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Der Tod macht den letzten Schnitt

Der Tod macht den letzten Schnitt

Titel: Der Tod macht den letzten Schnitt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nancy Livingston
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wiederholte
barscher: «Sind Drohungen gefallen?»
    «Habe schon verstanden! Ja, natürlich.
Echte Drohungen. Aber ich hatte nicht die Absicht, sie in die Tat umzusetzen.»
    «Irgendeine — näher umrissene — Drohung?»
    «Ich habe Margarite gesagt, daß ich sie
umbringen werde, wenn sie mir die Freundschaft mit Jacy kaputtmache. Aber ich
habe es nicht getan.»
    «Genau.» Mullin sah begehrlich auf die
Sardinen, die Walsh wegschob, riß sich dann aber zusammen. «Ich denke, wir sollten,
wenn wir hier fertig sind, aufs Polizeirevier gehen, Mr. Walsh. Es wäre gut,
wenn Sie eine protokollierte Aussage machten.»
    Der Schauspieler wurde blaß, sagte aber
mit fester Stimme: «Sie wollen mich doch nicht anklagen, hoffe ich.»
    «Im Augenblick nicht, Sir. Das
entscheidet Detective Inspector Newton.» Der ungewohnte Wein machte Mullin
locker. «Schließlich wissen wir ja, wo wir Sie morgen finden. Im Studio, mit
dem Skalpell in der Hand. Herr Ober, Sie können das hier abräumen.»
    Walsh spielte mit einer Gabel. «Um auf
Rita Phelps zu kommen. Henry hat angeblich gehört, wie sie gesagt hat, daß sie
Margarite umbringt. Ich weiß, daß das sozusagen Secondhand-Klatsch ist,
trotzdem fand ich, Sie sollten es wissen.»
    «Wir kümmern uns darum. Morgen»,
versprach Mullin. Gab es eigentlich jemanden, der nicht gedroht hatte, die Alte
umzubringen?
    Auf dem Weg zum Revier wurde Mullin
sich plötzlich bewußt, wie schwerfällig sein Gang im Vergleich zu den federnden
Schritten des Schauspielers war. Und der Typ trug auch seine Klamotten
ausgesprochen schick. Mullin hatte immer gefunden, daß ein um die Schultern
gelegter Pullover weibisch aussähe, aber an Walsh sah es gar nicht weibisch
aus. Schweigend gingen sie eine Weile nebeneinander her.
    «Dieses Sich-Feinmachen — ist das nicht
auch schon so was wie eine Rolle spielen? Wie ist das eigentlich, wenn du dein
Leben damit verbringst vorzugeben, du bist irgendein anderer? Ich gebe zu, daß
mir schwerfällt zu verstehen, warum ein erwachsener Mensch das zu seinem Beruf
macht.» Es wäre Mullin nie in den Sinn gekommen, darüber nachzudenken, daß
Taktlosigkeiten auch verletzen können. Schon gar nicht muß man einen
Tatverdächtigen mit Samthandschuhen anfassen.
    «Sie sehen nicht fern, Sergeant?»
    «Nein. Nur meine Frau, natürlich.»
    «Natürlich. Aber Sie sehen nur nicht
fern, weil Sie zu beschäftigt sind, richtig? Interessant, wie vielen Menschen
das so geht.»
    «Ach, wissen Sie, ich habe mich damit
abgefunden. Vielleicht habe ich Sie sogar schon mal gesehen. Meine Frau wußte
auf der Stelle, wer Sie sind. Am Telefon gestern abend hat sie gesagt...»
Mullin brach ab, er müßte ja einen Schuß weghaben, wenn er sich so erniedrigte,
für seine Frau um ein Autogramm zu bitten.
    Ian Walsh lächelte nachsichtig. «Wir
sind der Stoff, aus dem die Träume sind, Sergeant.»
    «Wie war das?»
    «Ach, hoffen wir einfach, daß Ihre Frau
nicht von einem von uns träumt.» Das war der eine Schritt zu weit, dachte Ian
Walsh.
    Das hättest du besser nicht gesagt,
dachte Detective Sergeant Mullin.
     
     
    Mr. Pringles Küche
     
    Mavis hatte sich kurz entschlossen zu
einem Besuch bei Mr. Pringle aufgemacht. Und Mr. Pringle war noch nie in seinem
Leben über einen Besuch so froh gewesen. Er war vom Schock noch arg geschwächt,
und als er das Blut aus dem Mantelärmel herauszuwaschen versuchte, wurde ihm
ganz flau.
    «Oh, du meine Güte, was hast du da
gemacht? Du hast doch nicht versucht, dir die Pulsadern aufzuschneiden?»
    «Red keinen Unsinn», schnaubte Mr.
Pringle, ihm war auf einmal nicht mehr flau zumute.
    «Recht hast du», stimmte Mavis ihm zu.
«Du würdest das anders machen. Aber was, um Gottes willen, ist passiert?»
    Sie hörte schweigend zu. Sie ging
leisen Schritts zum Kühlschrank und musterte kopfschüttelnd den Inhalt. Erst in
der Speisekammer wurde sie fündig. Sie öffnete ein paar Dosen. «Keine Widerrede.
Du siehst aus wie der Tod auf Urlaub, und ich wette, daß du den ganzen Tag noch
nichts gegessen hast.»
    Mr. Pringle gab zu, daß ihm
verständlicherweise der Appetit vergangen war.
    Mavis fiel der Plastikbeutel auf. «Hast
du Brot gekauft?»
    «Der gehört nicht mir. Er gehört...
gehörte Mr. Bowman. Ich wollte ihn ins Polizeirevier bringen, fühlte mich aber
zu elend. Ich mache das gleich morgen früh.»
    Mavis begutachtete den Inhalt ohne
Skrupel. «Ich glaube nicht, daß er Brot gekauft hat...»
    «Mavis! Wir dürfen da nicht drangehen.»
    «Komm, er

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