Der Tod kommt nach Pemberley: Kriminalroman (German Edition)
Dennys Leiche«, fuhr der Colonel fort, »und schon am nächsten Morgen würden Mrs. Younge und alle Leute im King’s Arms, ja die ganze Gegend von dem Mord im Wald von Pemberley und von Wickhams Festnahme erfahren. Wer hätte glauben sollen, dass Pratt das King’s Arms in der Nacht verlassen würde, ohne die Geschichte erzählt zu haben? Ich war überzeugt, dass Mrs. Younge sofort ohne das Kind nach London zurückkehren würde – womit ich nicht sagen will, dass sie die Hoffnung auf die Adoption für immer aufgegeben hatte. Vielleicht kann Wickham diese Frage beantworten, wenn er kommt. Wird Mr. Cornbinder ihn begleiten?«
»Ich denke schon. Er hat Wickham offenbar sehr geholfen und übt einen hoffentlich anhaltenden Einfluss auf ihn aus. Sonderlich zuversichtlich bin ich allerdings nicht. Wickham fühlt sich durch ihn wahrscheinlich viel zu sehr an seine Gefängniszelle, an die Angstvision einer Galgenschlinge und an monatelange Predigten erinnert, als dass er mehr Zeit als unbedingt nötig in seiner Gesellschaft verbringen möchte. Doch bald werden wir den Rest dieser beklagenswerten Geschichte von ihm hören. Es tut mir leid, dass du in die Angelegenheit zwischen Wickham und mir hineingezogen wurdest, Fitzwilliam. Der Tag, an dem du Wickham begegnet bist und ihm die dreißig Pfund gabst, war ein Unglückstag für dich. Ich sehe ein, dass du mit deiner Unterstützung von Mrs. Younges Wunsch, den Knaben zu adoptieren, in seinem Interesse gehandelt hast. Ich kann nur hoffen, dass sich das Kind seinem schrecklichen Lebensanfang zum Trotz bei Mr. und Mrs. Simpkins gut und für immer eingelebt hat.«
2
K urz nach dem Mittagessen erschien ein Kommis aus Alvestons Kanzlei und teilte mit, dass die königliche Begnadigung am späten Nachmittag des nächsten Tages erfolgen werde. Dann überreichte er Darcy einen Brief, der, wie er sagte, nicht umgehend beantwortet werden müsse. Er stammte von Reverend Samuel Cornbinder, dem Seelsorger des Gefängnisses Coldbath Fields. Darcy und Elizabeth setzten sich hin und lasen ihn gemeinsam.
Reverend Samuel Cornbinder Coldbath Fields
Sehr geehrter Herr,
es wird Sie überraschen, gerade jetzt das Schreiben eines Mannes zu erhalten, den Sie nicht kennen, auch wenn Mr. Gardiner, den ich kennenlernen durfte, vielleicht von mir gesprochen hat. Zunächst entschuldige ich mich dafür, dass ich Sie und Ihre Familie in einer Zeit behellige, in der Sie sicherlich die Rettung Ihres Schwagers vor einer ungerechten Anklage und einem schmachvollen Tod feiern. Wenn Sie jedoch die Güte haben, diesen Brief zu lesen, werden Sie mir in der Ansicht folgen, dass er eine wichtige und auch dringliche Angelegenheit behandelt, welche Sie selbst und Ihre Familie betrifft.
Doch ich will mich erst einmal vorstellen. Mein Name lautet Samuel Cornbinder. Ich bin einer der Gefängnisgeistlichen in Coldbath Fields, wo ich mich in den vergangenen neun Monaten sowohl um die Untersuchungsgefangenen wie auch um die bereits Verurteilten kümmern durfte. Zu Letzteren zählte Mr. George Wickham, der Sie bald aufsuchen und Ihnen, der Sie ein Recht darauf haben, die Umstände erklären wird, die zu Captain Dennys Tod führten.
Ich übergebe diesen Brief an den Ehrenwerten Mr. Henry Alveston, der ihn mit einer Nachricht von Mr. Wickham weiterreichen wird. Mr. Wickham möchte, dass Sie diese Nachricht lesen, ehe er vor Ihnen erscheint, damit Sie über die Rolle im Bilde sind, die ich bei der Planung seiner Zukunft spielte. Mr. Wickham ertrug seine Haft zwar mit bemerkenswerter Tapferkeit, wurde aber, kaum verwunderlich, hin und wieder von der Möglichkeit eines Schuldspruchs überwältigt. Es war dann meine Aufgabe, seine Gedanken auf den Einen zu lenken, der allein uns allen das Geschehene zu vergeben und uns für das Kommende zu stärken vermag. Durch unsere Gespräche erfuhr ich zwangsläufig viel über seine Kindheit und sein weiteres Leben. Ich sage klar heraus, dass ich als evangelikales Mitglied der Church of England zwar kein Befürworter der Ohrenbeichte bin, kann Ihnen jedoch versichern, dass alles, was mir die Gefangenen offenbaren, vertraulich behandelt wird. Ich bestärkte Mr. Wickham in seiner Hoffnung auf einen Freispruch, und in den Stunden zuversichtlicher Gestimmtheit – die gottlob zahlreich waren –, richtete er die Gedanken auf seine und die Zukunft seiner Frau.
Mr. Wickham wünscht ausdrücklich, nicht in England zu bleiben, sondern sein Glück in der Neuen Welt zu suchen. In
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