Der Tod macht den letzten Schnitt
das?»
«Eine lange Stange mit einem Mikrofon
an der Spitze. Kommen Sie, ich zeige es Ihnen.»
Sie folgten Kevin durch eine Tür auf
einen schmalen Balkon, der ins Studio vorsprang. Hitze und verbrauchte Luft
stiegen nach oben, die Sicht über die Dekorationen wurde von dem Deckengestänge
beeinträchtigt, an dem die Scheinwerfer befestigt waren. Auf Kevins Wink beugte
Newton sich vor und blickte über die Balkonbrüstung hinunter.
Im Zweibettzimmer wurde geprobt: Dr.
Carstairs bewegte sich zielstrebig vorwärts, mußte aber stehenbleiben, weil
eine Schwester ihn ansprach. Über den Köpfen der Schauspieler war der
Mikrofongalgen voll ausgefahren, und das Mikrofon bewegte sich vor und zurück,
um den Text des jeweilig Sprechenden aufzunehmen. Im Verlauf der Probe sah
Newton den Schatten von Galgen und Mikrofon auf der Wand hinter der Schwester.
Ob jemand sonst das bemerkt hatte? Plötzlich zeigte einer der Kameramänner
anklagend auf die Lampe. Auf dem Balkon des nächsten Zimmers erschien, heftig
gestikulierend, wie der Teufel aus der Kiste — der Oberbeleuchter. Unten
richtete einer mit. Hilfe einer Stange die Seitenbegrenzer neu aus, die den
Lichtstrahl lenkten. Newton sah fasziniert zu. Der Schatten war noch schärfer
umrissen. Also beabsichtigt?
Auf seiner fahrenden Plattform hockte
der Tontechniker und sagte kurz etwas ins Mikrofon. Der Aufnahmeleiter hob die
Hand, um die Auseinandersetzung zu beenden, und wartete über Kopfhörer auf neue
Anweisungen.
«Alles klar, Bernhard. Penelope,
Schätzchen, könntest du deinen Text dehnen, bis du die Ecke vom Schreibtisch
erreichst, um es Tom leichter zu machen?»
Die Schwester blickte nach oben, wohin
er gezeigt hatte, und nickte. Robert warf einen fragenden Blick zum
Tontechniker, der mit dem Daumen Einverständnis signalisierte. Der Teleskoparm
des Galgens wurde ein wenig eingezogen, und der Schatten verschwand, der
Oberbeleuchter kehrte in seine Kiste zurück, und die Szene spulte ab.
Kevin zeigte auf einen nicht
eingesetzten Galgen, der wie ein Raubvogel über einer abgedunkelten Dekoration
schwebte. Am Ende baumelte ein Mikrofon. «Wenn Sie da drunterstehen, hören wir
jedes Wort», flüsterte er.
Sie kehrten in sein Zimmer zurück. «Das
geht ganz einfach», erklärte er weiter. «Du denkst, du bist nicht in
Kamerasicht und kannst dich privat unterhalten.»
«Stimmt, hier kann keiner was heimlich
tun, es sei denn, er will jemanden umbringen», knurrte Newton. «Sie haben also
nichts gesehen?»
«Ich hörte Roberts Aufschrei»,
wiederholte Kevin. «Das war natürlich ein Schock, aber es hat keinen Sinn, mich
zu fragen, wer von denen es getan hat.»
«Was meinen Sie mit ?»
«Die Schauspieler, wen sonst? Von uns
kann es kaum einer gewesen sein, oder? Mit meine ich die Technik.
Wir sehen die Schauspieler nur an Aufnahmetagen. Viele, wie beispielsweise ich,
sehen nicht mal richtig hin. Heute ist es Doctors and Nurses , morgen was
anderes. Das heißt nicht, daß ich nie runter ins Studio gehe — bei einer
Unterhaltungsschau oder bei Starproduktionen von Country- und Westernmusik bin
ich wie der Blitz unten und rede mit den Leuten.»
«Und wer war an dem Krach unterm Galgen
beteiligt, worüber wurde gestritten?»
«Weiß ich nicht genau. Da fragen Sie am
besten den Tonmeister.»
Büro Programmdirektor
Mr. Pringle fühlte sich entschieden
besser, seit Mavis ihm vom Dachdeckermeister Clarrie erzählt hatte, und er
beschloß, sich auf den Weg zu Rainbow Television zu machen, anstatt zu Hause
herumzusitzen. Das hatte Mrs. Bignell eingesehen, wenn sie ihn auch ungern
hatte gehen lassen.
In Fallowfields Vorzimmer angekommen,
hatte er Angela gebeten, von ihm für Ashley aufgesetzte Briefe zu tippen, und
hatte sich auch nicht von Angelas Entrüstung einschüchtern lassen. Jetzt lag
das Ergebnis vor ihm.
«Vielen Dank» — er hatte nicht den
Nerv, die Rechtschreibfehler zu beanstanden — , «sauber getippt.» Angela hielt
eine Antwort darauf für überflüssig.
«Hier, Süße. Das habe ich heute morgen
diktiert.» Ashley übergab ihr eine Kassette, die sie wortlos in Empfang nahm.
Als sie draußen war und Ashley sah, daß Mr. Pringle die Fehler korrigierte,
sagte er: «Das müssen Sie sich nicht bieten lassen, Herzchen. Rufen Sie unsere
Serenissima zurück, und lassen Sie alles neu schreiben.»
«Das ist nicht nötig. Es sind Eingaben
an die verschiedenen Steuerbehörden, und sie sind leserlich genug, um
verständlich zu machen,
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