Der Tod Kam Mit Der Post: Aus Der Geschichte Der BRD-Kripo
aufweisen konnte.
Die Kripo war noch bei der Auswertung der Fragebogen, als am Abend des 4. Mai auf einer Lichtung im Wald von Meerebusch, unweit von Büderich, ein Liebespaar von zwei Männern überfallen wurde. Die Frau, von Panik ergriffen, rannte, von einem der Männer verfolgt, auf die Straße zu. Der Verfolger hatte sie schon eingeholt und gepackt, da kam aus einem nahen Waldweg ein Mopedfahrer, und auf der Chaussee näherte sich gleichzeitig ein Motorradfahrer. Der Verfolger ließ von ihr ab und rannte zur Lichtung zurück. Dort hatte inzwischen sein Komplize den Mann mit einer Pistole bedroht und zur Herausgabe seines Geldes aufgefordert. Als der Verfolger, der nun zurückkehrte, rief, daß es Zeit wäre zu verschwinden, suchten beide das Weite.
Bei Meerebusch waren den Liebespaarmördern zum ersten Mal die Opfer entkommen. Da es jedoch zur Zeit des Überfalls bereits dunkel war, konnten weder die Frau noch der Mann die Täter näher beschreiben.
Die Sonderkommission, von Kriminalkommissar Eynck angeleitet, tappte nach wie vor im dunkeln, als von einem Förster ein wichtiger Hinweis einging. Revierförster Späth befand sich am 10. Juni, einem regnerischen Sonntagabend, auf einem Kontrollgang im Strümper Busch. Die Waldwege, vom Regen noch feucht, eigneten sich gut zum Abfährten und brachten den Weidmann auf die Idee, einmal nachzusehen, was in seinem Revier so kreuchte und fleugte. Zwischen 18 und 19 Uhr stieß er auf eine taufrische Motorradspur. Und weil Späth schon öfters solche Spuren und manchmal unweit davon auch sichere Anzeichen für Wilddieberei gefunden hatte, ging er ihr kurz entschlossen nach. Schon nach kurzer Zeit erspähte er einen Mann, der gerade im Begriff war, sein Motorrad mit Farnkraut zu tarnen Als dann der mit einem Tarnanzug bekleidete Unbekannte auch noch katzengleich auf einem schmalen Pirschsteig zu Holze schlich, war Späth sich seiner Sache sicher und pirschte mit schußbereitem Drilling hinterher.
Hätte es der Mann nach altem Wilddiebsbrauch auf Försterblut abgesehen gehabt, gäbe es eine Försterwitwe mehr auf der Welt. Späth wäre dem Wilderer direkt in die Kugel gestolpert. Der Fremde hatte nämlich Deckung gesucht. Erst als der Förster ihn beinahe getreten hätte, sprang er unmittelbar vor dem erschrok-kenen Grünrock auf. Späth war aber geistesgegenwärtig genug, zwei Dinge zu tun, die in der Untersuchung der Liebespaarmorde die lang ersehnte Wende brachten: Er nahm den verdächtigen Motorradfahrer kurzerhand fest, und er beobachtete, wie dieser heimlich einen Gegenstand wegwerfen wollte, der sich bei näherem Hinsehen als patronengefülltes Pistolenmagazin entpuppte.
Der Festgenommene, ein gewisser Werner Boost aus Büderich, behauptete zwar, daß er nur einen ganz harmlosen Waldspaziergang gemacht hätte, doch das glaubten ihm weder Förster noch Kriminalpolizei.
Boost war der Kripo nicht unbekannt, wenn auch seine Verstöße gegen das Währungsgesetz, derentwegen er schon dreimal Bekanntschaft mit dem Richter gemacht hatte, der schwere Diebstahl und der unbefugte Waffenbesitz, wofür er gerichtlich verurteilt worden war, schon einige Zeit zurücklagen. Kommissar Eynck ließ sich weder von dem offenen Jungengesicht Boosts noch von seinen im Brustton größter Rechtschaffenheit vorgebrachten Unschuldsbeteuerungen täuschen.
Boost, jetzt 31 Jahre alt, als uneheliches Kind von der Großmutter erzogen, führte diesen Namen erst seit seinem 16. Lebensjahr, vorher hieß er Korecki. Er war verheiratet und wohnte seit 1950 mit seiner Frau und zwei Kindern in Büderich. Dort hatte er einen guten Leumund. Er trieb Judosport, interessierte sich für Chemie, vor allem für Gifte, und war ein ausgesprochener Waffennarr. Aus einer Entfernung von drei bis vier Metern traf er mit der Pistole aus dem Hüftanschlag heraus das Schwarze einer kleinen Luftgewehrscheibe, was jeder im Ort wußte. Da Boost bei seiner Festnahme ein gefülltes Pistolenmagazin verschwinden lassen wollte, versuchte die Kripo, die dazugehörige Waffe zu finden. Ein großes Polizeiaufgebot durchkämmte mehrmals erfolglos den Strümper Busch. Erst als Boost, strenger verhört, selbst das Versteck preisgab, konnte die Waffe, eine P 38, Kaliber 9 mm, sichergestellt werden. Sie war geladen und entsichert. Förster Späth hatte also das Reservemagazin, das Boost nicht mehr verstecken konnte, entdeckt.
Mit diesem Fund konnte die Kripo Boost unbefugten Waffenbesitz nachweisen, zu dem sich noch einige
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