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Der Tod macht den letzten Schnitt

Der Tod macht den letzten Schnitt

Titel: Der Tod macht den letzten Schnitt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nancy Livingston
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Erscheinung verlangt hatte. Auch die Schuhe waren sorgsam mit Zeitungspapier
ausgestopft, um Fasson zu halten.
    «Nach dem, was ich von Fallowfield
weiß, hatte Bowman Alkoholprobleme, die ihn einmal sogar mit dem Gesetz in
Konflikt gebracht haben. Er verlor die Fahrerlaubnis und mußte ein paar Monate
ins Gefängnis. Als er entlassen wurde, bekam er keine Arbeit.»
    «Das muß ja was Schlimmes gewesen
sein.»
    «Fallowfield hat sich nicht näher
geäußert. Als Bowman schließlich bei Rainbow vorsprach, waren sie bereit, ihn
unter der Voraussetzung zu beschäftigen, daß er nicht trinkt.» Mr. Pringle ging
zum Bett. «Hier müßten die Decken sein.» Auf der Bettdecke lag ein großer
Umschlag mit einem offiziellen Stempel. «Die Polizei hat seine Habseligkeiten
zurückgebracht.»
    «Der arme Kerl», wiederholte Mavis mit
einem Seufzer, «hier zu enden! Was für ein Leben!»
    Der Umschlag war aufgerissen,
vermutlich von einem Mieter, und als Mr. Pringle ihn aufhob, fiel die ihm
wohlbekannte Plastiktüte mitsamt dem Inhalt heraus. Er legte alles auf den
Tisch. Mavis betrachtete unterdessen das Paßfoto auf dem Busausweis. «Mr.
Bowman sah gut aus, finde ich, oder?»
    Mr. Pringle erinnerte sich des
markanten Schädels. «Ich glaube, ja.»
    «Ist er das als junger Mann?» Sie hatte
auf einem Wandbrett ein Fotoalbum zwischen einem Stapel von Büchern gefunden.
«Nein, kann nicht sein. Sieht mehr nach Jack Buchanan aus.» Sie las die
Signatur laut vor:
    «Beaumont>, das haben immer Filmstars geschrieben: .
Vielleicht hat Bowman früher mit ihm zusammengearbeitet.»
    «Mavis, ob das die Wolldecken sind?»
Mr. Pringle suchte unter dem Bettzeug.
    «Hast du gesagt, er hätte nicht mehr
getrunken?» Sie hob eine kleine Taschenflasche unter den Gegenständen auf dem
Tisch hoch. «Die ist mir schon Dienstag aufgefallen. Elegant, nicht wahr?» Sie
öffnete die Flasche und roch. «Er war wohl wirklich trocken, da ist ja nur
Wasser drin!» Sie war überrascht. «Warum er sie wohl mit sich herumgetragen
hat?»
    Mr. Pringle nahm sie ihr ab. «Wasser?
Das Leder sieht teuer aus. Die Flasche scheint aus Kristall zu sein.»
    «Vielleicht hat er sie deshalb immer
bei sich gehabt. Mit den Nachbarn hier wäre sie ihm sonst noch gestohlen
worden.» Sie hatte wieder etwas gefunden. «Ob das ein Bild von seiner Freundin
ist?»
    «Keine Ahnung. Kannst du mir eben beim
Bettenmachen helfen?»
    «Nun sieh doch an! Hinten steht
deutlich .
    Mr. Pringle gab das Bettenmachen auf.
«Tatsächlich. Vielleicht sollten wir es zurückgeben. Und bist du sicher, daß in
der Flasche Wasser ist?»
    «Ich bin schließlich Kellnerin,
Liebchen.»
    «Alle haben so geredet, als sei Bowman
angetrunken gewesen und deshalb mitverantwortlich an dem Unfall, obwohl es mir
gar nicht so schien.»
    «Warum sagen wir der Polizei nicht, was
wir gefunden haben? Wenn er nicht betrunken war, sollten sie das vor der
gerichtlichen Untersuchung wissen, finde ich.»
    «Ja...» Mr. Pringle spielte
geistesabwesend mit dem Foto. «Sieht aus, als gehörte es in einen Rahmen. Eins
der Requisitenfotos ist verlorengegangen, hat diese Alix mir erzählt.»
    «Vielleicht hat er es gefunden und bloß
nicht gewußt, an wen er es zurückgeben sollte.» Mavis blätterte wieder im
Fotoalbum. «Er muß viel mit diesem G. S. Beaumont gearbeitet haben. Ob er
vielleicht sein Double war? Die haben die früher in Filmen gebraucht.» Sie
hörte auf zu blättern. «Ob das hier dessen Freundin war? Da steht... Meinem
lieben Mann von seinem lieben Frauchen, was immer das heißt.» Mavis furchte
nachdenklich die Stirn. «Gib mir doch mal das Rainbow-Foto, Liebchen.» Sie
legte beide Fotos nebeneinander. «Weißt du was? Ich glaube, das ist dasselbe
Mädchen. Auf dem Rainbow-Foto trägt sie ein altmodisches Kleid, aber sie hat
denselben Gesichtsausdruck, findest du nicht auch? Voller Vitalität. Wer ist
das wohl gewesen?»
    Mr. Pringle nahm beide Fotos mit ans
Fenster, um sie zu vergleichen. «Ich glaube, mir dämmert etwas», sagte er
langsam.
    «Gar nicht nötig, unter der deutschen
Widmung steht ein Name.» Aber es war nicht der Name, den er erwartet hatte.
    Es gab noch eine letzte Überraschung,
als sie das Bett herrichten wollten. Mavis entdeckte eine Naht an der
Matratzenkante. «Das hast du früher immer gemacht, wenn du was verstecken
wolltest.» Mr. Pringle protestierte — schwach.
    Mit seinem Taschenmesser schlitzte
Mavis die Naht auf und

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