Der Tod macht den letzten Schnitt
während einer
katastrophalen Sommersaison eine Woche bei uns in Colwyn Bay», antwortete sie
eisig. «Er sprang ein, als der jugendliche Held von For Goodness Sake krank wurde, und war als einziger, neben kläglichen Stümpern, ein echter
Schauspieler.» Sie erhob ihr Glas: «Auf einen Künstler», verkündete sie
pathetisch.
In das verlegene Schweigen sagte das
vierte Mädchen, als wäre sie sich des peinlichen Auftritts gar nicht bewußt:
«Wißt ihr eigentlich, daß jemand hier bei Rainbow ist, der sich mit Steuern
auskennt? Wenn ihr einen Termin wollt, ruft Angela in Fallowfields Vorzimmer
an. Der Typ soll nicht teuer sein — nicht wie ein Steuerberater.»
Studio A. Fundus
Henry Titmouse machte keine
Mittagspause, er arbeitete durch. Er war aufgeregt, und nicht nur, weil Newton
ihm ein paar Fragen stellte, sondern weil Rita herumflatterte wie eine
übelwollende Krähe. «Ich habe jetzt einfach keine Zeit, Sir, wir sind im Verzug.
Der Regisseur ändert andauernd den Ablaufplan, was heißt, daß wir nicht wissen,
wo uns der Kopf steht. Ich komme in Schwierigkeiten, wenn die Reihenfolge nicht
stimmt.»
«Es eilt nicht», beruhigte Newton ihn.
Der alte Mann mit dem kindlichen Gesicht war rührend dankbar dafür, aber Newton
dachte ohnehin nicht im Traum daran, vor Rita Phelps mit ihm zu reden. Er
nickte ihr flüchtig zu.
«Die wollen was über den Kittel wissen,
darum geht’s doch», sagte sie prompt und heizte Henrys Aufregung an. «Die
meinen, du hättest ihnen nicht alles gesagt, was du weißt. Beweise
zurückhalten, so nennt man das.»
«Aber es stimmt nicht!» Henry sah
Newton flehentlich an. «Ich habe der Dame von der Polizei gestern alles gesagt,
woran ich mich erinnern konnte.»
«Schon gut, Mr. Titmouse.» Newton hätte
dieser Rita am liebsten den Hals umgedreht. «Wir sehen uns später», sagte er
freundlich. Im Hinausgehen hörte er Henrys klagende Stimme: «Ich habe der Dame
gesagt, daß auf dem Kittel nicht ein Tropfen Blut war, als ich ihn in Ians Garderobe
brachte, Rita...»
Im Flur zögerte Newton. «Wir haben noch
ein paar Minuten Zeit, Mullin. Die Bühnenmeisterin wird beim Lunch sein.
Erinnern Sie mich, daß ich mit ihr noch sprechen will. Ist Jason Cornish hier?»
«Glaube ich nicht. Er gehört nicht in
die Produktion.»
«Natürlich, das hatte ich vergessen.
Wir sollten ihn noch mal kommen lassen — ich bin mir verdammt sicher, daß er
nicht alles gesagt hat, was er weiß. Wenn Pelouses Bankmanager überredet werden
könnte, uns über die finanziellen Vereinbarungen...»
«Einen Moment!» Der gebieterische
Schrei ließ sie herumfahren. Die Produktionsassistentin rannte mit Drehbüchern,
Schreibbrett und Stoppuhr beladen auf sie zu. «Tut mir leid, Sie zu stören,
aber es ist lebenswichtig.»
Newton war verbindlich. «Selbstverständlich,
Miss...»
«Pat Fagan», half Mullin aus.
«Miss Fagan!» vollendete Newton seinen
Satz.
«Sie haben Jacy noch nicht verhaftet,
oder? Wir haben gerade das Band geprüft, in sämtlichen Szenen mit ihr sind
Bildstreifen!»
«Miss Charles kann tun und lassen, was
sie will, was uns angeht.»
«Gott sei Dank. Das Band ist
unbrauchbar. Wir müssen die Szenen mit ihr neu drehen, und das bedeutet jede
Menge Überstunden. Bernhard dreht durch. Er hatte dreimal Nasenbluten und redet
mit dem Gummibaum.»
«Seine Künstlernatur hat ihn
überwältigt, schätze ich», tippte Mullin.
«Machen Sie Witze? Bernhard wüßte gar
nicht, was das ist. Nein, nein, er durchläuft die männlichen Wechseljahre. Es
ist die Hölle auf Erden, von ihm Entscheidungen zu bekommen, und seine Frau
hängt auch noch am Telefon, weil der Fernseher im Eimer ist. Aber was ich echt
wissen muß, ist, ob Sie die Absicht haben, sonst jemanden zu verhaften.»
Newton fixierte die selbstsichere,
entschlossene Person, die taub und blind gegen alles außer den unmittelbaren Nöten
der Seifenoper war. Der Nerv in seiner Schläfe begann zu pochen. «Das ist im
Augenblick schwer zu sagen, Miss Fagan...» begann er vorsichtig.
«Denn wenn», fiel sie ihm ungeduldig
ins Wort, «muß ich es vorher wissen.» Sie registrierte Begriffsstutzigkeit
bei den Herren und fuhr hastig fort: «Damit Bernhard mit mir die Szenen
umstellen kann, verstehen Sie? Das ist doch nicht zuviel verlangt, oder?
Schließlich tun wir unser Bestes, kooperativ zu sein.»
Obwohl entnervt, begriff Newton, daß
dieses absolut aufrichtig war. Er rang um
Höflichkeit. «Ich werde an
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