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Der Tod kommt in schwarz-lila

Titel: Der Tod kommt in schwarz-lila Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulrich Hefne
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Machart, eingefasst von einer leblosen Rasenfläche, umgaben ihn.
    Was nur verband Kapitän Hansen mit dieser grauen und öden Gegend? Einen Mann, der die Einsamkeit und die See liebte? Hansen war hier so deplatziert wie ein Fisch auf dem Trockenen.
    Einige Jungs jagten einem Ball hinterher, als gäbe es nichts Wichtigeres auf der Welt als ein rundes Leder. Trevisan schaute eine Weile gedankenverloren zu. Einige waren sehr talentiert. Bestimmt träumten sie davon, eines Tages ganz große Stars zu werden. Wahrscheinlich würde es keiner unter ihnen schaffen. Doch was wäre ein Leben ohne Träumereien?
    Trevisan setzte sich auf den Treppenabsatz. Dunkle Wolken zogen am Himmel auf und streiften den nahen Kirchturm. Er beschloss zu warten. Es war Samstag kurz vor drei Uhr. Frauen nutzten diesen Tag gerne, um die Wohnung zu putzen, zu waschen oder einkaufen zu gehen. Er hoffte, dass auch Maria Linnemann zu diesen Frauen gehörte, dann konnte es nicht sehr lange dauern, bis sie zurückkehren würde.
    Er irrte sich. Sie kam erst kurz vor sechs. Es regnete und Trevisan hatte unter dem Vordach gewartet.
    *
    Es war die monotone und ermüdende Seite ihrer Arbeit. Monika Sander starrte auf den Bildschirm. Trevisan stellte sich das alles zu einfach vor. Sicher gab es zentral verwaltete Akten über ungelöste Fälle, doch war der Diebstahl einer Harpune wirklich so erwähnenswert, dass der Fall überhaupt gespeichert wurde? Zuerst hatte sie das Suchgebiet auf das Wangerland und die nahe Nordseeküste beschränkt. Datei um Datei rief sie ab. Immer wieder tippte sie das Wort Harpune in das Eingabefeld und wartete geduldig auf die ausgeworfenen Informationen. Müde rieb sie sich die Augen.
    Tina kam mit einem Tablett herein, auf dem zwei Tassen dampften. »Ich habe uns Tee gekocht«, sagte sie und reichte Monika eine.
    »Danke«, sagte Monika. Ihre Blicke trafen sich.
    »Ist schon ganz schön langweilig, oder?«, sagte Tina, ehe sie an der Tasse nippte.
    Monika nickte. »Das ganze Wochenende ist kaputt«, seufzte sie.
    »Hast du schon etwas gefunden?«
    »Bislang nicht.«
    Tina schaute auf die Uhr. Seit über drei Stunden suchten sie vergeblich am Computer nach relevanten Dateien.
    »Es bringt nichts, wenn wir uns beide den Abend um die Ohren schlagen. Ich übernehme die heutige Schicht und du löst mich morgen früh ab, okay?«
    Tina strahlte. »Abgemacht! Ich wollte dich schon fragen. Ich habe nämlich Karten für das Oasis-Konzert in Oldenburg. Ich fürchtete schon, dass ich sie verfallen lassen muss.«
    »Also dann, worauf wartest du noch?«
    »Danke.«
    Mit einem Lächeln schaute ihr Monika Sander nach. Dann wandte sie sich wieder dem Bildschirm zu. Vor ihr lag noch viel Arbeit.
    *
    Eine Frau bog von der Straße in den Weg zum Wohnhaus ein. Sie trug zwei Plastiktüten in der Hand und schützte sich mit einem abgetragenen Anorak vor dem Regen. Ihre Kapuze hatte sie tief in das Gesicht gezogen. Trevisan musterte sie neugierig. Die Frau kam direkt auf ihn zu. Ihr Alter war schwer zu schätzen. Trevisan ging ihr ein paar Schritte entgegen.
    »Guten Tag, entschuldigen Sie, ich suche Frau Linnemann. Sie sind nicht zufällig …?«
    »Wer sind Sie?«, fragte die Frau, ohne stehen zu bleiben.
    »Trevisan ist mein Name, Polizei Wilhelmshaven«, antwortete er und griff in die Jackentasche, um seine Kripomarke hervorzuholen.
    Jetzt blieb sie stehen. Sie schaute mit großen Augen unter der Kapuze hervor. »Ist … ist etwas passiert?«, fragte sie zögernd.
    Trevisan schoss durch den Kopf, dass sie möglicherweise noch gar nichts von Hansens Tod wusste. »Frau Linnemann, kann ich mit Ihnen reden?«
    Sie nickte. »Kommen Sie!«, antwortete sie tonlos. Ihre Miene wirkte sorgenvoll.
    Der Fahrstuhl war von allerlei Graffiti verunstaltet. Sogar ein riesiges Hakenkreuz prangte an der Wand. Niemand schien sich daran zu stören.
    »Ist etwas mit meinem Exmann?«, fragte sie ängstlich, als sie in den sechsten Stock fuhren.
    Trevisan schwieg. Er wollte ihr jetzt noch nichts über den Grund seines Besuches verraten. Erst wollte er einen Blick in ihre Wohnung werfen. An der Wohnung erkannte man den Charakter der Leute.
    Maria Linnemanns Wohnung lag direkt neben dem Fahrstuhlschacht. Ein Keramikschild hing an der Wand. »Hier wohnen Maria, Thomas, Kevin, Anja und Betty«, stand darauf. Eine Sonne lachte darüber. Schuhe standen ordentlich aufgereiht vor der Tür. Ein paar schmutzige Turnschuhe lagen herum. Maria Linnemann setzte ihre Tragetaschen ab

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