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Der Tod kommt nach Pemberley: Kriminalroman (German Edition)

Der Tod kommt nach Pemberley: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Der Tod kommt nach Pemberley: Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P. D. James
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Arms in Lambton geheiratet, einen strebsamen jungen Mann, der nach Birmingham gezogen war und dort mit einer Zuwendung seines Großvaters eine Kerzengießerei eröffnet hatte. Das Geschäft lief gut, doch Sarah hatte sich überarbeitet und war schwermütig geworden. Nach etwas mehr als vier Jahren Ehe erwartete sie nun das vierte Kind, und die Anstrengungen des Mutterseins sowie ihre Mitarbeit im Geschäft hatten zu einem verzweifelten Brief geführt, in dem sie ihre Schwester Louisa um Hilfe bat. Seine Frau hatte ihm Sarahs Schreiben wortlos gereicht, doch dass es mit ihrer patenten, fröhlichen drallen Sarah so weit gekommen war, betrübte sie beide. Nachdem er den Brief gelesen hatte, gab er ihn seiner Frau zurück, sah sie lange sehr nachdenklich an und sagte dann: »Will wird Louisa sehr vermissen. Sie waren sich immer so nahe. Kannst du denn überhaupt auf sie verzichten?«
    »Es wird auch ohne sie gehen müssen. Sarah hätte das nicht geschrieben, wenn sie nicht wirklich verzweifelt wäre. So ist unsere Sarah nicht.«
    Und so hatte Louisa die letzten fünf Monate vor der Entbindung in Birmingham verbracht und für die anderen drei Kinder mitgesorgt; nach der Geburt war sie weitere drei Monate geblieben, während Sarah sich erholte. Sie war erst vor kurzem zurückgekehrt und hatte Georgie, den Jüngsten, mitgebracht, damit ihre Schwester entlastet war und ihre Mutter und ihr Bruder ihn sehen konnten, bevor Will starb. Bidwell selbst hatte das Ganze nicht gefallen. Auf den neuen Enkel war er zwar ebenso gespannt gewesen wie seine Frau, aber ein Cottage, in dem ein Sterbender gepflegt wurde, eignete sich kaum für die Unterbringung eines Säuglings. Will war zu krank, um mehr als ein flüchtiges Interesse an dem Neuankömmling aufzubringen, und das nächtliche Geschrei des Kindes störte und ärgerte ihn. Außerdem sah Bidwell, dass Louisa unglücklich war. Sie wirkte rastlos und ging trotz der herbstlichen Kälte lieber mit dem Kind im Arm durch den Wald, als bei ihrer Mutter und Will im Haus zu bleiben. Wie mit Absicht hatte sie sogar einen der seltenen Besuche verpasst, die der Pfarrer, der alte, gelehrte Reverend Percival Oliphant, ihrem Bruder abstattete. Das war merkwürdig, denn sie hatte den Pfarrer immer gerngehabt. Er hatte schon Anteil an ihrem Leben genommen, als sie noch klein war, hatte ihr Bücher geliehen und ihr angeboten, sie könne am Lateinunterricht teilnehmen, den er einer kleinen Gruppe von Privatschülern erteilte. Bidwell hatte die Offerte zwar abgelehnt – es hätte Louisa nur auf Gedanken gebracht, die nicht zu ihrem Stand passten –, doch immerhin, sie war ausgesprochen worden. Jedes Mädchen sah dem eigenen Hochzeitstag ängstlich und nervös entgegen, aber warum erschien jetzt, da Louisa wieder zu Hause war, Joseph Billings nicht mehr sooft wie früher im Cottage? Sie bekamen ihn kaum noch zu Gesicht. Bidwell fragte sich, ob die Pflege des Säuglings Louisa und Joseph die Verantwortung und die Risiken des Ehestands vor Augen geführt und sie dazu gebracht hatte, es sich noch einmal zu überlegen. Er hoffte es nicht. Joseph war ein ehrgeiziger, ernsthafter Mann und manchen Leuten zu alt für Louisa mit seinen vierunddreißig Jahren, aber das Mädchen hatte ihn offenbar lieb. Sie wollten nach Highmarten, siebzehn Meilen von Martha und ihm entfernt, in einen komfortablen Haushalt mit einer gutmütigen Herrin, einem großzügigen Herrn, mit einer sicheren Zukunft, einem vorhersehbaren, gefahrlosen, achtbaren Leben vor sich. Wozu sollte eine junge Frau mit solchen Aussichten gelehrsam sein und Latein sprechen?
    Vielleicht würde alles gut werden, wenn Georgie wieder bei seiner Mutter war. Morgen würde Louisa mit ihm nach Birmingham reisen – zuerst mit der Kutsche zum King’s Arms in Lambton und von dort aus mit der Postkutsche nach Birmingham, wo Michael Simpkins, Sarahs Mann, sie abholen und in seinem Pferdewagen nach Hause bringen würde. Louisa sollte noch am selben Tag mit der Postkutsche nach Pemberley zurückfahren. Einerseits würde das Leben für seine Frau und für Will leichter werden ohne das Kind im Haus; dennoch, wenn am Sonntag nach dem Ball alles aufgeräumt sein würde und er ins Cottage zurückkäme, würde es merkwürdig sein, wenn sich ihm Georgies Pummelhändchen nicht zur Begrüßung entgegenstreckten.
    Die sorgenvollen Gedanken hatten ihn nicht von der Arbeit abgehalten. Er war jedoch kaum merklich langsamer geworden, und zum ersten Mal ließ er den Gedanken

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