegen. Der Dienstausweis war echt, die „Selbstfahrer-Union" von Vertrauen zur Kriminalpolizei erfüllt. Feller fuhr also los. Doch er fuhr nicht weit, sondern nur bis zum bewachten Parkplatz am Rathaus. Dort stellte er den Wagen ab (als Beweis dafür legte er später den Parkschein vor). Als er ihn eine Stunde später wieder abholen wollte, war der weiße Mercedes verschwunden. So schilderte der Kriminaloberassistent die Sache seinem Kollegen vom zuständigen Sachgebiet.
Die Sache war peinlich, ausgerechnet einem
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