Der Tod kommt in schwarz-lila
innerhalb ihrer eigenen Grenzen.«
Stille herrschte im Raum. Überraschung und Verständnislosigkeit standen in manchem Gesicht.
»Wie lange wollen wir das Haus beobachten?«, fragte Trevisan in das Schweigen hinein.
»Die Überwachung bleibt auf alle Fälle bis morgen bestehen«, beschloss die Chefin. »Ich will kein unnötiges Risiko eingehen. Der Kerl ist gefährlich. Wir werden das Sondereinsatzkommando hinzuziehen.«
Die Tür ging auf und Kleinschmidt betrat den Raum. Er hatte eine kalte Pfeife im Mund und kaute auf dem Mundstück. »Ich habe Nachricht von der Pathologie. Die Untersuchungen der Finger sind abgeschlossen. Sie stammen eindeutig von Hansen, Grevenstedt und Lüdke.«
»Damit schließt sich der Kreis, oder?«, murmelte Beck leise.
33
Trevisan fühlte sich innerlich zerrissen und schlecht, doch es half nichts, er musste weitermachen. Er hatte eine Aufgabe vor Augen und die Zeit war sein größter Gegner. Wieder einmal hatte er ein weiteres Wochenende keine Zeit für Paula und vor allem für Angela, die ihren Geburtstag ohne ihn feiern musste. Doch sie würden die Feier nachholen, das hatte Trevisan hoch und heilig versprochen. Trevisan hatte das Gefühl, dass sich die Jagd nach dem Wangerland-Mörder langsam dem Ende zu neigte, doch was hatte der junge Sörensen noch vor, welchen teuflischen Plan trug er mit sich herum?
Trevisan brach früh auf. Es war kurz nach sieben, als er in den Wagen stieg und nach Wilhelmshaven fuhr. Es war Samstag und die Welt schien diesen Tag einfach verschlafen zu wollen. Die Straßen waren frei und nur wenige Autos begegneten ihm zu dieser frühen Stunde. Als er auf den Parkplatz neben dem Dienstgebäude fuhr, waren fast alle Stellplätze schon belegt. Sein Blick fiel auf den VW Golf von Monika Sander, aber auch der kleine gelbe Sportflitzer von Alex Uhlenbruch parkte nicht weit davon entfernt. Nachdem er seinen Wagen abgestellt hatte, fuhr der dunkle Mercedes von Till Schreier durch die Einfahrt.
Trevisan wartete, bis Schreier seinen Wagen geparkt hatte. »Moin, Till. Du bist früh dran. Ich sagte doch halb acht«, begrüßte ihn Trevisan. »Wie geht es dir?«
»Ich bin nur noch ein wenig müde, aber sonst ist alles okay«, entgegnete Schreier. Sie gingen zusammen auf das Dienstgebäude zu.
»Wie geht es deiner Mutter? Hat sie den Tod deines Vaters schon einigermaßen verkraftet?«
»Das braucht sicher noch Zeit«, erwiderte er. »Aber die ersten vierzehn Tage waren die schlimmsten. Sie hat oft nächtelang nur geweint.«
Trevisan nickte.
»Alles um sie herum erinnert an ihn. Die Bilder, seine Pfeifen, die Bücher, seine Kleider, einfach alles. Als ich vor ein paar Tagen vom Dienst nach Hause kam, saß sie im Schlafzimmer und räumte den Schrank aus. Sie hat Papas Kleider in Säcke verstaut. Am nächsten Tag musste ich sie zum Roten Kreuz bringen. Sie ließ sich einfach nicht davon abbringen.«
Trevisan dachte an den Tod seines Vaters. Seine Mutter hatte damals ähnlich reagiert. Vierzig gemeinsame Jahre lassen sich nicht so einfach wegwischen. Sieben Monate später war sie ihm gefolgt.
»Und wie wirst du damit fertig?«, fragte Trevisan, als sie zusammen den Aufzug betraten.
»Er fehlt mir«, antwortete Till trocken.
Schweigend betraten sie das Besprechungszimmer. Alex Uhlenbruch und Tina Harloff saßen auf ihren Stühlen. Kaffeeduft lag in der Luft. »Guten Morgen. Hat sich etwas getan?«, fragte Trevisan.
»Alles noch unverändert«, erwiderte Tina. »Zwei Streifen observieren das Haus. Bislang ist noch niemand dort aufgetaucht.«
Monika kam ins Zimmer. »Die Chefin wird gleich kommen.«
»Gibt es sonst etwas Neues, das ich wissen sollte?«, fragte Trevisan. Monika schüttelte den Kopf. Wenig später betrat die Polizeichefin das Konferenzzimmer.
»Schön, dass Sie alle schon hier versammelt sind«, sagte sie und begrüßte die Anwesenden per Handschlag. »Es gibt bislang keine Veränderung der Lage. Im Gegenteil. Das Haus wirkt unbewohnt. Auch Sven Sörensens Mutter ist bislang noch nicht gesehen worden. Die ganze Nacht blieben die Fenster dunkel. Was schlagen Sie vor?«
Trevisan überlegte. »Das Sondereinsatzkommando ist informiert. Zwei Gruppen sind in Bereitschaft. Wenn wir wollen, sind sie in einer Stunde am Einsatzort.«
»Trotzdem denke ich, dass wir noch abwarten sollten«, widersprach Alex. »Sonst verscheuchen wir ihn noch.«
»Vielleicht taucht die Frau heute im Laufe des Vormittags auf, fügte Tina hinzu. »Das Wochenende
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