Der Tod Kam Mit Der Post: Aus Der Geschichte Der BRD-Kripo
Frankfurt verhaftet und der dortigen Kriminalpolizei damit die Beute direkt unter der Nase weggeschnappt hatte. Die Frankfurter Kripo war schon seit langem hinter der Jäger-Bande her gewesen und hatte nur noch auf den richtigen Zeitpunkt zum Zugreifen gewartet. Der 28jährige Karl-Heinz Jäger und seine Komplizen Horst und Willi Korbmacher standen im Verdacht, am 31. Dezember 1954 die Rentenzahlstelle der Bundespost am Frankfurter Öderweg37 überfallen und 80000DM geraubt zu haben. Die speziell zur Überführung dieser Bande gebildete Sonderkommission der Frankfurter Kriminalpolizei ging davon aus, daß ein halbes Hundert weiterer Straftaten, darunter Geldschrank- und Geschäftseinbrüche, Raubüberfälle und Autodiebstähle, auf das Konto dieser Bande kamen. Jäger und seine Komplizen, bereits mehrfach vernommen, waren aber so clever, daß sie mangels handfester Beweise auf freien Fuß gesetzt werden mußten. Seither wurden sie ununterbrochen beschattet.
Die Ganoven hüteten sich, dem Polizeiverdacht neue Nahrung zu geben. Wochen vergingen, aber die Kripo blieb ihnen auf den Fersen, in der Hoffnung, daß die Jäger-Leute endlich anfangen würden, das erbeutete Geld mit vollen Händen auszugeben.
In Mannheim hatte man zu diesem Zeitpunkt noch keinen Verdacht gegen Jäger. Kripochef Riester interessierte sich daher kaum für die Verbrechen, mit denen sich seine Frankfurter Kollegen herumzuschlagen hatten. Er und seine Männer suchten vielmehr fieberhaft die Täter, die im März 1954 am Wasserturm in Mannheim bei einem Geschäftseinbruch Büromaschinen im Werte von etwa 15 000 DM erbeutet hatten.
Die Kriminalobersekretäre Eipper und Weißmann, von Riester speziell für diesen Fall abgestellt, konnten schließlich die Spur des Diebesgutes aufnehmen. Sie führte zu einem Hehlerring in Frankfurt, der sich damit beschäftigte, gestohlene Pelze, Fotoapparate, Brillantenschmuck sowie Büromaschinen aller Art in den D-Zug-Abteilen reisender amerikanischer Offiziere nach Paris zu schmuggeln.
Die Gauner wurden verhaftet, der Verbleib eines Teils des Diebesgutes aus dem Mannheimer Geschäftseinbruch wurde aufgeklärt, die Diebe selbst blieben jedoch unentdeckt. Da schaltete sich der ehrgeizige Staatsanwalt Angelberger aus Mannheim in die Suche ein. Er schrieb an mehrere Amtskollegen in verschiedenen Städten der BRD und bat um Hinweise auf ähnliche Geschäftseinbrüche wie den in Mannheim. Angelberger erhielt so eine Menge Material, das er gemeinsam mit der Kripo auswertete. Auch zur Frankfurter Kriminalpolizei bekam er Kontakt. Er fuhr sogar selbst hin und wurde bei dieser Gelegenheit auf das Jäger-Trio und ihre vorerst noch unbewiesenen Gaunerstücke aufmerksam gemacht. Bei verschiedenen Einbrüchen, die der Jäger-Bande zur Last gelegt wurden, entdeckte er gewisse Parallelen zum Mannheimer Fall. Deshalb setzte er die Mannheimer Kripo auf Jägers Spur. Die Kriminalobersekretäre Eipper und Weißmann bezogen das Jäger-Trio in ihre Recherchen ein, ohne die Frankfurter Kollegen zu informieren.
Die Spur wurde „heiß", als in Mannheim von der Kriminalpolizei aus Rosenheim in Bayern der Hinweis auf einen in München einsitzenden Helmut Baumgärtner einging. Baumgärtner war ein ehemaliger Komplize Jägers. Kripo Chef Riester ließ ihn daraufhin mit Hilfe von Staatsanwalt Angelberger nach Mannheim verlegen.
Baumgärtner ließ sich nicht lange nötigen und malte den Mannheimer Kriminalbeamten Eipper und Weißmann ein tiefschwarzes Bild seines Exkomplizen. Er erbot sich sogar, die Beamten zu einem Ort zu führen, an dem er mit Jäger eingebrochen hatte. Eipper und Weißmann gingen mit Zustimmung von Kriminaldirektor Riester darauf ein und fuhren am 27. April 1955 mit ihrem Gefangenen nach Hilden in Westfalen. Unterwegs wurden sie aber von Baumgärtner übertölpelt. Der Häftling floh, die Kriminalbeamten hatten das Nachsehen. Fünf Tage später, in den frühen Morgenstunden des 2. Mai, fuhr eine fünfzehn Mann starke Mannheimer Polizeitruppe unter Leitung von Staatsanwalt Angelberger nach Frankfurt und verhaftete Karl-Heinz Jäger und die beiden Korbmachers. Die Frankfurter Kriminalpolizei, von dieser Jagd in ihrem Revier nicht verständigt, war verärgert!
Die Mannheimer nahmen die Verhafteten mit. Es wurde zwar vereinbart, beide Kripo-Dienststellen bearbeiten den Fall von nun ab gemeinsam, doch dann schirmten die Mannheimer ihre Häftlinge regelrecht gegen die Frankfurter ab. Die Frankfurter Sonderkommission rächte
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