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Der Tod kommt nach Pemberley: Kriminalroman (German Edition)

Der Tod kommt nach Pemberley: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Der Tod kommt nach Pemberley: Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P. D. James
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einem der Cottages oder von einem törichten Dienstboten.«
    Elizabeth überzeugten seine Erklärungsversuche nicht. Wortlos wandte sie sich von dem Baum ab, und Georgiana und Alveston taten es ihr gleich. In einvernehmlichem Schweigen folgten Elizabeth und Georgiana dem jungen Anwalt auf dem Fahrweg, bis sie die wartende Kutsche erreichten. Es war, als hätte sich Elizabeths düstere Stimmung auf die Gefährten übertragen. Alveston half den Damen in den Landauer, schloss die Tür, bestieg sein Pferd, und sie machten sich auf den Weg zurück nach Pemberley.

4
    D as Gefängnis von Lambton wirkte, anders als das Gefängnis der Grafschaft in Derby, von außen bedrohlicher, als es innen war. Offensichtlich hatte man es der Überzeugung entsprechend errichtet, dass öffentliche Mittel besser gespart wurden, indem man mögliche Übeltäter abschreckte, anstatt ihnen allen Mut zu nehmen, sobald sie eingesperrt waren. Darcy kannte das Gefängnis, weil er es in seiner Eigenschaft als Friedensrichter einige Male aufgesucht hatte, insbesondere bei einer acht Jahre zurückliegenden Gelegenheit, als sich ein geistesgestörter Insasse in seiner Zelle erhängt und der Gefängnismeister den damals einzigen abkömmlichen Friedensrichter zur Teilnahme an der Leichenschau gerufen hatte. Das Erlebnis war für Darcy so grauenhaft gewesen, dass ihn seither immer wieder schaurige Gedanken an den Tod durch Erhängen plagten und er das Gefängnis nie ohne die lebhafte Erinnerung an jene von der Decke baumelnde Leiche mit dem langgezogenen Hals betrat. Heute sah er das Schreckensbild noch deutlicher vor sich als sonst. Der Gefängnismeister und sein Gehilfe waren menschlich gesinnte Leute; man konnte zwar keine der Zellen als geräumig bezeichnen, doch Misshandlungen gab es nicht, und die Gefangenen, die genug Geld hatten, um sich Essen und Getränke liefern zu lassen, vermochten ihre Besucher einigermaßen passabel zu bewirten und hatten kaum Grund zur Klage.
    Auf Hardcastles eindringlichen Rat hin, Darcy solle erst nach der gerichtlichen Untersuchung mit Wickham sprechen, hatte Bingley, gutmütig wie immer, diese Aufgabe übernommen und den Inhaftierten am Montag Vormittag aufgesucht, um sich dessen dringendster Bedürfnisse anzunehmen und ihn mit einer ausreichenden Menge Geld zu versorgen, damit er sich Essen und andere Annehmlichkeiten kaufen konnte, die das Gefängnisleben erträglich machten. Dann aber war Darcy nach einigem Nachdenken zu der Einsicht gelangt, dass es seine Pflicht war, Wickham noch vor der gerichtlichen Untersuchung wenigstens einen Besuch abzustatten. Ihn nicht zu besuchen, so lautete seine Überlegung, würde in Lambton und im Dorf Pemberley als klarer Hinweis darauf verstanden werden, dass er seinen Schwager für schuldig hielt, und aus den Gemeinden Lambton und Pemberley würden die Geschworenen kommen. Dass man ihn möglicherweise als Zeugen der Anklage vernehmen würde, ließ sich nicht verhindern, doch seinen Glauben an Wickhams Unschuld konnte er immerhin stillschweigend zum Ausdruck bringen. Und es gab einen zweiten, eher privaten Grund: Darcy war sehr darauf bedacht, öffentliche Spekulationen über die Ursache des Familienzwists im Keim zu ersticken, damit Georgianas damals geplante Flucht nicht bekannt würde. Es war also nicht nur recht und billig, dass er Wickham aufsuchte, sondern man erwartete es geradezu von ihm.
    Bingley hatte bei seinem Besuch einen mürrischen Wickham angetroffen, der nicht etwa zur Mithilfe bereit war, sondern sich immer wieder abfällig über den Friedensrichter und die Polizei geäußert und von ihnen gefordert hatte, ihre Anstrengungen zu verdoppeln, damit der Mörder seines besten, ja einzigen Freundes gefasst werde. Warum, so rief er, müsse er im Kerker schmachten, während niemand die Schuldigen suche? Warum störe die Polizei wieder und wieder seine Ruhe und drangsaliere ihn mit dummen, gänzlich sinnlosen Fragen? Warum hätten sie wissen wollen, weshalb er Denny umgedreht habe? Um sein Gesicht zu sehen, natürlich, das war doch wohl sehr verständlich! Nein, Dennys Kopfwunde habe er nicht gesehen, wahrscheinlich hätten Haare darübergelegen, außerdem sei er viel zu aufgeregt gewesen, um irgendwelche Einzelheiten wahrzunehmen. Und dann hätten sie sich danach erkundigt, was er in der Zeit zwischen den Schüssen und dem Auffinden von Dennys Leiche durch den Suchtrupp getan habe. Durch den Wald habe er sich gekämpft und einen Mörder zu fassen versucht – genau das

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