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Der Tod kommt nach Pemberley: Kriminalroman (German Edition)

Der Tod kommt nach Pemberley: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Der Tod kommt nach Pemberley: Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P. D. James
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sind bereit zu beschwören, dass Sie genau diese Worte gehört haben?«
    »Ich bin aber doch schon vereidigt, Sir, ich sage doch unter Eid aus!«
    »Das ist richtig, Mrs. Piggott, und ich bin froh, dass Sie die Bedeutsamkeit dieser Tatsache erkennen. Was geschah, als Sie wieder im Gasthof waren?«
    »Die Gentlemen kamen kurz danach ebenfalls wieder herein, und Mr. Wickham ging in das Zimmer hinauf, das ich für seine Frau reserviert hatte. Da hatte sich Mrs. Wickham wohl schon umgezogen, denn er kam wieder herunter und sagte, die Truhe wäre jetzt wieder mit den Gurten verschlossen und könnte in die Kutsche verfrachtet werden. Die Gentlemen zogen ihre Mäntel an und setzten ihre Hüte auf, und Mr. Piggott rief Pratt, damit er die Kutsche vorfuhr.«
    »In welchem Zustand war Mr. Wickham zu diesem Zeitpunkt?«
    Mrs. Piggott schwieg eine Weile, als hätte sie den Sinn der Frage nicht ganz verstanden. »War er nüchtern oder gab es Anzeichen für Berauschtheit?«, fragte der Staatsanwalt ungeduldig nach.
    »Ich wusste natürlich, dass er getrunken hatte, Sir, und zwar einiges über den Durst, so wie er aussah. Beim Abschied hat er ziemlich genuschelt. Aber er war noch immer auf den Beinen und stieg ohne Hilfe ein, und dann waren sie ja auch schon weg.«
    Der Staatsanwalt studierte schweigend seine Papiere und sagte schließlich: »Ich danke Ihnen, Mrs. Piggott, und bitte Sie, noch einen Augenblick im Zeugenstand zu bleiben.«
    Nun erhob sich Jeremiah Mickledore. »Wenn es wirklich zu dieser unfreundlichen Unterhaltung gekommen sein sollte – einigen wir uns auf die Bezeichnung ›Meinungsverschiedenheit‹ –, so endete sie doch weder mit Geschrei noch mit Gewalt. Hat einer der beiden Gentlemen den anderen während dieses Gesprächs im Hof berührt?«
    »Nein, Sir, nicht dass ich wüsste. Es wäre ja auch töricht gewesen, wenn Mr. Wickham einen Kampf mit Captain Denny angefangen hätte. Captain Denny war ein ganzes Stück größer als er und um einiges schwerer.«
    »Und konnten Sie sehen, ob einer der beiden beim Einsteigen bewaffnet war?«
    »Ja, Sir, Captain Denny war bewaffnet.«
    »Sie würden demnach sagen, dass Captain Denny, egal, was er vom Verhalten seines Gefährten hielt, mit ihm zusammen in der Kutsche reisen konnte, ohne einen körperlichen Angriff fürchten zu müssen, sehe ich das richtig? Er war der Größere und Schwerere von beiden, und er war bewaffnet. Lässt sich die Situation Ihrer Erinnerung nach so darstellen?«
    »Ich denke schon, Sir.«
    »Es geht nicht um das, was Sie denken, Mrs. Piggott. Haben Sie gesehen, wie die Gentlemen in die Kutsche stiegen und Captain Denny, der Größere von beiden, dabei eine Schusswaffe trug?«
    »Jawohl, Sir.«
    »Demnach rief die Tatsache, dass sie trotz des Streits gemeinsam abreisten, keinerlei Befürchtungen in Ihnen hervor?«
    »Mrs. Wickham war doch dabei. Mit einer Dame in der Kutsche würden sie niemals zu streiten anfangen. Und Pratt ist kein Dummkopf. Wenn es Schwierigkeiten gegeben hätte, wäre er bestimmt peitschenknallend zum Gasthof zurückgefahren.«
    Jeremiah Mickledore hob zu seiner letzten Frage an. »Warum haben Sie das nicht schon bei der gerichtlichen Untersuchung ausgesagt, Mrs. Piggott? War Ihnen nicht bewusst, wie wichtig diese Aussage ist?«
    »Da hat mich keiner gefragt, Sir. Mr. Brownrigg kam erst nach der Untersuchung in den Gasthof und hat mich gefragt.«
    »Aber Sie müssen doch schon vor dem Gespräch mit Mr. Brownrigg gewusst haben, dass Ihre Aussage vor der gerichtlichen Untersuchung wichtig gewesen wäre!«
    »Ich dachte mir, wenn sie wollen, dass ich etwas sage, dann werden sie schon kommen und mich fragen. Außerdem war ich nicht darauf aus, dass ganz Lambton über mich lacht. Eine wahre Schande, dass eine Dame nicht den Abort aufsuchen kann, ohne dass öffentlich danach gefragt wird! Versetzen Sie sich doch einmal in meine Lage, Mr. Mickledore!«
    Leises Gelächter ertönte, wurde aber rasch unterdrückt. Mr. Mickledore erklärte, er habe keine weiteren Fragen, und Mrs. Piggott, die sich den Hut jetzt noch fester auf den Kopf drückte als zuvor, eilte unter dem beifälligen Gemurmel ihrer Unterstützer mit kaum verhohlener Befriedigung an ihren Platz zurück.

6
    E s war nun offensichtlich, welche Taktik Simon Cartwright für die Anklage gewählt hatte, und Darcy verstand, wie geschickt sie war. Szene für Szene sollte die Geschichte erzählt werden, wobei sich Stimmigkeit und Glaubwürdigkeit ganz aus

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