Der Tod kommt nach Pemberley: Kriminalroman (German Edition)
sie die eingemeißelten Worte. Soldier, treu bis in den Tod, starb hier mit seinem Herrn am 3 . November 1735 .
Wortlos trat Georgiana näher und legte den Strauß an den Fuß des Steins. Nachdem sie das Grab eine Weile betrachtet hatten, sagte sie: »Armer Urgroßvater. Ich hätte ihn so gern gekannt. In meiner Kindheit hat nie jemand von ihm gesprochen, nicht einmal die Menschen, die sich noch an ihn erinnern konnten. Er war das schwarze Schaf der Familie, der Darcy, der seinen Namen entehrt hatte, indem er sein eigenes Glück über die Verantwortung für andere stellte. Aber ich werde nie wieder hierher zurückkommen. Sein Körper liegt ja nicht hier. Der Gedanke, ich könnte ihm zeigen, dass er mir wichtig war, entsprang nur meiner kindlichen Fantasie. Hoffentlich hat er in seiner Einsamkeit Glück gefunden. Zumindest ist es ihm gelungen, zu entkommen.«
Entkommen?, dachte Elizabeth. Wem entkommen? Sie wollte sofort zur Kutsche zurück. »Ich glaube, es ist an der Zeit, nach Hause zu fahren. Mr. Darcy wird bald vom Gefängnis zurück sein und sich Sorgen machen, wenn wir immer noch im Wald sind.«
Sie folgten dem schmalen, laubbedeckten Pfad bis zum Fahrweg, wo die Kutsche warten sollte. Obwohl sie keine Stunde im Wald gewesen waren, hatte sich alle von diesem Nachmittag verheißene Heiterkeit verflüchtigt, und Elizabeth, die sich noch nie gern in engen Räumen aufgehalten hatte, empfand das Gestrüpp und die Bäume wie ein schwer auf ihr lastendes Gewicht. Der Geruch von Krankheit hing ihr noch in der Nase, und dass Mrs. Bidwell so unglücklich war und alle Hoffnung für Will aufgegeben hatte, machte ihr das Herz schwer.
Nachdem sie den Fahrweg erreicht hatten, gingen sie nebeneinander, solange er breit genug war; immer wenn er sich wieder verengte, übernahm Alveston die Führung und schritt mit Pompey ein Stück voraus. Er hielt den Blick gesenkt und ließ ihn immer wieder nach links und rechts schweifen, als suchte er Spuren. Elizabeth wusste, dass er am liebsten Georgiana den Arm geboten hätte, keine der beiden Damen jedoch allein gehen lassen wollte. Auch Georgiana war still, vielleicht bedrückt von derselben Ahnung drohenden Unheils.
Auf einmal blieb Alveston stehen. Dann lief er zu einer Eiche, an der ihm etwas aufgefallen sein musste. Elizabeth und Georgiana folgten ihm und sahen, dass in etwas mehr als einem Meter Höhe die Buchstaben F. D—Y in die Rinde geschnitzt waren.
Georgiana blickte sich um. »In die Stechpalme dort ist auch etwas geschnitzt.«
Eine rasche Überprüfung ergab, dass zwei weitere Stämme dieselben Initialen trugen. »Das sind nicht die üblichen Schnitzereien eines Liebespaares«, sagte Alveston. »Verliebten genügen die Anfangsbuchstaben. Wer immer das hier hinterließ, wollte keinen Zweifel daran lassen, dass es um Fitzwilliam Darcy geht.«
»Wann das wohl eingekerbt wurde?«, fragte Elizabeth. »Es sieht recht frisch aus.«
»Sicherlich innerhalb des letzten Monats«, meinte Alveston, »und zwar von zwei Personen. Das F und das D sind nicht tief, sie könnten von einer Frau sein. Der Strich und das Y aber sind sehr tief und wurden aller Wahrscheinlichkeit nach mit einem schärferen Werkzeug eingeritzt.«
»Ich glaube auch nicht, dass diese Zeichen von einem Verliebten stammen«, sagte Elizabeth. »Auf mich wirken sie wie von einem Feind, der in böser Absicht gehandelt hat. Aus diesen Schnitzereien spricht nicht Liebe, sondern Hass.«
Sie fragte sich sofort, ob es nicht unklug gewesen war, Georgiana zu beunruhigen, doch Alveston sagte: »Die Buchstaben könnten für Denny stehen. Wissen Sie, wie sein Vorname lautet?«
Elizabeth versuchte sich zu erinnern, ob sie den Namen in Meryton jemals gehört hatte, und sagte schließlich: »Martin, glaube ich, oder Matthew – aber die Polizei müsste es wissen. Sie hat sicherlich seine Angehörigen verständigt, falls er welche hat. Aber soweit ich weiß, hat Denny vor dem vergangenen Freitag nie einen Fuß in diesen Wald gesetzt, und in Pemberley war er ganz gewiss nie.«
Alveston wandte sich zum Gehen. »Wir werden davon berichten, sobald wir zurück sind, und es der Polizei melden. Wenn die Wachtmeister so gründlich gesucht haben, wie sie sollten, haben sie die eingekerbten Buchstaben vielleicht bereits gesehen und eine Erklärung dafür gefunden. Bis dahin werden Sie, meine Damen, sich hoffentlich nicht allzu sehr beunruhigen. Womöglich ist es nur harmloser Unfug, begangen von einem liebeskranken Mädchen aus
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