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Der Tod macht den letzten Schnitt

Der Tod macht den letzten Schnitt

Titel: Der Tod macht den letzten Schnitt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nancy Livingston
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nur die zwei Figuren, die durch die Einstellung laufen. Dann Schnitt
auf die Zwei, Totale, Carstairs kommt herein. Kamera Zwei hält ihn in der
Einstellung am Bett mit Jacinta. Den Patienten könnt ihr jetzt vergessen, ich
will nur irgendwas Unförmiges unter der Bettdecke bei der Totale am Ende mit
Drei. Noch Fragen? Gut. Fertig machen für Aufzeichnung.» Unsichtbar für alle im
Studio hob Bernhard im Regieraum die Hand und kommandierte: «Auf Position.»
    «Augenblick!» Es war Iris, die
Kleindarstellerin.
    «Herrgott, Robert!»
    «Keine Panik, Bernhard. Ja, Iris?»
    «Was soll ich denn spielen?»
    «Eine Patientin, Iris.»
    «Ja, ja, aber was fehlt mir? Bin ich
krank? Oder bin ich operiert worden? Und leide ich noch unter den Nachwirkungen
der Medikation?»
    «Sie leidet unter gebrochenem Genick,
wenn ich runterkomme...»
    «Sekunde, Bernhard. Iris, du sollst
einfach aufs Bett zugehen und dir von Schwester Williams reinhelfen lassen.»
    «Nach einer Operation?»
    «Ja, wenn du willst. Also, fertig? Und
ab.»
    Zusammengesackt unter der Last des
geschwächten Körpers, schleppte sich die Patientin die letzten qualvollen
Schritte...
    «HALT, Robert!»
    «Iris, laß uns davon ausgehen, daß du
in Kürze entlassen wirst. Du ruhst dich im Bett noch ein bißchen aus, aber du
bist nicht mehr krank. Machst du das so für mich?» Robert blieb die Ruhe
selbst.
    Iris lächelte tapfer. Wenn sie es
schaffte, leicht verzögert ins Bett zu steigen — vielleicht würde jemand in
Frinton sie sehen und sich erinnern... «Alles klar, Robert.»
    «Anfangspositionen — Band läuft.»
    Auf dem Regie-Monitor lief ein wollener
Morgenrock über den Bildschirm und war verschwunden.
    Als sie mit der zweiten Szene beginnen
wollten, mußte wieder unterbrochen werden.
    «Was nun schon wieder?» brüllte der
Regisseur entnervt.
    «Tut mir leid, Bernhard. Fremdgeräusch
beim Ton. Streifenwagen oder Ambulanz draußen, schätze ich.»
    «Ich habe noch achtundvierzig Seiten,
hörst du...»
    «O. k., O. k....»
    «Das korrigieren wir beim Schnitt. Band
ab und Zeitnahme.»
     
     
    Piccadilly. Büro eines Theateragenten
     
    Steinstufen führten auf die alte Tür
aus massivem Holz und geschliffenem Glas zu. Innen im Haus war alles modisch
und hightech und ausgestattet mit Stühlen, die auf das Minimum des Sitzmöbels
Stuhl reduziert und vermutlich entworfen waren, um Dauerhocker zu entmutigen.
Der Schnitt des Büros war auch seltsam, aber das lag daran, daß es von einem
großen Raum abgeteilt worden war. Immerhin herrschte dank funktionierender
Thermopenscheiben eine wohltuende Stille, und über die apart geformte
italienische Schreibtischlampe hinweg hatte Sylvia Mackenzie einen schönen
Blick aufs Café Royal und Aquascutums Frühlingsmode.
    Der Theateragent stand mit dem Rücken
zur Lampe und starrte geistesabwesend nach draußen. Sylvia Mackenzie hatte
keine vorgefaßte Meinung über Theateragenturen, aber mit einem ältlichen,
braunen Hund hätte sie nie gerechnet. Er kam herbeigewackelt, ließ sich die
Ohren kraulen und plumpste nach erfüllter Pflicht auf die geometrisch
gemusterte Brücke. Sein Herrchen war ein kleiner, drahtiger Mann — braungebrannt,
kahlköpfig und abgeklärt.
    «Margarite wird mir fehlen. Keine
Koller, keine Wutanfälle mehr. Wir haben, mit Unterbrechungen versteht sich,
seit vielen Jahren zusammengearbeitet. Sie kehrte immer zu mir zurück, wenn sie
die Geduld anderer überstrapaziert hatte. Ich vermute, daß United Allied Sie an
mich verwiesen hat. Dort war sie nur neun Monate unter Vertrag. Ihr neuester
Freund, Jason Cornish, hat mich natürlich angerufen. Von ihm weiß ich, wie es
passiert ist.»
    «Wenn er das weiß, sollte er es lieber
uns sagen.» Sergeant Mackenzie war verärgert.
    «Ich meinte natürlich, Jason hat mir
erzählt, wie man sie entdeckt hat», korrigierte er sich, «wie der
Aufnahmeleiter das Laken zurückgeschlagen hat usw. Was er der Sun erzählt hat. Er schien weit mehr Angst vor einem Ihrer Beamten zu haben als vor
dem Mörder. Irgendwer hat also zum Messer gegriffen. Rabiate Bestrafung
vielleicht? Ich könnte nicht behaupten, davon überrascht zu sein.»
    «Das sagt jeder. Haben Sie eine
Vorstellung, wer es getan haben könnte?»
    Der Agent schüttelte den Kopf. «Die
Liste der möglichen Täter wäre endlos, aber wer schließlich beschloß
zuzustechen... Margarite war eine große Schauspielerin, aber sie konnte ein ausgemachtes
Biest sein, richtig, Morris?» Der Hund stellte ein Ohr auf und

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