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Der Tod kommt nach Pemberley: Kriminalroman (German Edition)

Der Tod kommt nach Pemberley: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Der Tod kommt nach Pemberley: Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P. D. James
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Gefangenschaft entkommene Verrückte. Einen Moment lang blieb Elizabeth starr stehen, unfähig, irgendetwas zu tun oder zu denken. Doch dann erkannte sie in der hemmungslos kreischenden Erscheinung ihre Schwester Lydia und lief zu ihr. Lydia stieß sie beiseite und warf sich, noch immer schreiend, so heftig in Janes Arme, dass diese fast hintüberfiel. Bingley trat vor, um seiner Frau zu helfen, und gemeinsam schleppten sie Lydia zur Tür. Die junge Frau heulte und zappelte, als wüsste sie nicht, wer sie da stützte. Erst im windgeschützten Inneren des Hauses verstanden sie die abgehackt ausgestoßenen Worte.
    »Wickham ist tot! Denny hat ihn erschossen! Ihr müsst ihn suchen! Sie sind im Wald. Warum tut ihr denn nichts? O Gott, er ist tot, ich weiß es …«
    Aus dem Schluchzen wurde Stöhnen. Dann brach sie zwischen Jane und Bingley, die sie sanft zum nächsten Stuhl führen wollten, zusammen.

Zweites Buch
    Der Tote im Wald
    1
    E lizabeth war ihrer Schwester sofort zu Hilfe gesprungen, doch Lydia stieß sie mit erstaunlicher Kraft beiseite und rief: »Du nicht, du nicht!« Da kniete sich Jane neben dem Stuhl auf den Boden, ergriff Lydias Hände und begann ihr leise murmelnd Trost und Beruhigung zuzusprechen. Bingley stand sehr mitgenommen und hilflos daneben. Lydia hörte auf zu weinen und begann unnatürlich zu keuchen, als ringe sie nach Luft. Es waren verstörende, kaum menschlich klingende Laute.
    Stoughton hatte die Eingangstür einen Spaltbreit offen gelassen. Der Kutscher stand gelähmt vor Entsetzen bei seinen Pferden, während Alveston und Stoughton Lydias Truhe aus dem Gefährt zogen und in die Eingangshalle trugen. »Was machen wir mit den beiden anderen Gepäckstücken, Sir?«, fragte Stoughton an Darcy gewandt.
    »Die bleiben in der Kutsche. Mr. Wickham und Captain Denny werden voraussichtlich weiterreisen, sobald wir sie gefunden haben, ihr Gepäck muss gar nicht erst ins Haus gebracht werden. Holen Sie Wilkinson, Stoughton! Falls er schläft, wecken Sie ihn auf. Er muss Dr. McFee herbringen, und zwar mit der Kutsche – ich will nicht, dass der Doktor durch diesen Sturm reitet. Er soll Dr. McFee von mir grüßen und ihm mitteilen, dass Mrs. Wickham nach Pemberley gekommen ist und seine ärztliche Hilfe benötigt.«
    Darcy ließ Lydia in der Obhut der Frauen und eilte zum Kutscher, der noch immer die Köpfe der Pferde tätschelte. Er hatte die ganze Zeit ängstlich zur Tür hinübergeblickt, doch als Darcy auf ihn zukam, richtete er sich auf und stand stramm. Seine Erleichterung über den Anblick des Hausherrn war fast mit Händen zu greifen. Er hatte in einem Notfall sein Bestes gegeben; jetzt war das normale Leben zurückgekehrt, und er machte seine Arbeit: bei den Pferden stehen und auf Anweisungen warten.
    »Wer sind Sie?«, fragte Darcy. »Kenne ich Sie?«
    »Ich bin George Pratt vom Green Man, Sir.«
    »Ach ja, natürlich, der Kutscher von Mrs. Piggott. Erzählen Sie, was im Wald passiert ist. Machen Sie schnell – die ganze Geschichte, und zwar kurz und verständlich!«
    Pratt war offensichtlich sehr darauf erpicht, alles zu erzählen, denn er plapperte sofort hastig drauflos. »Mr. Wickham und seine Gattin und Captain Denny kamen heute Nachmittag in den Gasthof, aber ich war nicht da, als sie eintrafen. So gegen acht Uhr abends sagte mir Mrs. Piggott, dass ich Mr. und Mrs. Wickham und den Captain nach Pemberley fahren soll, sobald die Dame fertig ist, und zwar hinten herum, auf der Straße durch den Wald. Ich sollte Mrs. Wickham vor dem Haus absetzen, wegen dem Ball. Jedenfalls hatte sie das zu Mrs. Piggott gesagt. Dann sollte ich die beiden Gentlemen zum King’s Arms in Lambton bringen und mit der Kutsche zum Gasthof zurückfahren. Ich hörte, wie Mrs. Wickham zu Mrs. Piggott sagte, dass die Herren am nächsten Tag nach London reisen würden und dass Mr. Wickham dort eine Anstellung zu bekommen hoffte.«
    »Wo sind Mr. Wickham und Captain Denny jetzt?«
    »Das weiß ich nicht genau, Sir. Ungefähr in der Mitte vom Wald klopfte Captain Denny, damit ich anhielt, und stieg aus. Dann rief er: ›Ich bin fertig damit, und mit dir auch. Ich mache da nicht mit‹, oder so ähnlich und rannte in den Wald hinein. Mr. Wickham lief ihm nach und rief, er soll zurückkommen und sich nicht wie ein Idiot benehmen, und Mrs. Wickham schrie, er soll sie nicht alleinlassen, und wollte ihm nachlaufen, aber als sie ausgestiegen war, überlegte sie es sich anders und stieg wieder ein. Sie

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