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Der Tod kommt in schwarz-lila

Titel: Der Tod kommt in schwarz-lila Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulrich Hefne
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jemand in der letzten Zeit eine Harpune gekauft hat?«, entgegnete Monika.
    »Das habe ich mir auch schon überlegt, aber ich erhoffe mir davon nichts. Harpunen sind frei verkäuflich. Es gibt keine Buchführung. Außerdem sind diese Dinger auch über den Versandhandel und im Internet zu bestellen. Ich denke, wir werden mehr Erfolg haben, wenn wir unsere Akten gründlich studieren.«
    »Wie lange soll ich zurückgehen?«, fragte Monika Sander.
    Trevisan überlegte. »Sagen wir, ein Jahr.«
    Monika nickte.
    »Ich selbst werde mich um Hansen kümmern. Vergesst nicht, sobald ihr etwas erfahrt, will ich es wissen.« Trevisan blickte den Kollegen in die Augen. Eigentlich hatte er mit Protesten gerechnet, doch ihre Gesichter waren voller Entschlossenheit.
    »Brauchen Sie noch ein paar Männer?«, fragte Beck.
    Trevisan schüttelte den Kopf. »Jetzt noch nicht, aber wenn sich ein paar Spuren ergeben, dann komme ich gerne darauf zurück.«
    Sie alle wussten, dass ein anstrengendes Wochenende vor ihnen lag.
    *
    »Hallo, Martin. Ich wollte dich schon anrufen«, grüßte Kleinschmidt, als Trevisan das Büro betrat.
    »Weshalb?«
    »Die Fingerprints auf der Helge stammen ausschließlich von der Besatzung.«
    »Ich habe nichts anderes erwartet«, sagte Trevisan.
    Kleinschmidt erhob sich und schenkte sich einen Kaffee ein. »Willst du auch?«, fragte er.
    Trevisan schüttelte den Kopf. »Hast du noch den kleinen Metallring, den wir auf Wangerooge gefunden haben?«
    »Sicher, aber bislang …«
    »Ich brauche ihn«, fiel ihm Trevisan ins Wort. Kleinschmidt kramte im Asservatenschrank. Dann legte er das kleine Tütchen mit dem Metallring auf den Schreibtisch. Trevisan griff danach und schaute sich das Fundstück eingehend an. »Was willst du damit?«
    »Ich hab da eine Idee«, entgegnete Trevisan.

 
     
12
    Sie hatten eine Witterung aufgenommen und waren wie arglose Sonntagsjäger allesamt der falschen Fährte nachgestolpert. Und dabei waren wichtige Überprüfungen vernachlässigt worden. Trevisan ärgerte sich über seine Blauäugigkeit. Er hatte die Kugel einfach rollen lassen, ohne sie in die richtigen Bahnen zu lenken. Dabei wäre genau das seine Aufgabe gewesen. Es war sein Fehler, seine Führungsschwäche. Nun mussten sie nicht nur von vorn beginnen, sondern hatten überdies auch noch Zeit verschwendet.
    Kapitän Hansen hatte regelmäßig Geld auf ein Konto in Hamburg überwiesen. Seit dem Tod seiner Frau Monat um Monat tausend Mark. Das war eine große Summe für seine Verhältnisse. Dietmar Petermann hatte die Kontoinhaberin in Hamburg ermittelt, doch wegen der Straßberg-Sache war diese Spur nicht weiter verfolgt worden. Die Empfängerin des Geldes hieß Maria Linnemann. Der Auszug aus dem Gemeinderegister verriet, dass sie zweiunddreißig Jahre alt, geschieden und Mutter von vier Kindern war. Sie lebte in der Nähe der Reeperbahn in einer Mietskaserne. Welche Verbindung gab es zwischen ihr und Hansen? War sie seine Geliebte, eine Freundin oder eine Verwandte?
    Trevisan hatte den blauen Dienstwagen aus der Garage geholt und war Richtung Hamburg gefahren. Er fühlte sich unwohl in der großen Stadt. Gegen Hamburg war Wilhelmshaven ein verschlafenes Dorf. Er hatte schon überlegt, den Wagen auf einem Parkplatz abzustellen und eine Straßenbahn zu benutzen, doch er verwarf den Gedanken. Er kämpfte sich durch die Ströme aus Blech und Stahl, durch die verstopften Straßen und schließlich gelangte er in die Scheplerstraße. Angestrengt hielt Trevisan nach der Wohnung von Maria Linnemann Ausschau. Endlich entdeckte er das Gebäude. Es war ein zehnstöckiges Wohnsilo. Ein liebloses und tristes Haus. Die grauen Platten an der Fassade waren alt und brüchig. Ein paar Kinder spielten Fußball vor dem Haus.
    Einen Anruf hatte er unterlassen. Er wollte sich einen möglichst natürlichen Eindruck von der Frau und ihrem Umfeld verschaffen. Trevisan ging den mit Waschbetonplatten ausgelegten Weg entlang. Vor dem Eingang blieb er stehen. Angestrengt suchte er auf den etwa dreißig Klingelschildern nach dem Namen Linnemann. Er klingelte und wartete. Nichts geschah. Er drückte noch einmal, diesmal länger. Schließlich hörte er das Krächzen der Sprechanlage. Eine Kinderstimme meldete sich.
    »Kann ich mit deiner Mama sprechen?«, fragte er freundlich.
    »Mama ist nicht da«, bekam er zur Antwort.
    Bevor Trevisan eine weitere Frage stellen konnte, wurde die Verbindung unterbrochen. Er blickte sich um. Sterile Wohnblöcke der gleichen

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