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Der Tod macht den letzten Schnitt

Der Tod macht den letzten Schnitt

Titel: Der Tod macht den letzten Schnitt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nancy Livingston
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durchzuschalten.»
    «Genau das interessiert mich. Bleibt
diese Kamera immer eingeschaltet?»
    «Nein. Das System schaltet sich
automatisch ein, wenn die Studios geräumt sind. Was heißt, daß ein Mann von der
Sicherheit genügt, um alles zu überwachen, ohne sich vom Empfang zu entfernen.
Bei Betrieb ist die Kamera abgeschaltet.»
    «Pech! War eine vage Hoffnung, aber
wir...»
    Stan dämmerte es. «Sie dachten,
vielleicht hätte jemand tatsächlich gesehen, wie der Mord verübt wurde?»
    «Nicht wirklich — man hätte es uns
gesagt — , hoffe ich wenigstens», seufzte Newton. «Ich hatte eher gehofft, daß
die Kontrollkamera mit einem Aufzeichnungsgerät gekoppelt war.»
    «Nie tagsüber. Wenn das System nachts
arbeitet, kann der Sicherheitsmann durch Tastendruck das Aufzeichnungsgerät
einschalten, sobald er etwas Verdächtiges bemerkt, wir hier oben können das
nicht. Und noch was — diese Kamera muß per Hand bedient werden, wenn sie
ranfahren soll — , das hat unser Mann Montag gemacht. Generell ist sie auf
einen automatischen Rundumschwenk durch das Studio programmiert. Aber
vielleicht gibt es doch jemanden, der Ihnen weiterhelfen kann. Sehen Sie da.»
    Stan zeigte auf die Autorin, die in
Studio C immer noch ihr Buch anpries. «Was Sie da sehen, ist das Bildsignal,
das auf den Sender geht, aber jedes Studio hat noch drei weitere Kameras.»
    «Ich kann nicht folgen.»
    «Sie bleiben den ganzen Tag
eingeschaltet. Selbst wenn sie nicht benutzt werden, haben wir auf den
Monitoren ein Bild, gewöhnlich eine Studiototale.»
    Newtons Stimmung stieg. «Beobachten
Techniker die Aufnahmen?»
    «Bildingenieure überwachen die
technische Qualität. Sie schneiden unentwegt von Kamera zu Kamera wegen des
Farbausgleichs, unabhängig vom Bildmischer. Vielleicht ist einem von ihnen was
aufgefallen.»
    «Und wo finde ich sie?»
    «In der Bildkontrolle. Soll ich mal
nachfragen, ob jemand von der Montagsschicht da ist?»
    «Bitte.»
    Während er über Haustelefon wählte,
meinte Stan mit einer Portion Humor: «Worauf ihr beim nächsten Mord bestehen
solltet, ist die Spezialkamera, die während der gesamten Aufzeichnungszeit auf
einer Person bleibt. Dann kann der Regisseur während der elektronischen
Schnittbearbeitung jederzeit auf diese Person umschneiden. Wenn so eine Kamera
Miss Pelouse am Montag gefolgt wäre, hättet ihr jeden ihrer Schritte auf einem
separaten Band.»
    «Haben Sie Erbarmen. Wir wären unseren
Job los», sagte Mullin.
    Newton überlegte währenddessen, ob
Ashley Fallowfield den Nerv hätte, eine solche Mordaufzeichnung zu senden, und
entschied niedergeschlagen, ja, er hätte. «Ich schätze, keine solche Kamera war
im Einsatz», sagte er laut.
    «Kein Bedarf bei Seifenopern. Hallo,
Kevin? Stan hier...» Nach einem kurzen Gespräch legte er auf. «Sie haben Glück.
Kevin war in A, als es passierte. Er macht heute Überstunden.»
    Sie gingen mit Stan an der ersten
Kabine vorbei. Die Technikerin hatte jetzt beide Füße auf dem Schreibtisch und
las in einem dicken Paperback.
    «Paßt du aufs Telefon auf, Stella?»
Ohne den Kopf zu heben, nickte sie. Hinter ihr bewegten sich lautlos die
Filmbänder, Bild und Ton speichernd, während ein gerüschtes Kind wirkungsvoll
ausrief: «Gott weiß, wann wir uns wiedersehn. Kalt rieselt matter Schauer durch
die Adern, der fast die Lebenswärme erstarren macht.»
    «Ist das noch dieselbe?» fragte Newton
erstaunt. Stella vertauschte ihr Buch mit der Liste. «Nummer acht», erwiderte
sie.
    «Und wofür soll das gut sein?»
    «Sie brauchen ein neues Mädchen für den
Wetterbericht im Frühstücksfernsehen.»
    «Auf ihrem Weg über die rückwärtige
Treppe kommentierte Stan: «MAZ-Techniker ist streckenweise noch langweiliger
als unser Job.»
    «Vermutlich wird es erst interessant,
wenn technische Probleme auftauchen», meinte Newton.
    Stan warf ihm einen anerkennenden Blick
zu. «Anders als bei Ihnen, richtig? Sie fangen gar nicht erst an, bevor es
Probleme gibt. Da kommt kein Stumpfsinn auf.»
    Newton dachte an die endlosen Stunden
hinter der Schreibmaschine. «So was haben wir auch — Routine nennen wir das.»
    «Könnte ich noch mal wählen, ich machte
ganz was anderes... Hier sind wir.» Er stieß eine schalldichte Tür auf. Der
Techniker am Pult rief über die Schulter: «Moment, ich bin gleich soweit», und
setzte sein Gespräch über das Pultmikrofon fort. Auf dem Bildschirm flimmerten
die Bilder wie in früheren Filmen, bis sich die Farbe zu seiner

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