Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Tod macht den letzten Schnitt

Der Tod macht den letzten Schnitt

Titel: Der Tod macht den letzten Schnitt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nancy Livingston
Vom Netzwerk:
worum Sie bitten.»
    «Leserlich! Sie müssen steinerweichend
sein wie Appelle von Tierschützern oder so was — lassen Sie mal sehen.» Ashley
versuchte erst gar nicht, seine Enttäuschung zu verbergen. «Sind die nicht ein
bißchen trocken, Herzchen? Ich finde, es fehlt das anrührende Pathos. Immerhin
will der Steuereintreiber siebentausend Riesen von mir, keinen halben
Shilling.»
    Mr. Pringle schüttelte den Kopf. «Mit
den Briefen will ich für Sie mildernde Umstände geltend machen, dafür reichen
sie.»
    Ashley mochte das nicht einsehen. «Soll
Richard das nicht mal in die Hand nehmen? Er ist Schriftsteller. Er versteht
sich auf Dramatik.»
    «Ich rate dringend ab. Wir müssen auf
gerichtliche Folgen gefaßt sein, und es wäre psychologisch falsch, jetzt
dramatisch um Nachsicht zu bitten, Fallowfield.» Mr. Pringle kannte inzwischen
die Beträge, die Ashley verheimlicht hatte, und seiner Meinung nach kam es
darauf an, bescheiden aufzutreten. «Sie müssen mit einer gerichtlichen
Vorladung rechnen, wenn Ihre Eingaben abschlägig beschieden werden», warnte er.
    Ashley aber war entzückt. «Ich ziehe
einen meiner neuen Traueranzüge an. Vielleicht den anthrazitfarbenen mit dem
silbrigen Duchessefutter.»
    «Anzüge?»
    «Ja. Sie haben doch gesagt, wegen
Margarite könnte ich so was steuerlich absetzen.»
    «Ich habe von Trauerkleidung für die
Bestattung geredet, doch nicht von mehr.» Besorgnis beschlich Mr. Pringle.
    «Aber ich muß doch wählen können — in
diesem Klima! Weiß ich, wie das Wetter wird? Zwei Anzüge, einer davon aus
sommerlichem Mohair-Mix, plus dem Kaschmirmantel, von dem ich mal gesprochen
habe.»
    Mr. Pringle rang nach Luft.
    «Und dazu Hemden, Unterwäsche... ein,
zwei passende Pullover. Ja, und einen Morgenrock in Paisley — sexy, ich sage
Ihnen! Margarites Lieblingsfarbe war Paisley, sagte sie mir mal. Schwarze
Krawatte noch», beendete er glücklich. «Ich habe jede einzelne Rechnung
aufgehoben. Hier» — er langte unter den Schreibtisch — , «ich habe gerade eine
neue Steuerakte angelegt.» Die Tragetasche von Liberty war schon halb gefüllt.
     
     
    Studio A. Tonregie
     
    Die Tonregie war von beängstigender
Enge und so gesteckt voll mit Apparaturen, daß man sich kaum bewegen konnte.
Newton und Mullin saßen aneinandergepreßt zwischen einem Techniker und dem
Toningenieur vor seinem Mischpult. Lärm aus den riesigen Lautsprechern
erreichte die akustische Schmerzgrenze, aber der Toningenieur überschrie ihn
noch.
    «Nun, meine Herren? Sind Sie hier, um
Nick zu verhaften? Bedienen Sie sich, nehmen Sie ihn mit.»
    Der junge Techniker lächelte etwas
gequält und konzentrierte sich über die Kopfhörer auf das Geräuschband. John,
groß und laut, zog die Tonstärkeregler nach unten — es wurde wohltuend leiser.
    «Was kann ich für Sie tun?» fragte er,
aber Newton beobachtete den Bildschirm. «Wir machen die Szene aus dem
Operationssaal fertig, die von gestern übriggeblieben ist», erklärte John. «Und
keine Angst, das ist bloß Percy, den sie da zerlegen — keiner von der
Besetzung.» Er dröhnte vor Lachen über seinen Witz.
    Die Plastikfüße der Puppe waren
deutlich auf einem der Monitore zu sehen, aber Newton interessierte sich nur
für das Blut, das aus dem Magen sickerte. «Wie macht man das?» fragte er.
    «Kleine Schaumstoffschwämme werden mit
roter Make-up-Farbe getränkt. Hoppla!» Die Kamera war zu weit aufgezogen worden
und zeigte die Beschaffenheit der «Wunde». «Die Wahrheit kommt immer ans
Tageslicht! So sagt man doch, oder?»
    Bernhards Gebrüll kam über
Studiolautsprecher. «Bist du verrückt geworden, Drei?»
    John hörte gar nicht hin. «Du mußt die
Kunden bei Laune halten», grinste er, «sie stehen auf Blut.» Aber Heiterkeit
dieser Art war heute fehl am Platze.
    «Wie ich hörte, gab es am Montag
zwischen zwei Darstellern Streit — unter einem Ihrer Galgen.» Newtons
offizieller Ton vertrieb Johns Fröhlichkeit.
    «Und? Wenn es so war? Es war privat, es
hatte nichts mit Margarite zu tun.»
    «Das zu beurteilen, müssen Sie schon
uns überlassen...»
    «O nein.» Johns Stimmung schlug um. Aus
ihm war ein störrischer Dickkopf geworden, der jede Kooperation verweigerte.
«Wenn Sie wissen wollen, worüber sie geredet haben, fragen Sie sie doch selbst.
Ich klatsche nicht. Ich sage Ihnen nur, daß es Jacinta und Simon waren und daß
sie keinen Mord planten.» Er zog die Regler langsam höher und lächelte rüde.
«Tut mir echt leid, daß ich Ihnen

Weitere Kostenlose Bücher