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Der Tod Kam Mit Der Post: Aus Der Geschichte Der BRD-Kripo

Der Tod Kam Mit Der Post: Aus Der Geschichte Der BRD-Kripo

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Autoren: Gerhard Feix
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gegeben."
    Die Polizei fahndete im Herbst 1954 nach sogenannten Autobahn-Gangstern und erschoß dabei zwei Unschuldige

    Ein weiteres Opfer der „Gangster"-Jäger, Bauer Frantzen (links oben), der am 21. November 1954 von schießwütigen Polizisten von seinem Traktor geschossen wurde. Die Ringe markieren Einschüsse

Liebesfahrt in den Tod
    Mit seiner Metamorphose vom Luxus- zum Massenartikel wurde das Auto zu einem Ort, den Liebespaare gern für ihre Tete-ä-tetes wählen. Denn mit dem Auto, dieser Liebeslaube auf Rädern, kann man neugierigen Blicken enteilen, irgendwohin ins Grüne oder auch nur in eine schlecht beleuchtete Nebengasse fahren, um sich dem Partnerspiel zu ergeben. Meistens jedenfalls, nicht immer, denn auch der einsamste Ort hat in unserer durch und durch zivilisierten Welt bisweilen Augen und Ohren und manchmal sogar tödliche Klauen.
    Das sollte in der Nacht des 7. Januar 1953 auch der Rechts-schutzsekretär beim Deutschen Gewerkschaftsbund (DGB), Dr. Bernd Serve, erfahren, der mit seinem 18jährigen Freund unterwegs war. Serve war homosexuell und brauchte daher für seine Liebesabenteuer einen besonders entlegenen Ort, wollte er nicht seine Stellung riskieren und den Spott seiner Mitmenschen herausfordern. Zwischen 22 und 23 Uhr parkte er seinen Opel Kapitän auf der Landstraße von Kaiserswerth nach Düsseldorf, die um diese Stunde öde und menschenleer war. Das Pärchen war so vertieft, daß es die eiligen Schritte überhörte, die sich dem Wagen näherten. Plötzlich wurde neben Serve die Tür aufgerissen und gleich darauf die hinter seinem Freund. Erschrocken fuhren die beiden auseinander. Noch ehe sie reagieren konnten, fiel ein Schuß.
    Dr. Serve sackte in sich zusammen. Sein Freund, halbtot vor Angst, bettelte um sein Leben, bevor ihn mehrere Schläge auf den Schädel trafen. Wie durch eine dicke Wattewand nahm er wahr, daß eine der beiden mit Strumpfmasken getarnten Gestalten den Wagen zu starten versuchte, aber mit dem Anlasser nicht zurechtkam. Die Fremden fluchten, stiegen schließlich wieder aus und verschwanden so plötzlich, wie sie aufgetaucht waren.
    Erst zwanzig Minuten später faßte Serves Begleiter Mut und alarmierte die Polizei. Der Gewerkschaftsfunktionär war tot, von den Mördern nichts mehr zu sehen.
    Der Gerichtsarzt stellte fest, daß eine Pistolenkugel Serves Unterkiefer durchschlagen, die Zunge gestreift, zwei Halswirbel zertrümmert, dabei das Rückenmark verletzt und eine schlagartige Lähmung herbeigeführt hatte.
    Serves Freund hingegen kam mit einigen harmlosen Platzwunden am Kopf glimpflich davon. Und das war der Hauptgrund, weshalb ihm die Kriminalpolizei, die außer dem Geschoß, das Dr. Serve tötete, keine Spuren sichern konnte, den Überfall anfangs nicht so recht glauben wollte. Sie beschäftigte sich daher eingehend mit ihm, und das ist durchaus verständlich. Die Kriminalgeschichte kennt Hunderte Fälle, in denen Homosexuelle von ihren Sexualpartnern oder deren Freunden umgebracht wurden. Homosexuelle wie alle sexuell Andersartigen sind geradezu ideale Verbrechensopfer, scheuen sich doch die meisten von ihnen aus Furcht vor Blamage oder Gesetz, polizeiliche Hilfe in Anspruch zu nehmen. Vermutlich war das auch der Grund, daß Serves Freund die Alarmierung der Polizei hinauszögerte und damit Verdacht erweckte.
    Die örtlich zuständige Kriminalpolizei von Düsseldorf sah ihren Verdacht nicht bestätigt, fand aber trotz eifriger Ermittlungen keine andere Spur der Mörder noch ein plausibles Tatmotiv. Sie konnte nur vermuten, daß es den Tätern um den Wagen, nicht aber um die Person Serves gegangen war, zumal der Freund gehört haben wollte, daß der Mordschütze etwas Ähnliches wie „Aussteigen!" gesagt und später auch versucht hatte, den Wagen zu starten. Andererseits aber pflegen Autodiebe für gewöhnlich weniger spektakulär vorzugehen. Nach der routinierten Handschrift von Profis sah das Ganze trotz der Strumpfmasken nicht aus.
    Die Ermittlungen verliefen im Sande, die Mordakte Dr. Serve wanderte ins Archiv der unaufgeklärten Fälle. Die Angelegenheit war nahezu vergessen, als zwei weitere mysteriöse Morde in der Düsseldorfer Umgebung bekannt wurden.
    Am späten Vormittag des 28. November 1955 fand ein Fuhrunternehmer in einem mit Wasser gefüllten Baggerloch im nördlichen Randgebiet der Stadt, nahe der Landstraße von Kaiserswerth nach Ratingen, einen Pkw. Der Fuhrunternehmer wollte das Baggerloch zuschütten und hatte daher hineingesehen,

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