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Der Tod macht den letzten Schnitt

Der Tod macht den letzten Schnitt

Titel: Der Tod macht den letzten Schnitt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nancy Livingston
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hinter
den Dosen! Ich an deiner Stelle würde sie alle in den Mülleimer schmeißen.»
Aber er konnte sich nicht leisten, so überstürzt zu handeln.
     
     
    Polizeirevier, Newtons Büro
     
    Mullin hatte bis spät abends an seinem
Bericht gearbeitet und legte ihn morgens, an Walshs Aussage geheftet, auf
Newtons Schreibtisch. Er war gerade auf dem Weg nach draußen, als Newton
eintrat — offensichtlich voller Schwung und gutgelaunt.
    «Morgen, Chef. Ich habe Ihnen meinen
Bericht hingelegt. Und die Aussage von Walsh. Dann haben wir tatsächlich die
Auskunft über Miss Pelouses Bankkonto...»
    Newton überrollte ihn. «Lese ich
später. Wir sind schon unterwegs zum Studio. Und nehmen Sie den Mantel mit. Es
fängt an zu regnen.»
    Auf dem Weg ins Studio erklärte Newton
seine Eile. «Wir sind Idioten gewesen, Sergeant. Denken Sie zurück: Was
passierte am Montag, als die Technik warten sollte, bis wir Zeit für sie
hatten?»
    «Sie verschwanden, um zuzusehen, wie
Doc Pavis mit...»
    «Genau. Über eine unter der Decke
installierte Kontrollkamera.» Newton wartete, bis Mullins Hirn geschaltet
hatte, ehe er fortfuhr: «Frage: ist diese Kamera ständig in Betrieb, und ist
sie vielleicht wundersamerweise auch noch an ein Aufzeichnungsgerät gekoppelt?»
    «Himmel, wie konnten wir das übersehen!
Und warum hat uns keiner was gesagt?»
    «Das frage ich mich schon seit den
frühen Morgenstunden, Sergeant. Wie nennen sie noch den Bereich mit diesen
Aufzeichnungsgeräten?»
     
     
    «Zentraltechnik.»
     
    Newton nahm jeweils zwei Stufen zum
Empfang hinauf, geriet aber gleich in einen Schwarm kreischender Nymphchen, die
stolzierten und posierten und sich von Müttern und Begleiterinnen schniegeln
und striegeln ließen. «Was, zum Teufel...»
    Der Mann von der Sicherheit musterte
die Invasion grimmigen Blicks. «Wenn ich Sie wäre, machte ich auf der Stelle
kehrt. Hier fließt noch mehr Blut, bis wir durch sind. Der Zirkus hier geht ums
Vorsprechen. He, du da! Komm sofort zurück!»
    Eine affige Elfjährige mit schwarz
lackierten Fingernägeln blieb stehen, eine Hand an der Studiotür. «Ich wollte
nur eben auf die Toilette.»
    «Wolltest du nicht! Du wolltest dich
vordrängeln. Setz dich hin und warte, bis du aufgerufen wirst. Also, meine
Herren, was kann ich für Sie tun?»
    «Wir würden gerne mit den Ingenieuren
in der Zentraltechnik sprechen.»
    «Finden Sie den Weg? Und wenn ich Sie
wäre, ginge ich über den Hinterausgang raus. Um halb elf kommt die nächste
Busladung — von Corona.»
     
    Ruhe und Stille in den fensterlosen
Kabinen waren eine Erholung. Im ersten Kämmerchen sah eine Technikerin mit
ausdruckslosem Gesicht auf ihren Monitor, auf dem ein nettes Kind gerade die
berühmten Zeilen aus Shakespeares aufsagte: «Willst du
schon gehn? Der Tag ist ja noch fern. Es war die Nachtigall und nicht die
Lerche, die eben jetzt dein banges Ohr durchdrang...»
    Die Technikerin trug den Time-Code ein
und fragte: «Ja, bitte?»
    Newton sprach als erstes sein Bedauern
aus. «Sie Ärmste. Wie viele sind es denn noch?»
    Sie checkte die Aufnahmeliste.
«Siebenundzwanzig heute morgen, dreißig heute nachmittag. Suchen Sie jemanden?»
    «Ja, den diensthabenden Ingenieur.»
    «Stan. Letzte Türe rechts.»
    «Danke.»
    «Macht mich direkt froh, daß ich kein
Vater bin», merkte Mullin erfreut an.
    «Ich bin Vater», erwiderte Newton
irritiert, «und dank ihrer Mutter spielt sie schon mit acht Theater... Guten
Morgen, Sir. Detective Inspector Newton. Ich glaube, wir kennen uns noch
nicht.»
    Stan hatte den käsigen Teint eines
Menschen, der kein Tageslicht sieht. Er schob den Dienstplan beiseite. Hinter
ihm auf dem Bildschirm lief die Mittwochsproduktion von Rainbow Television. In
Studio A klemmte wieder eine Szene von Doctors and Nurses — Robert
demonstrierte gerade, wie eine der Schwestern die Injektionsnadel zu halten
hatte. In Studio B spielte das nette Kind immer noch Julia, und in C pries eine
mittelalte Autorin feurig ihr jüngstes Buch.
    «Worum geht’s Inspector?»
    «Ich hätte gern den Ingenieur
gesprochen, der Montag Dienst hatte.»
    «Tut mir leid, andere Schicht.»
    «Vielleicht können Sie meine Frage
beantworten. Montag mittag haben Mitarbeiter Ihrer Firma, für mich
unbegreiflich, meinen Beamten bei der Ausführung polizeilicher Maßnahmen in
einem Mordfall zugesehen.»
    Stan schniffelte seine Mißbilligung.
«Ich hörte davon. Unser Techniker war nicht berechtigt, die Kamera nach

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