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Der Tod kommt nach Pemberley: Kriminalroman (German Edition)

Der Tod kommt nach Pemberley: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Der Tod kommt nach Pemberley: Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P. D. James
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Augenblick niemand geben konnte. Aber dass sie einen zusätzlichen Mann brauchen konnten, war richtig. Bingley würde dableiben und die Frauen beschützen, und darauf, dass Stoughton und Mrs. Reynolds alle Türen und Fenster gut verschließen und mit etwaigen neugierigen Dienstboten fertig würden, konnte er sich wie immer verlassen. Allerdings war jetzt Eile geboten. Nach kurzer Zeit kehrte sein Cousin aus dem Stall zurück und band mit Alvestons Hilfe die Trage an die Kutsche. Dann stiegen die drei Männer ein, und Pratt schwang sich in den Sattel des Führungspferds. In diesem Augenblick erschien Elizabeth und rannte zur Kutsche. »Wir haben Bidwell vergessen. Wenn im Wald Gefahren drohen, sollte er bei seiner Familie sein. Vielleicht ist er ja auch schon dort. Wissen Sie, ob er bereits nach Hause gegangen ist, Stoughton?«
    »Nein, Madam, er putzt noch immer das Silber. Er soll erst am Sonntag nach Hause gehen. Ein paar von den Hausdienern arbeiten noch, Madam.«
    Ehe Elizabeth etwas erwidern konnte, war der Colonel aus der Kutsche gesprungen und lief mit den Worten: »Ich hole ihn. Ich weiß, wo er ist – im Anrichteraum«, davon.
    Elizabeth sah ihren Mann an und erkannte an seiner gerunzelten Stirn, dass auch er überrascht war. Seit seiner Rückkehr war der Colonel offensichtlich wild entschlossen, das Heft in die Hand zu nehmen. Andererseits konnte das nicht verwundern, sagte sie sich, denn er war es nun einmal gewohnt, in Krisenzeiten das Kommando zu führen.
    Fitzwilliam kam schon nach kurzer Zeit zurück, allerdings ohne Bidwell. »Es war ihm so zuwider, die Arbeit halb getan liegenzulassen, dass ich ihn nicht drängen wollte. Stoughton hat bereits dafür gesorgt, dass er wie immer in der Nacht vor dem Ball hier schlafen kann. Er soll morgen den ganzen Tag arbeiten, seine Frau erwartet ihn erst am Sonntag zurück. Ich habe ihm gesagt, dass wir im Cottage nach dem Rechten sehen. Hoffentlich habe ich meine Befugnisse damit nicht überschritten.«
    Da der Colonel keinerlei Befugnisse über die Dienstboten von Pemberley besaß, die er hätte überschreiten können, wusste Elizabeth nichts zu erwidern.
    Endlich fuhren sie los. Die kleine Menschenschar an der Haustür – Elizabeth, Jane, Bingley, Stoughton und Mrs. Reynolds – sah ihnen nach. Keiner sprach ein Wort, und als Darcy wenig später einen Blick zurück warf, war Pemberleys Portal geschlossen, und das Haus stand wie von allen Menschen verlassen friedlich und schön im Mondlicht.

2
    A uf dem Anwesen Pemberley gab es nicht ein verwahrlostes Fleckchen, doch der Wald im Nordwesten brauchte und erhielt im Gegensatz zum Park kaum Pflege. Hin und wieder fällte man einen Baum, um Holz für den Winter oder Bretter für Reparaturen an den Cottages zu gewinnen; Sträucher, die in den Weg hineinwuchsen, wurden zurückgeschnitten, abgestorbene Bäume geschlagen und die Stämme weggeschleift. Ein schmaler, stark zerfurchter Weg, auf dem die Karren mit den Lebensmitteln zum Dienstboteneingang fuhren, zog sich vom Torhaus zu dem großen, hinter dem Hauptgebäude gelegenen Hof, an dessen Rückseite sich die Stallungen befanden. Durch eine Tür im hinteren Teil des Hauses kam man in einen Gang und von dort in die Waffenkammer und in das Arbeitszimmer des Verwalters.
    Die Kutsche mit den drei Insassen, der Trage sowie Wickhams und Captain Dennys Gepäck fuhr langsam dahin. Schweigend saßen die drei Männer da, und Darcy befiel eine unerklärliche Teilnahmslosigkeit. Plötzlich kam der Wagen mit einem Ruck zum Stehen. Darcy schnellte in die Höhe, streckte den Kopf aus dem Fenster und spürte stechenden Regen im Gesicht. Er glaubte einen großen, zerklüfteten, düster-unzugänglichen Fels über sich zu sehen, der zu schwanken und jeden Moment herabzufallen schien; erst als die Wirklichkeit wieder in sein Bewusstsein eindrang, weiteten sich die Risse im Fels zu Lücken zwischen dicht gepflanzten Bäumen. Pratt hatte die widerwilligen Pferde auf den Waldweg getrieben.
    Langsam tauchten sie in das erdig duftende Halbdunkel ein. Bis jetzt waren sie unter dem schaurig leuchtenden Vollmond gefahren, der wie ein gespenstischer Reisegefährte vor ihnen geschwebt hatte, manchmal verschwunden und dann wieder aufgetaucht war. Nach einer kurzen Wegstrecke sagte Fitzwilliam zu Darcy: »Ab jetzt sind wir zu Fuß schneller. Wenn Pratt sich nicht mehr genau erinnern kann, müssen wir die Stellen, an denen Wickham und Denny den Wald betreten und möglicherweise wieder

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