Der Tod kommt nach Pemberley: Kriminalroman (German Edition)
stapfen. Wie man mir mitteilte, verfügt auch Lord Hartlep über ein Alibi, so dass Sie beide zumindest von dieser Sorge befreit sind. Da er noch kein Peer ist, müsste er im Falle einer Anklage nicht im House of Lords vor Gericht gestellt werden, was eine farbenprächtige, aber ausgesprochen kostspielige Angelegenheit ist. Überdies wird es Sie beruhigen, dass Hardcastle über den Colonel von Captain Dennys Regiment dessen nächste Angehörigen ausfindig machen konnte. Der Captain hatte offenbar nur noch eine lebende Verwandte, eine alte Tante, die in Kensington wohnt. Obwohl er sie nur selten besuchte, hat sie ihn regelmäßig finanziell unterstützt. Die Dame ist mit ihren annähernd neunzig Jahren zu alt und zu gebrechlich, um sich für den Fortgang der Ereignisse zu interessieren, hat jedoch darum gebeten, Dennys vom Untersuchungsrichter nunmehr freigegebene Leiche nach Kensington bringen zu lassen, wo das Begräbnis stattfinden soll.«
»Wenn Denny im Wald durch einen Unfall gestorben oder sein Mörder bekannt wäre, hätte es seine Richtigkeit, dass Mrs. Darcy oder ich selbst ihr kondolieren«, sagte Darcy. »So, wie die Dinge aber nun einmal liegen, halte ich ein solches Schreiben für unklug und sogar für unerwünscht. Merkwürdig, dass sich noch die schrecklichsten und bizarrsten Ereignisse auf das gesellschaftliche Leben auswirken. Ich danke Ihnen für diese Mitteilung, sie wird auch Mrs. Darcy sehr erleichtern. Was ist mit den Pächtern? Ich würde Hardcastle nur ungern direkt danach fragen. Steht keiner von ihnen unter Verdacht?«
»Nein, keiner, soweit ich weiß. Die meisten waren zu Hause, und diejenigen, die nicht einmal eine stürmische Nacht davon abhält, hinauszugehen und sich im nächsten Gasthof zu stärken, vermochten eine Unmenge von Zeugen aufzubieten, darunter einige, die bei ihrer Befragung nüchtern waren und als glaubwürdig gelten können. Sie wissen ja, dass sich während Hardcastles Besuch in Pemberley zwei törichte junge Hausmädchen zu Wort meldeten und erzählten, sie hätten den Geist von Mrs. Reilly durch den Wald irren sehen. Die Dame pflegt sich passenderweise in Vollmondnächten zu zeigen.«
»Das ist ein alter Aberglaube«, erklärte Darcy. »Wie wir später erfuhren, wollten sich die Mädchen nur einer Mutprobe unterziehen, und Hardcastle nahm die Sache auch gar nicht ernst. Anfänglich glaubte ich jedoch, dass sie die Wahrheit sagten und in jener Nacht durchaus eine Frau im Wald gewesen sein könnte.«
»Oberwachtmeister Brownrigg hat in Anwesenheit von Mrs. Reynolds mit den beiden gesprochen. Sie erklärten mit großer Beharrlichkeit, sie hätten zwei Tage vor dem Mord eine dunkel gekleidete Frau im Wald gesehen, die eine Drohgebärde vollführt habe und dann zwischen den Bäumen verschwunden sei. Und sie wüssten genau, dass es sich bei dieser Erscheinung um keine der beiden Frauen aus dem Waldcottage gehandelt habe, wobei allerdings schwer nachvollziehbar ist, wie sie das so fest behaupten können, da die Frau ja Schwarz trug und sofort verschwand, nachdem eines der Mädchen zu schreien begann. Selbst wenn sich tatsächlich ein weibliches Wesen im Wald aufhalten sollte, wäre das kaum von Bedeutung. Denny starb nicht durch die Hand einer Frau.«
»Ist Wickham bereit, mit Hardcastle und der Polizei zusammenzuarbeiten?«, wollte Darcy wissen.
»Er soll sehr unberechenbar sein, habe ich gehört. Einmal gibt er vernünftige Antworten auf die Fragen, dann wieder beschwert er sich darüber, dass er, ein Unschuldiger, von der Polizei belästigt werde. Sie wissen ja, dass man in seiner Jackentasche dreißig Pfund in Banknoten gefunden hat – er aber schweigt sich beharrlich darüber aus, wie das Geld in seinen Besitz gelangte. Als einzige Erklärung führt er an, es handle sich um ein Darlehen, mit dessen Hilfe er eine Ehrenschuld habe begleichen wollen, und er habe feierlich geschworen, nichts weiter darüber preiszugeben. Wie nicht anders zu erwarten, vermutete Hardcastle, Wickham könnte Dennys Leiche beraubt haben, doch dann wäre das Geld aller Wahrscheinlichkeit nach ebenso blutbefleckt gewesen wie Wickhams Hände. In diesem Fall hätte es meiner Ansicht nach auch nicht so säuberlich gefaltet in Wickhams Brieftasche gelegen. Man hat mir die Scheine gezeigt, sie sind frisch gedruckt. Und Denny hat dem Wirt des Gasthofs gegenüber offenbar behauptet, kein Geld bei sich zu haben.«
Das Gespräch stockte eine Weile, bis Clitheroe schließlich sagte: »Ich kann
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