Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Tod Kam Mit Der Post: Aus Der Geschichte Der BRD-Kripo

Der Tod Kam Mit Der Post: Aus Der Geschichte Der BRD-Kripo

Titel: Der Tod Kam Mit Der Post: Aus Der Geschichte Der BRD-Kripo Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerhard Feix
Vom Netzwerk:
Diebstähle und Wilddiebereien gesellten. Einen Hinweis dafür, daß er die Liebespaarmorde begangen hatte, gab es nicht. Die Kripo brachte Boost anfangs auch gar nicht damit in Verbindung. Erst nach der Haussuchung, bei der ein ganzes Waffenarsenal, dazu verschiedene Chemikalien und eine beträchtliche Menge Zyankali entdeckt wurden, schöpften die Düsseldorfer Kriminalbeamten Verdacht. Doch in Boosts Waffenarsenal befand sich weder die im Fall Behre/Kürmann noch die im Fall Dr. Serve benutzte
    Pistole. Die Kripo mußte sich daher vorerst mit der Anschuldigung des unbefugten Waffenbesitzes begnügen. Boost wurde dafür von der Düsseldorfer Strafkammer zu sechs Monaten Gefängnis verurteilt.
    Offiziell war sein Fall damit abgeschlossen. Nicht jedoch für die Düsseldorfer Sonderkommission, die mangels anderer Täterspuren immer mehr zur Ansicht neigte, daß Boost der gesuchte Liebespaarmörder war. Gegen ihn wurde daher insgeheim weiterermittelt. Dabei stieß die Kripo auf einen gewissen Franz Lorbach, der in geradezu selbstloser Weise Frau Boost unterstützte.
    Auch Lorbach war der Kriminalpolizei bekannt, bisher aber nicht vorbestraft. Klein und schmächtig, doch sehr gewandt, mit dunklen, dicht beieinanderstehenden Augen und einer scharfen Raubvogelnase ausgestattet, stets lauernd und auf dem Sprung, erinnerte dieser Franz Lorbach an eine Raubkatze. Er kannte die Vollmondnächte des Jahres auswendig, hatte großes Interesse für die Jagd und alles, was damit zusammenhing. Lorbach wilderte nämlich, wo und wann immer es anging. Auch Boost wilderte, und die Freundschaft der beiden Wilddiebe machte die Kripo auch gegen Lorbach mißtrauisch. Der zuletzt bekannt gewordene Überfall auf ein Liebespaar war ja von zwei Tätern ausgeführt worden, und auch im Falle Dr. Serve war das so. Die Kripo durchsuchte unverzüglich Lorbachs Wohnung und stellte dort neben Beweisen für Wilddiebereien auch Waffen und Schmuck aus bisher ungeklärten Einbrüchen in Büderich sicher.
    Nun mußte Franz Lorbach ebenfalls hinter Gitter. Und bei ihm hatte die Kriminalpolizei mehr Glück als bei Boost, der hartnäckig und überlegen jede Beteiligung an den Liebespaarmorden in Abrede stellte. Die Sonderkommission konzentrierte sich ganz auf Franz Lorbach. Zuerst scharf amtlich, dann milder, schließlich mit der ganz „süßen Tour", so bemühten sich die Beamten, die bei Boost immer wieder abgeblitzt waren, um diesen labilen Burschen. Dabei kam ihnen ein Zufall zu Hilfe. Beim Roden einer Hecke dicht an Boosts Wohnhaus entdeckten Waldarbeiter ein weiteres Waffenversteck, das von Werner Boost angelegt worden war. In diesem Versteck befand sich auch Schmuck aus dem gleichen Büderichschen Geschäftseinbruch, für den Lorbach einsaß. Ein Stück Hanfschnur, Stoffreste und
    Einweckringe vervollständigten die Sammlung. Eine Hanfschnur und Einweckringe aber hatten im Mordfall Falkenberg/Wassing eine Rolle gespielt.
    Vom Bundeskriminalamt wurde ein Gutachten eingeholt, das bekundete, daß die in Boosts Versteck sichergestellte Sisalschnur die gleiche Drehung und Zwirnung aufwies wie die zur Fesselung der Ermordeten Hildegard Wassing verwendete. Die Gummiringe und die Stoffreste waren ebenfalls von der gleichen Machart wie die bei der Ermordeten gefundenen.
    Die Sonderkommission setzte Franz Lorbach unter Druck, der auch schon bald eingestand, daß er sowohl bei der Ermordung Serves als auch bei dem Überfall auf das Liebespaar in Meerebusch zugegen war. Boost hätte Dr. Serve erschossen und den Überfall in Meerebusch angestiftet. Der so Beschuldigte ließ sich jedoch weder durch Druck noch durch Versprechungen dazu bringen, dieses Geständnis zu bestätigen. Vier Jahre und drei Monate lang mühte sich die Kripo mit seiner Überführung ab, dann erhob der Staatsanwalt endlich Anklage.
    Boost, den Kriminalkommissar Eynck der Presse bereits als Liebespaarmörder präsentiert hatte und der nach Verbüßung seiner sechsmonatigen Gefängnisstrafe sofort in Untersuchungshaft genommen worden war, nutzte diese Zeit zum Studium der Strafprozeßordnung und zur Vorbereitung seiner Verteidigung.
Wahlkonfrontation, im Kriminalistenjargon „Maskenball" genannt, zur Identifizierung des „Liebespaarmörders" Boost (x)
„Kronzeuge" Franz Lorbach (links) war selbst am Mordanschlag  auf Dr. Serve beteiligt. Werner Boost (rechts) bestritt hartnäckig die ihm
    zur Last gelegten Morde
    Die Früchte dieses Studiums bekamen Richter und Staatsanwalt in Form von

Weitere Kostenlose Bücher