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Der Tod macht den letzten Schnitt

Der Tod macht den letzten Schnitt

Titel: Der Tod macht den letzten Schnitt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nancy Livingston
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— vielleicht
MMB.
    Natürlich, jetzt erinnerte er sich. Die
Buchstaben waren ihm aufgefallen, als der Wagen an der Bordsteinkante
angehalten hatte. Es waren Mavis Bignells Initialen, denn Mavis’ zweiter
Vorname war Muriel — MMB.
     
     
    Studio A. Dekoration und Licht
     
    Die Schatten schlecht ausgeleuchteter
Dekorationen lagen auf der ohnehin gedrückten Stimmung. Obwohl es gar nicht
kalt war, fror mancher, andere redeten mit unnatürlich lauter Stimme.
    Neben dem Blechkasten für die
Requisiten stand Alix Baxter mit Schreibbrett und Stift und zählte die
chirurgischen Instrumente. Es fiel ihr schwer, sich in der leicht
gespenstischen Atmosphäre zu konzentrieren.
    Die Notaufnahme-Dekoration am anderen
Ende des Studios lag unter Plastikplanen, ein gelber Klebestreifen auf dem
Boden markierte den Bereich, der nicht betreten werden durfte. Anfangs waren
die Techniker um einen Schritt schneller vorbeigegangen und hatten weggeschaut,
aber der Schock verebbte, und sie wurden munter: daß der sprichwörtliche
Sensenmann sie ausgespart hatte, machte sie fast übermütig.
    Alix warf noch einmal einen Blick auf
den Inhalt ihres Kastens. Spätestens nach halb abgedrehter Serie genügte ein einziger
Blick, um sicher zu sein, daß keine Requisite fehlte — reines
Gedächtnistraining. Die Polizei jedoch hatte darauf bestanden, daß sie jeden
Gegenstand anhand einer Liste verglich und abhakte. Als plötzlich eine
Requisitenhilfe hinter ihr auftauchte und sie anredete, fuhr sie zusammen.
    «Herrgott! Wie kannst du mich so
erschrecken.»
    «Oh, entschuldige. Ich wollte dir nur
was zeigen. Sieh mal, was ich gefunden habe.» In der ausgestreckten Hand hielt
er einen bossierten, silbernen Bilderrahmen.
    «Wo war der denn? Daß ich den noch mal
wiedersehe, hätte ich nie gedacht.»
    «Er lag hinter einem Heizkörper bei den
Garderoben im oberen Stock. Ich schätze, er ist jemandem aus der Tasche
gefallen und unter die Heizung gerutscht.»
    Alix drehte den Rahmen um. Die rückwärtige
Pappversteifung steckte noch, von zweien der vier Klammern gehalten. «Keine
Fotografie.»
    «Vielleicht rausgerutscht? Oder wollte
jemand nur das Foto und nicht den Rahmen?»
    «Sei ein Schatz, Jim, besorge Ersatz.
Nicht zu modern, die Frau soll Dr. Watkins’ Mutter sein. Sie steht auf seinem
Nachttisch.» Sie gab den Rahmen zurück, und Jim verschwand. Ob das die Polizei
interessierte? Sie notierte es für alle Fälle.
     
    Die Aufstellung der Kameras war
beendet, und die Kameramänner schleiften die Kabel über den Fußboden aus dem
Weg. Die Produktionsassistentin lief mit den Laufplänen hinter ihnen her und
rannte dann die Eisentreppe hinauf in die Regiezone. Während Robert die
Schauspieler auf die Plätze schickte, stand er durch den Kopfhörer unter
aufgeregtem Beschuß von Bernhard: «Mit fünfzig Seiten im Rückstand und schon
wieder fünf Minuten verloren...»
    Robert drückte die Sprechtaste, um den
Paniker zu bremsen. «Schon gut, Bernhard, wissen wir. Zweibettzimmer zuerst — für
alle. Einstellung vierundneunzig für Kamera Drei. Schwester Williams mit
Patientin. Die Ärzte Carstairs und Watkins in Bereitschaft.»
    Im Fundus verteilte die Studiohilfe
eilig Rollen an Statisten. «Iris, warst du gestern in der Flur-Deko?»
    «Nein, Schätzchen.»
    «Dann bist du in der heutigen Szene Patientin,
mit Jacinta. Gib Iris einen Morgenrock, Rita.»
    Niemand übersah die melodramatisch
präsentierte Furcht von Iris, als sie mit beiden Armen in die Morgenrockärmel
fuhr. «Du fragst dich unwillkürlich, ob du auch sicher bist.»
    «Unsinn. Du bist die ganze Zeit in
Kamerasicht.» Die Studiohilfe schob sie durchs Studio in die Dekoration.
«Schwester Williams führt dich und hilft dir ins Bett, O. K.?» Geschäftige
Routine trat an die Stelle von Ängsten.
    «Redet Schwester Williams mit mir?»
    «Nur ein paar Worte.»
    «Dann bin ich Kleindarsteller,
Schätzchen. Schreib das auf.»
    «Verdammt.»
    «Mein Gott, Robert, was ist denn jetzt
schon wieder?»
    «Noch einen Moment, Bernhard.» Der
Aufnahmeleiter kam herbeigeeilt. «Was ist los?»
    «Iris sagt, daß sie hier
Kleindarsteller ist.»
    «Statistin, oder wir fragen eine
andere.» Robert Hobson stellte es zur Wahl.
    Iris kapitulierte gesittet. «Wenn du
meinst, Robert. Guten Morgen, Miss Charles.» Schwester Wilhams, blaß und
angespannt, nahm sie beim Arm.
    Bernhards nicht sonderlich einfallsreiche
Regieanweisungen kamen massiv und schnell durch den Kopfhörer. «Von Kamera Drei
will ich

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