Der Tod kommt in schwarz-lila
wollte.
*
»Glaubst du wirklich, die kleine Maxdorf hat etwas mit Gablers Tod zu tun?«, fragte Monika Sander nachdenklich und legte die Akte zurück auf den Tisch.
Trevisan zuckte mit den Schultern.
»Es ist schon sieben Jahre her«, schob sie nach.
»Ich weiß«, sagte Trevisan. »Es ist dünnes Eis. Ehrlich gesagt glaube ich nicht daran. Aber es ist die erste vage Möglichkeit. Wer weiß, vielleicht hatten die beiden noch Kontakt. Selbst wenn es sich als falsche Spur herausstellt, müssen wir diese Möglichkeit zweifelsfrei ausschließen können.«
Monika nickte.
»Ich weiß im Moment überhaupt nicht, was ich glauben soll«, sagte er. »Kennst du das Gefühl, zwischen zwei Stühlen zu sitzen und sich für einen entscheiden zu müssen?«
»Was meinst du damit?«, fragte Monika.
»Irgendetwas sträubt sich in mir dagegen, an eine Beziehungstat zu glauben«, erklärte Trevisan. »Ich kann es nicht erklären, aber ich denke, das Ganze ist nur der Anfang.«
»Dietmar ist überzeugt von der Theorie, Patricia Maxdorf hätte etwas damit zu tun«, erwiderte Monika.
»Und was glaubst du?«
»Ich weiß es nicht. Wenn ich mit Dietmar rede, dann erscheint alles klar und logisch, aber nur für einen kurzen Moment. Ich glaube, ich muss erst mal darüber schlafen.«
»Dann bis morgen«, sagte Trevisan und verließ das Büro.
Noch bevor er die Treppe erreicht hatte, rief ihm Monika Sander nach, Kriminaldirektor Beck wolle noch mit ihm sprechen. Ausgerechnet jetzt, wo er müde war und nach Hause wollte.
Beck hatte sein Büro im vierten Stock. Trevisan nahm zwei Stufen auf einmal. Als er an die Tür klopfte, tönte ein resolutes »Herein« aus dem Zimmer.
Kriminaldirektor Beck war ein kleiner untersetzter Mann. Erwartungsvoll blickte er von seinem Schreibtisch auf. »Hallo, Trevisan, wie laufen die Ermittlungen?«
Trevisan steuerte auf den Stuhl vor dem Schreibtisch zu. »Wir sind noch keinen bedeutenden Schritt weiter.«
Beck nickte. »Eine Beziehungstat ist wohl auszuschließen?«
Trevisan zuckte die Schultern. »Die Hinweise verdichten sich, dass der Ermordete zu Lebzeiten nicht der brave Rentner war, der er zunächst zu sein schien. Wir haben Spannerfotos bei ihm gefunden, außerdem gibt es Hinweise darauf, dass er vor ein paar Jahren ein minderjähriges Mädchen sexuell belästigte. Deswegen musste er auch vorzeitig aus dem Schuldienst ausscheiden.«
»Das ist ja interessant. Vielleicht liegt darin der Schlüssel. Weißt du«, sagte Beck verlegen, »Frau Schulte-Westerbeck … Sie ist der Meinung, dass du … vielleicht Hilfe brauchen könntest.«
Daher wehte also der Wind. Trevisan hatte bereits so etwas vermutet.
Das Telefon klingelte und Beck griff nach dem Hörer. Seine gespielt freundliche Miene verfinsterte sich und machte blankem Entsetzen Platz. Fassungslos legte er den Hörer zurück auf die Gabel.
Trevisan blickte ihn verwundert an.
»Die Küstenwache hat in der Wesermündung einen führerlosen Fischkutter aufgebracht«, sagte Beck. »An Bord haben sie drei Leichen gefunden. Ermordet, wie es scheint.«
6
Die Fahrt war eine einzige Tortur. Der Wind hatte zugenommen. Das kleine Polizeiboot tanzte über die aufgepeitschten Wogen. Trevisan war erleichtert, als sie endlich ihr Ziel erreichten. Im flacheren Gewässer rund um die Untiefen der Sandbank war es ruhiger. Ein Boot der Küsten wache ankerte neben dem Trawler. Das Schleppschiff der Hafendirektion war bereits unterwegs.
Das Übersetzen auf den Kutter war keine einfache Sache. Trevisan blieb jedoch nichts anderes übrig, wollte er sich hier einen ersten Eindruck vom Tatort verschaffen.
Beck schmunzelte, als er in Trevisans blasses Gesicht blickte. »Du bist wohl nicht ganz seetauglich«, spottete er.
Trevisan nickte gereizt. Ihm war speiübel.
Beck machte das Auf und Ab des kleinen Bootes nichts aus. Er schien es sogar zu genießen.
Das Polizeiboot fuhr dicht an den Kutter heran. Ein Polizist an Bord des Kutters fing die Leine auf und zurrte sie an der Reling fest. Nur noch ein halber Meter trennte die Boote. Der dicke Rammschutz an der Seite des Polizeibootes verhinderte, dass die stählernen Körper der Schiffe zusammenstießen. Trevisan versuchte vergeblich die Leiter zu greifen. Unter ihm tobte das Wasser und ihm war mulmig zumute. Endlich bekam er die Sprossen zu fassen. Mit einem unsicheren Schwung setzte er über. Beinahe wäre er abgerutscht, doch der Polizist ergriff ihn am Mantel und zog ihn zu sich heran. Dankbar
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