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Der Tod macht den letzten Schnitt

Der Tod macht den letzten Schnitt

Titel: Der Tod macht den letzten Schnitt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nancy Livingston
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war,
einen unsichtbaren Fächer aufzuschlagen, und fing ihre Hand ein. «Weißt du was?
Wir gehen nach Hause, und du zeigst mir, wie das geht.»
    Es war etwa drei Uhr morgens, als er
plötzlich im Bett hochschoß. «Verdammt. Wie dumm kann ich denn noch werden!»
fluchte er leise. Danach fand er keinen Schlaf mehr. Er lag im Bett und drehte
sich von einer Seite auf die andere, bis er guten Gewissens aufstehen und Tee
kochen konnte.
     
     
     
     
    6

Unangenehme Voraussage
     
    Mr. Pringles Arbeitszimmer
     
    Mr. Pringle stand am Fenster und
klingelte mit den Münzen in der Tasche. Mavis hatte ihn fürsorglich ausschlafen
lassen, und er hatte Ashley angerufen, um ihm zu sagen, daß er vor dem Essen
nicht mehr kommen werde. Ihm ging Fallowfields Bemerkung nicht aus dem Kopf,
daß die «Dinge» immer in Dreiern passierten. Mr. Pringle verachtete jeden
Aberglauben, aber die Ereignisse der letzten beiden Tage und die gestörte Nacht
hatten ihn verunsichert. Jedesmal wenn er die Augen zugemacht hatte, träumte er
von Bowman und davon, wie er den Kopf gedreht hatte, als er den Wagen hörte. Er
hatte ein Schauspielerprofil gesehen, gekrönt von gelocktem silbrigen Haar — aber
was ihn heimsuchte, war die Hoffnungslosigkeit in den Augen. Er erwachte aus
diesen Alpträumen in Schweiß gebadet.
    Der nächste Schicksalsschlag kam mit
der Post. Einer der beiden Dachdecker-Gentlemen, derjenige, der ihm der weniger
unsympathische gewesen war, hatte ihm mündlich eine sogenannte «grobe
Schätzung» gemacht. Der schriftliche Kostenvoranschlag traf in einem Umschlag ein,
dessen Umfang sich in einem den neuen Berechnungen angemessenen Verhältnis
befand, wie sich zeigen sollte.
    Der Postbote mußte klingeln.
«Heutzutage machen sie wunderschöne große Briefkästen, die ganz leicht
anzubringen sind.»
    «Nicht bei mir.» Mr. Pringles Versuche
mit Hammer und Nagel pflegten in tiefen seelischen Krisen zu enden.
    Er hatte den Umschlag mit nach oben in
sein Arbeitszimmer genommen. Düstere Ahnungen befielen ihn, als er die
exzellente Qualität des Umschlags fühlte. Aber dann ließ er sich von der
glanzvollen Präsentation des Inhalts zunächst täuschen. Er hielt das Ganze für
eine mit gedrehter Kordel zusammengehaltene Broschüre und erschrak erst, als er
die Kordel gelöst hatte.
    Im Einband lagen, wunderschön
aufgelistet, Posten und Endsumme der Berechnung des Gentleman — plus
Mehrwertsteuer. Mr. Pringle geriet auf der Stelle in Panik. Ihm war klar, daß
er sich das neue Dach unter gar keinen Umständen leisten konnte. Im Text gab es
Wörter, die ein Wörterbuch verlangten, aber auch besseres Verständnis hätte die
Wucht der Endsumme nicht mildern können. Er hatte die Talsohle seiner Betrübnis
erreicht, als Mavis aus der Halle nach oben rief: «Liebchen, soll ich Kaffee
machen?»
    Noch mehr Ausgaben. Mavis nahm Milch und Zucker. Konnte er sich leisten weiterzuleben? War er folgerichtig das
sprichwörtliche dritte Opfer? Mr. Pringle taumelte nach unten.
    In ihrem fuchsienfarbenen Pullover mit
dem roten Haar darüber sah Mrs. Bignell in der farblosen Halle wie eine
exotische Blüte aus. Sie bemerkte sein Gesicht. «Was ist denn jetzt schon
wieder los? Was hast du da?»
    Er übergab ihr den Kostenvoranschlag.
«Ich kann mir das Haus hier nicht länger leisten, Mavis.»
    «Ich habe dir schon immer gesagt, daß
das Haus viel zu groß...» Sie war bei der letzten Zeile angekommen und lachte.
«Du meine Güte! Haben die dich am Wickel!»
    «Aber das kaputte Dach!»
    «Hör mir mal zu, Liebchen. Ins Bricklayers kommt donnerstags ein junges Mädchen — für meinen Geschmack ist sie ein bißchen
zu nett zu einigen meiner Gäste, wenn du bedenkst, daß ihr Mann in Nordirland
Dienst tut, aber heutzutage sind die Maßstäbe nicht mehr das, was sie mal
waren. Wie auch immer. Der Bruder ihres Schwiegervaters — er wäre ihr Onkel,
wenn er ihr Vater wäre, wenn du verstehst, was ich meine — ist Dachdeckermeister.
Sie hat ihn für mich angerufen, er kommt heute oder morgen abend auf einen
Drink vorbei. Durch die ganze Geschichte gestern habe ich vergessen, es dir zu
erzählen.»
    «Kann er was?»
    «Mrs. Wattis ist sehr zufrieden
gewesen. Er hat ihr ein kleines Bad von der Küche abgezweigt, und du weißt ja,
wie sie ist. Er heißt Clarrie, und du mußt bar bezahlen, weil er es bei der
Steuer nicht angibt.» Mr. Pringle zuckte zusammen. «Ich setze jetzt den Kessel
auf. Ich habe mir gerade deine Speisekammer vorgenommen — der Schimmel

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