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Der Tod kommt nach Pemberley: Kriminalroman (German Edition)

Der Tod kommt nach Pemberley: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Der Tod kommt nach Pemberley: Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P. D. James
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Begründung, ich wolle noch ausreiten, das Musikzimmer verließ. Doch ich musste die Verabredung einhalten, obwohl ich so gut wie keine Zweifel bezüglich der Absichten dieser Dame hatte. Du wirst dich erinnern, dass sie bei unserer ersten Begegnung sehr attraktiv und elegant war, und ich empfand sie noch immer als eine schöne Frau, auch wenn ich sie nach acht Jahren wohl nicht mehr sicher erkannt hätte.
    Sie argumentierte sehr überzeugend. Du darfst nicht vergessen, dass ich sie nur einmal zuvor gesehen hatte, als sie sich als zukünftige Gesellschaftsdame von Miss Georgiana bei uns bewarb, und du weißt gewiss noch, wie beeindruckend und glaubwürdig sie sein konnte. Sie lebte offenbar in guten finanziellen Verhältnissen, war mit ihrer eigenen Kutsche, einem Kutscher und einem Dienstmädchen in den Gasthof gekommen. Sie legte mir Erklärungen ihrer Bank vor, in denen bestätigt wurde, dass sie durchaus über die Mittel verfüge, ein Kind zu ernähren, setzte jedoch fast lächelnd hinzu, da sie ein vorsichtiger Mensch sei, erwarte sie, dass ich die Summe von dreißig Pfund verdopple; danach werde sie keine Zahlungen mehr fordern. Sobald sie den Knaben adoptiert habe, werde er für immer aus Pemberley verschwinden.«
    »Du hast dich in die Hände einer Frau begeben, die du als verderbt kanntest und die aller Wahrscheinlichkeit nach eine Erpresserin war. Niemals hätte sie allein von der Miete ihrer Zimmergäste in solchem Überfluss leben können! Du wusstest von unseren früheren Begegnungen mit ihr, was für eine Frau sie war.«
    »Das waren deine Begegnungen mit ihr, Darcy, nicht meine. Ich gebe zu, dass wir damals gemeinsam beschlossen, ihr Miss Darcy anzuvertrauen, doch Mrs. Younge und ich hatten uns nur bei dieser einen Gelegenheit gesehen. Du magst später noch mit ihr zu tun gehabt haben, aber davon weiß ich nichts und will ich auch nichts wissen. Nachdem ich sie angehört und die vorgelegten Dokumente studiert hatte, war ich überzeugt, dass diese für Louisas Kind gefundene Lösung vernünftig und richtig war. Mrs. Younge hatte den Knaben offensichtlich lieb und zeigte sich bereit, die Verantwortung für seinen künftigen Unterhalt und seine Erziehung zu übernehmen. Vor allem aber sollte das Kind aus Pemberley entfernt werden und nie mehr Kontakt dorthin haben. Das war der wichigste Gesichtspunkt für mich und wäre es sicherlich auch für dich gewesen. Niemals hätte ich den Wünschen zuwidergehandelt, die die Mutter für ihr Kind hegte, und habe es auch nicht getan.«
    »Hätte sich Louisa wirklich für ihr Kind gefreut, wenn es einer Erpresserin und ausgehaltenen Frau überlassen worden wäre? Warst du wirklich der Ansicht, Mrs. Younge würde sich nicht immer wieder bei dir melden, um mehr Geld zu fordern?«
    Der Colonel lächelte. »Gelegentlich erstaunt es mich, wie naiv du bist, Darcy, wie wenig du über die Welt außerhalb deines geliebten Pemberley weißt. Die menschliche Natur ist nicht nur schwarz und weiß, wie du wohl annimmst. Selbstverständlich war Mrs. Younge eine Erpesserin, allerdings eine sehr erfolgreiche, die das Erpressen als ein solides Geschäft betrachtete, solange es diskret und mit Verstand betrieben wurde. Nur der erfolglose Erpresser endet im Gefängnis oder auf dem Schafott. Sie forderte, was ihre Opfer zu leisten imstande waren, ohne auch nur einen von ihnen zu ruinieren oder in Verzweiflung zu stürzen, und sie hielt stets ihr Wort. Du hast zweifellos für ihr Schweigen gezahlt, als sie den Dienst bei dir aufgeben musste. Und – hat sie jemals über die Zeit gesprochen, in der sie für Miss Darcy verantwortlich war? Und als du sie nach Wickhams und Lydias Flucht überreden konntest, dir die Adresse zu geben, hast du diese Information gewiss teuer bezahlt. Hat sie sich jemals darüber geäußert? Ich will sie nicht verteidigen, ich weiß, was sie war, aber mit ihr ließ sich besser verhandeln als mit den meisten rechtschaffenen Leuten.«
    »Ich bin nicht so naiv, wie du glaubst, Fitzwilliam. Ich weiß schon lange, wie sie vorgeht. Was geschah nun mit dem Brief, den Mrs. Younge an dich geschrieben hatte? Ich wüsste zu gern, mit welchen Versprechungen sie dich dazu gebracht hat, nicht nur ihr Adoptionsvorhaben zu unterstützen, sondern noch mehr Geld hinzulegen. Du selbst kannst unmöglich geglaubt haben, dass Wickham dir die dreißig Pfund zurückzahlen würde.«
    »Den Brief verbrannte ich in jener Nacht in der Bibliothek. Ich wartete, bis du eingeschlafen warst,

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